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Der Tag an dem die Musik starb … und ihre Auferstehung

Don McLean zeigt eindrucksvoll, dass doch noch nicht alles vorbei ist und die Musik nach wie vor lebt.

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Don McLean Don McLean. Bildrechte: Andreas Weihs

Es war nur ein Lied, das Don McLean vor fast einem halben Jahrhundert unsterblich in den Musikhimmel katapultierte und ihn bis heute nicht mehr los ließ: „American Pie“. Jenes Lied, um dessen Lyrik sich zahlreiche Spekulationen und Gerüchte ranken, die auch der Songschreiber selbst nie wirklich aufklärte. Zur Zeit ist Don McLean wieder einmal auf Konzerttour durch ausgewählte Venues. Der Abschlußabend seiner kleinen Deutschlandtour fand in der Berliner Passionskirche statt und zeigte einen Musiker in Höchstform, der – entgegen seinen eigenen (frühen) Worten, den Beweis erbrachte, dass die Musik nach wie vor lebt. Und wie!

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Gänzlich unspektakulär kommt Don McLean, die Gitarre lässig umgehängt, mit einer Hand in Richtung Publikum winkend, auf die kleine Bühne vor dem Altar und legt sofort los. „Singing The Blues“, ein Guy Mitchell-Cover, schallt unerwartet druckvoll in voller Klarheit durch die Kirche, um sich sofort mit „Everyday“ fortzusetzen. Als stetiger Bewunderer Buddy Hollys sicher keine Überraschung, das dieser Song hier mit an den Anfang des Abends gehört.

Die Musik ist alles was zählt. Keine Show, keine Lichteffekte, keine Videowall. Das alles hat Don McLean und seine kleine, aber feine in Nashville rekrutierte Band – mit Pianist Tony Migliore, Schlagzeuger Jerry Kroon, Gitarrist Vip Vipperman und Bassist Brad Albin, nicht nötig. Alle haben ihre angestammten Plätze. Der Sänger steht mittig und da bleibt er auch, nur ein oder zwei Mal dreht er sich zum Pianisten (Wir sind schon 45 Jahre gemeinsam unterwegs) und dann auch mal zum Schlagzeuger um. Das war es an „Action“. Die Musik indes ist wie eine kleine Zeitreise durch die Country- und Rock’n’Roll Music.

Nach den beiden stimmungsvollen Covers kommt mit „Winterwood“ (von 1971) der erste eigene Song des Abends, gefolgt von „And I Love You So“, einer rührseligen Ballade vom Debütalbum „Tapestry“ (1970). Hier auf der Bühne klingen die Stücke allerdings bedeutend kraftvoller und bei weitem nicht so schwülstig, wie auf den Original-Plattenaufnahmen. Die Musiker leisten ganze Arbeit, drücken ordentlich „Bums“ in den Sound – naja, und die Stimme Don McLeans tut ihr Übriges. Sie ist voller Energie und Kraft, füllt die kleine Kirche bis in jeden Winkel.

Don McLean - Live

Don McLean – Live. Bildrechte: Andreas Weihs


Neben seinen Eigenkompositionen gibt es auch Lieder anderer Interpreten und Songschreiber zu hören, wie Elvis Presleys „Are You Lonesome Tonight“, Roy Orbisons „Crying“ und Dinah Washingtons „Drinkin‘ Again“. McLean macht auch diese zu seinen Eigenen, plaudert dazwischen auch gern über Dies und Das, gibt in lockerer Art kleine Anekdoten preis, stimmt dabei lässig die Gitarre nach, um dann wieder mit Musik fortzufahren. Alles hat irgendwie den Charakter eines „Wohnzimmerkonzertes“, ungezwungen, locker, leicht. Wohltuend!

Don McLean ist immer noch mit Leidenschaft Songschreiber. Dass er auch jetzt noch als solcher in der Autorenszene anerkannt ist, beweisen nicht nur seine Hits, sondern auch sein jüngster Schachzug: Ein 4,5 Millionen Dollar Administrations-Deal mit der Universal Music Publishing Group. Es ist bereits die dritte Verlängerung dieses Abkommens über die Verwertung seiner Songrechte und unterstreicht die Bedeutung McLeans nicht nur als Sänger, sondern auch als Autor. Wie zum Beweis sind natürlich im Konzert auch Lieder zu hören, die erst jüngst entstanden und auf dem aktuellen Album „Botanical Gardens“ zu hören sind. Neben dem bluesigen Titelsong ist es vor allem die flotte Country-Nummer „The Lucky Guy“, die begeistert.

Viele Konzertbesucher sind überrascht von der stilistischen Vielfalt, die ihnen hier geboten wird. Don McLean pendelt sicher zwischen Country und Folk, Rock’n’Roll und Blues, Americana und Pop. Er kredenzt genau die Lieder, die die Fans von ihm hören wollen. Mit dabei auch „Castles In The Air“, „Crossroads“, „Cryin'“. Balladen wechseln mit Uptempo-Nummern, gekonnt verwoben, dramaturgisch sicher aneinander gereiht. Eines der Highlights: „Oh My What A Shame“, begleitet lediglich vom Piano Tony Migliores.

Sehr lange, rund 90 Minuten, müssen die Fans an diesem Abend auf das Lied warten, das 1971 zum Signature-Song des Mannes aus New Rochelle, New York, wurde. Schon damals sprengte es mit achteinhalb Minuten jedes Radioformat, was aber dennoch nicht verhindern konnte, das „American Pie“ zu einem weltweiten Hit wurde. Ein Lied, das den tragischen Absturz des Flugzeuges mit den Rock’n’Roll-Stars Buddy Holly, The Big Bopper und Richie Valens thematisierte und Don McLean schließlich resignierend ausrufen ließ: „The Day The Music Died“. An diesem Abend steht es am Ende des regulären Sets und läßt das Publikum eine Viertelstunde lang klatschend mitsingen. Darauf haben sie gewartet und sie werden nicht enttäuscht, obwohl das Programm davor ebenso außergewöhnlich und mitreißend war. Das jetzt nicht mehr viel kommen kann, ist klar.

Für die Zugaben lassen sich die Fünf nicht lange bitten. Die startet mit einer Reprise von „American Pie“. Nun steht das Publikum in der Kirche, die Begeisterung ist allgegenwärtig. Und noch einmal zieht die Geschichte des Rock’n’Roll an ihnen vorbei, bevor mit „Vincent“ der „Rausschmeißer“ folgt und ein zufriedenes Publikum in die Nacht entläßt.

Claire Ward und Jarrod Dickenson-Live

Claire Ward und Jarrod Dickenson. Bildrechte: Andreas Weihs


Erwähnenswert ist ohne Frage auch der Auftritt des Texaners Jarrod Dickenson mit seiner aus Nordirland stammenden Frau Claire Ward, die das Vorprogramm mit ruhigen, gitarrenbetonten Songs zwischen Country und Folk bestritten. Höhepunkt: Ihre akustische Version von „Seven Spanish Angels“ (bekannt von Willie Nelson und Ray Charles) am Bühnenrand nur wenige Zentimeter vor ihrem Publikum.

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Über Andreas Weihs (126 Artikel)
Fotograf und Journalist. Fachgebiet: Country & Folk. Rezensionen und Konzertberichte.