Blaze Foley – Ein Außenseiter, der zur Legende wurde
Carmen und Kai Nees haben ein Buch über den Texas-Country-Singer-Songwriter Blaze Foley zusammengestellt, das faszinierende Einblicke in das Leben des früh verstorbenen Musikers bietet.
Der Singer-Songwriter Blaze Foley (1949-1989) hätte ein ganz Großer werden können, wenn ihn nicht seine eigenen Dämonen, viel Pech, und ein tragischer, viel zu früher Tod daran gehindert hätten. Carmen und Kai Nees haben in aufwändiger und akribischer Recherche- und Übersetzungsarbeit eine ganze Reihe von Artikeln und Beiträgen über Blaze zusammengestellt und nun in Buchform veröffentlicht. Entstanden ist eine spannende Collage über Leben und Musik des über lange Zeit fast vergessenen Countrykünstlers.
Ein Leben am Abgrund
Blaze war ein Zeitgenosse und Weggefährte des großen Texas-Liedermachers Townes van Zandt. Und ähnlich wie er führte auch Blaze ein Leben am Abgrund. Seine ehemalige Freundin Sybil Rosen, die das Buch „Living I The Woods In A Tree. Remembering Blaze Foley“ geschrieben hat, erinnert sich an das musikalische Talent des liebenswerten jungen Künstlers, der eigentlich Michael David Fuller hieß und aus Arkansas stammte, sich dann aber Blaze Foley nannte und in der Musikszene von Austin, Texas, sein Glück versuchte. Sie erinnert sich an den fürsorglichen Menschen mit Gerechtigkeitssinn, aber auch an den Jungen mit fast unerträglichem Lampenfieber, der in Drogen und Alkohol abrutschte und dabei seine weniger guten Seiten zeigte.
Von großen Kollegen anerkannt
In den gesammelten Beiträgen – u.a. aus dem Americana-Magazin „No Depression“ und einigen texanischen Zeitungen – entsteht das facettenreiche Bild eines widersprüchlichen, sensiblen und unsicheren Künstlers, der im Rausch voller Kraftmeierei und Jähzorn sein konnte. Da er nur für die Musik leben und keinen „Brotjob“ annehmen wollte, war er stets knapp bei Kasse und konnte sich keine Bleibe leisten. Also schlief er bei Freunden, auf Parkbänken, unter Billardtischen und in Müllcontainern. Irgendwann entwickelte er den „Duct Tape“-Spleen und beklebte Schuhe und Anzug mit Klebeband und firmierte in Musikerkreisen als „Duct Tape Messias“.
Und dennoch: Musikalisch und vom Songwriting her brachte er alles mit für eine große Karriere mit. Lyrische Begabung, Beobachtungsschärfe, Ideenreichtung und Witz. Er hätte ein Randy Newman des Country werden können, wenn ihm nicht er selbst und das Schicksal im Weg gestanden hätten.
Kaum hatte er mal einen Plattenvertrag und ein fertiges Werk, konnte man davon ausgehen, dass irgendetwas passiert, das die Veröffentlichung verhindert. Mal wird der Plattenproduzent festgenommen und die Platten beschlagnahmt, mal wird sein Material gestohlen. Es gelingt ihm, im Vorprogramm des großen Kinky Friedman zu landen, doch er vermasselt seine Auftritte im Suff und wird zum Witzobjekt des Kinksters.
Sinnloser, tragischer Tod
Oftmals ist er wochenlang wegen Sauftouren dermaßen daneben, dass selbst enge Freunde wie Gurf Morlix es nicht mehr mit ihm aushalten. Und doch: Seine künstlerischen Qualitäten sind unbestritten. Die großen Country-Stars Willie Nelson und Merle Haggard nehmen seinen Song „If I Could Only Fly“ auf und Singer-Songwriter-Legende John Prine war so angetan von Foleys Songwriting, dass er dessen Stück „Clay Pidgeon“ einspielte.
Aber es hatte nicht sein sollen. Am 1. Februar 1989 wurde er vom Sohn eines Freundes in Folge eines Streites erschossen. Ein tragischer Tod, der ein tragisches Leben vorzeitig beendete und der texanischen Countrymusik eines seiner größten Talente nahm.
Biopic von Ethan Hawke
Doch bei allen Zweifeln, die auch seine Freunde aus Texas-Country-Szene wie Gurf Morlix, Townes Van Zandt, Guy Schwartz, Billy Block oder Calvin Russell immer wieder wegen seines Lebenswandels hatten, so blieb er dennoch bei ihnen hoch angesehen. Lucinda Williams setzte ihm mit „Drunken Angel“ auf ihrem Erfolgsalbum „Car Wheels On A Gravel Road“ ein Denkmal. Und alleine vier Tribute-Alben sind nach seinem Tod erschienen. Und das er trotz allem Spuren hinterlassen hat in der Musikwelt, zeigt auch das neueste Projekt rund um Blaze Foley. Der Schauspieler und Regisseur Ethan Hawke hat soeben auf dem Sundance Film Festival in den USA seinen Film „Blaze“ vorgestellt. Ein interessantes Biopic mit prominenten Mitwirkenden wie Kris Kristofferson (er spielt Blaze‘ Vater), Bob Dylans Tourgitarrist Charlie Sexton (als Townes Van Zandt) und Regisseur Richard Linklater, der sich hier einmal vor die Kamera begibt. Blaze Foley wird von Ben Dickey gespielt und es gibt einige Cameo-Auftritte im Film wie u.a. der von Alynda Lee Segarra („Hurray For The Riff Raff“). Bleibt zu hoffen, dass der Film auch einen deutschen Verleih bekommt und auch bei uns den Kinos zu sehen ist.
Bis dahin ist jedoch das großartige Buch von Carmen und Kai Nees absolute Pflichtlektüre für alle, die sich unter der Oberfläche mit der Musik und ihren Protagonisten beschäftigen wollen.
Carmen & Kai Nees: Blaze Foley. Ein Außenseiter, der zur Legende wurde.
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