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Amy Helm: This Too Shall Light

Die Tochter von "The Band"-Drummer Levon Helm legt ein bemerkenswertes Album vor.

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Amy Helm - This Too Shall Light Amy Helm - This Too Shall Light. Bildrechte: Yep Roc Records

Manche Sprösslinge bekannter Musiker haben das Talent geerbt, andere nicht. Einige kennt man, andere nicht. Amy Helm sollten auf alle Fälle mehr Menschen kennen. Denn sie ist nicht mehr und nicht weniger als eine große weiße Gospel-, Country- und Soulsängerin. Als Tochter von „The Band“-Legende Levon Helm und der Singer-Songwriterin Libby Titus hat Amy natürlich Musik und Musikbusiness im wahrsten Sinne des Wortes mit der Muttermilch aufgesogen. Aber dass sie mit This Too Shall Light eines der schönsten und berührendsten Americana-Alben dieses Jahres vorlegen konnte, ist dennoch kein Selbstläufer.

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Schließlich stand sie wirklich lange Zeit im Schatten ihres Vaters. Dem einzigen Südstaatler der ansonsten kanadischen Truppe, die als Begleitmusiker von Bob Dylan berühmt wurden und sich mit ihrem Abschiedskonzert „The Last Waltz“ unsterblich gemacht haben. Helm war das Musikbusiness nie so richtig geheuer. Der Junge aus Arkansas wollte immer nur Musik machen. Daher quittierte er den Dienst, als er zusammen mit dem Rock-Konvertiten Bob Dylan für dessen Musik von den Folkies beschimpft wurde. Kam erst wieder zurück, als Dylan selbst aus dem Rockzirkus ausgestiegen war und im Keller geerdete Musik spielte. Überwarf sich später mit Bandmate Robbie Robertson, weil der gegenüber Filmemacher Scorsese den Bandleader gab, der er gar nicht war. Überwarf sich mit Robertson, weil er eigentlich gar nicht so wirklich mit The Band von der Bühne abtreten wollte. Und weil er fand, dass Robertson über Gebühr Anspruch auf die Credits für die Songs der Band erhob. Blühte dann später mit den jeweiligen neuen Reinkarnationen von „The Band“ auf, musste dann den Selbstmord von Richard Manuel und den Herztod von Rick Danko verkraften ehe er an Lungenkrebs erkrankte, um dann wieder genesen das Singen ganz neu zu lernen, zwei Alben als wunderbare Alterswerke herausbrachte, ehe ihn der Krebs endgültig umbrachte und er sich mit Robbie auf dem Totenbett versöhnte.

Wer mit solch einem Menschen eng zusammenlebt, der erbt nicht nur ein Gespür für Country, Soul, Blues und Gospel, der entwickelt im richtigen Leben die notwendigen Antennen für diese Musik. Der kennt Freude, Hoffnung und Zuversicht ebenso wie Enttäuschung, Verlorenheit, Trauer und die Verwerfungen des Lebens. Vielleicht brauchte Amy Helm so ein ereignisreiches Leben, ehe sie mit 31 Jahren die ersten eigenständigen Schritte als Teil des Alternative Country-Kollektives „Ollabelle“ unternahm. Zehn Jahre lang war sie Teil der Gruppe, war mit ihnen auf Tour, nahm drei hochgelobte Alben auf. Und kehrte doch immer wieder nach Hause zu Vater Levon, der längst eine weise Legende geworden war und ihr immer noch neues lehren konnte.

Und dann machte es wohl doch erst der Tod von Levon im Jahr 2012 möglich, dass seine Tochter aus dem Schatten des ewigen süßen, gelockten Background-Girls hinaustrat. 2015 – da war sie mittlerweile 45 Jahre alt- erschien dann ihr erstes Solo-Album „Didn’t It Rain“. Mit auf der Platte: Levon Helms letzte Schlagzeug-Performance. Doch auch wenn auf „This Too Shall Light“ erneut zwei Reminiszenzen an den Papa enthalten sind – neben „The Stones I Throw“, einem Song von Levon & The Hawks von 1965, ist auch das Arrangement des Traditionals „Gloryland“ von Levon – so ist kann Amy längst ohne Querverweis zum Papa bestehen.

Denn das , was sie auf dieser Platte, kongenial unterstützt vom Produzenten-Prinz Joe Henry, singt, ist nicht mehr und nicht weniger als ganz tiefes Sentiment voller Empathie in den Genren Gospel, Soul und Alternative Country. Amy Helm hat sich an eine ganz diverse Mischung von Songs herangewagt und in großem Stil gewonnen. Das Spektrum reicht von Rod Stewarts „Mandolin Wind“ über Allen Toussaints „Freedom for the Stallion“ bis hin zu „Michigan“ von den „Milk Carton Kids“. Der Titeltrack ist geschrieben von Hiss Golden Messenger’s MC Taylor and Josh Kaufman (Josh Ritter, Bob Weir, Craig Finn) und ist eine gute Zusammenfassung wofür dieses Album steht. Es soll Hoffnung und Zuversicht geben. Es gibt ein Licht, das aus dem dunklen führt. Und auch auf das, was zu Unrecht im Verborgenen ist, soll Licht fallen. Man kann dies persönlich, spirituell, religiös oder angesichts der aktuellen Umstände in den USA auch politisch verstehen. Und ein bisschen von allem ist sicher auch von Amy mit diesem Album gemeint.

Und vielleicht ist es ja auch Amy selbst, die nach des Vaters Tod nun endlich leuchten soll, damit „The Circle“ wirklich „unbroken“ sein kann.

Fazit: Amy Helm entpuppt sich mit diesem Album als einer wichtigsten großen amerikanischen Stimmen in Gospel, Soul und Country. Gänsehautmomente!

Amy Helm – This Too Shall Light: Das Album

Amy Helm - This Too Shall Light

Titel: This Too Shall Light
Künstler: Amy Helm
Veröffentlicht: 21. September 2018
Label: Yep Roc Records
Vertrieb: H’Art
Formate: CD & Digital
Laufzeit: 38:01 Min.
Tracks: 10
Genre: Americana, Gospel, Soul

Zum Bestellen bitte auf die Buttons klicken! Amy Helm - This Too Shall Light: Bei Amazon bestellen Amy Helm - This Too Shall Light: Bei JPC bestellen

Trackliste: (This Too Shall Light)

01. This Too Shall Light
02. Odetta
03. Michigan
04. Freedom for the Stallion
05. Mandolin Wind
06. Long Daddy Green
07. The Stones I Throw
08. Heaven’s Holding Me
09. River of Love
10. Gloryland

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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