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David Rawlings: Poor David’s Almanack

David Rawlings und Gillian Welch packen mit "Poor David's Almanack" die ganz große Americana & Folk-Keule aus.

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David Rawlings - Poor David's Almanack David Rawlings - Poor David's Almanack. Bildrechte: Acony Records

Während andere Vertreter der Old Time- und Neo-Folkmusik wie die Avett Brothers, Mumford & Sons oder die Old Crow Medicine Show im Rampenlicht stehen, wirkt David Rawlings seit einigen Jahren eher im Hintergrund oder als Nebenmann. Von der Kritik hochgelobt, jedoch ohne den großen kommerziellen Erfolg. Aber von seiner Bedeutung für das Americana-Genre, seinem Können und von der Wertschätzung seiner Kollegen gehört er zu den ganz Großen. Ein Beweis gefällig? Dann einfach mal reinhören in sein neues Album Poor David’s Almanack.

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Wie seit einigen Jahren schon, wirkt auch hier in symbiotischer Verbindung Gillian Welch mit, die ihre eigene Solo-Karriere im Grunde zugunsten der Projekte mit ihrem Lebenspartner zurückstellt. Es ist bereits die achte Studio-Kooperation der beiden. Dennoch läuft die neue CD alleine unter Davids Namen. Unterstützt wird das Americana-Paar dabei von Freunden und Musikern wie Ketch Secor und Critter Fuqua (Old Crow Medicine Show), Taylor und Griffin Goldsmith (The Dawes) oder Brittany Haas (Crooked Still). Aufgenommen hat die bunte Musikerschar das Album mittels Analogtechnik in den legendären Woodland Studios in Nashville. Produziert wurde das Ganze durch die renommierten Produzenten Ken Scott (David Bowie, Beatles) und Matt Andrews.

War Davids vorheriges Werk „Nashville Obsolete“ ein Rückgriff auf die alte Country- und Old Time-Musik, die heute im Nashville-Mainstream keinen Platz mehr hat, so geht er mit „Poor Davids Almanack noch ein Stück weiter. Im Grunde ist David’s neues Album erst einmal ein traditionelles Folkalbum. Denn die Themen, Motive und Melodien klingen oftmals vertraut und doch waren sie so wie hier noch nicht da gewesen. Und so sparsam David und Gillian manchmal in der Instrumentierung und Opulenz ihrer Musik sind, so sind sie es hier auch in der Kommunikation mit dem Publikum. Da gibt es keine langen Liner Notes zur Erklärung oder Entstehung der Songs. Einzig ein Hinweis im Booklet muss zur Bewertung und Einordnung dieser Musik reichen: „Traditionelle Geschichten und Songs wurden als Basis genutzt für verschiedene Songs in dieser Zusammenstellung. Dies sind unsere Versionen, fühlt Euch frei, Eure eigenen zu kreieren.“

Dieser Satz bringt die Entstehung von Folksongs auf den Punkt. Man nehme ein Motiv, eine Geschichte, einen Refrain und eine Melodielinie und füge etwas Eigenes – Neue Strophen oder eine veränderte Melodie – hinzu, und schon hast Du etwas Neues geschaffen. Woody Guthrie ist schon so vorgegangen und Bob Dylan wird diese Arbeitsweise immer wieder gerne als Plagiarismus vorgeworfen, was natürlich großer Unsinn ist. Indem David und Gillian genauso vorgehen, entsteht ein faszinierendes Kaleidoskop traditioneller und zeitgenössischer amerikanischer Folkmusik. Es ist also eigentlich auch ein zeitgenössisches Folkalbum.

Gleich am Anfang wird ein großes Thema der US-Folkmusik bearbeitet. „Midnight Train“ ist ein schönes poetisches Spiel um Züge und Menschen. „Money I The Meat In The Coconut“ greift dann die alte Tradition der kindlichen Folksongs auf: „Froggy Went A Courtin'“, oder „Riding In My Car“ von Woody Guthrie, aber auch „Big Rock Candy Mountain“ schwingen da mit. Letzteres kennen wir ja von John Hartford aus dem „O Brother“-Soundtrack, bei dem ja Gillian wiederum entscheidend beteiligt war.

Nächster Track und wieder eine andere Art von Folksong: „Cumberland Gap“ ist eine dunkle Southern Gothic-Ballade über eine Art Pilgergang nach Kentucky über diesen in 488 Meter Höhe gelegenen Gebirgspass in den Cumberland Mountains, einer Bergkette der Appalachen. Der „Cumberland Gap“ ist hier der „Teufelspass“ und eine düstere Herausforderung. Wieder ein neuer Song, der auf altem aufbaut: Dem traditionellen Song „Cumberland Gap“, von dem es eine berühmte Version von Woody Guthrie gibt. Jason Isbell hat unter diesem Titel gerade erst einen Song veröffentlicht, indem es um die Perspektivlosigkeit der arbeitenden Menschen und der Jugend in den Appalachen geht.

Dass David auch mal ganz nach Bob klingen kann, haben wir schon bei „Nashville Obsolete“ vermerkt. Und hier zeigt er es noch einmal: „Airplane“ könnte so auch gut auf Dylans Trennungsschmerz-Album „Blood On The Tracks“ passen. „Lindsey Button“ klingt dagegen wie eine uralte Mountain-Ballade, während „Guitar Man“ an den Folkrock von Neil Young erinnert. Faszinierend dann der langsame Duettgesang von Rawlings und Welch bei „Yup“. „Good God A Woman“ kommt uns dann gleich wieder bekannt vor, kennen wir doch die Melodie von Johnny Cashs Gefängnissong „I Got Stripes“. Doch diese Melodie ist noch älter, sie geht zurück auf den Blues-Standard „On A Monday“, von dem es wiederum viele Versionen von Leadbelly bis Ry Cooder gibt. Mit „Put ‚Em Up Solid“ beendet schließlich eine wunderschöne Gospel-Ballade diesen majestätischen Liederreigen angemessen. Man möchte diese Platte immer und immer wieder spielen, um nicht aus dieser Folkmusik-Welt gerissen zu werden, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kaum zu unterscheiden sind und in faszinierender Weise scheinbar ineinander aufgehen.

Fazit: Absoluter Anwärter auf zwei Grammys: Für das beste traditionelle und für das beste zeitgenössische Folkalbum! David Rawlings und Gillian Welch sind und bleiben eines der wichtigsten kreativen Zentren der Americana-Genre. Herausragend!

David Rawlings – Poor David’s Almanack: Das Album

David Rawlings - Poor David's Almanack

Titel: Poor David’s Almanack
Künstler: David Rawlings
Veröffentlichungstermin: 11. August 2017
Label: Acony Records (H’Art)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 38:13 Min.
Tracks: 10
Genre: Americana, Folk

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Trackliste: (David Rawlings – Poor David’s Almanack)

01. Midnight Train
02. Money Is the Meat In The Coconut
03. Cumberland Gap
04. Airplane
05. Lindsey Button
06. Come On Over My House
07. Guitar Man
08. Yup
09. Good God A Woman
10. Put ‚Em Up Solid

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Über Thomas Waldherr (850 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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