500 Miles Away From Home: Benefiz-Country in Hallbergmoos
Benefizveranstaltung zu Gunsten des "Indianercamps".
Am 03. November machte ich mich auf nach Süden zum 3. Country Benefits Event im Klausner Hof vor der Toren Hallbergmoos in Bayern. Also einmal quer durch die Republik vom Niederrhein bis kurz vorm Münchener Airport rechts ab um für Country.de dabei zu sein.
Einlass zum Events war um 17.30 Uhr und auf der Setliste standen Annie & the Dusty Boots, Chiara S., Chris Jürgens und Rebel Bunch, Als Special Guest war zudem die Formation „De Waltons“ mit von der Partie im Partystadl des Hausler Hofs. Ausrichter war der Verein Sothernstars, die aktiv etwas zum Erhalt der Country- und Westernszene beitragen wollen und so zahlreiche Veranstaltungen übers Jahr organisieren. Und das ganze halt immer für einen karitativen Zweck – wie an diesem Abend zu Gunsten des Projekts „Indianercamp“ des Gemeindejugendwerk Bayern.
Falls sich jetzt die ersten Leser wundern, dass es in Bayern an einem Samstag schon um 17.30 Uhr mit Livemusik losgeht, der kann beruhigt sein. Um 17.30 Uhr startete der Einlass für die zahlreich erwarteten Gäste – der Stadl war fast ausverkauft – und die ankommenden Linedancer konnten sich zur Musik aus der Konserve schon einmal aufwärmen.
Start der Livemusik war dann „erst“ um 19.30 Uhr nachdem sich der Stadl auch mit deutlich über 250 Countryfans gut gefüllt hatte und nur noch die Tanzfläche frei blieb. Den Opener machten an diesem Abend Annie & the Dusty Boots; heute mit Verstärkung an den Drums durch den Drummer von Rebel Bunch. Für die, die Annie und ihre Jungs noch nicht kennen hier ein paar Infos: Die 3er-Besetzung Annie (Gesang, Gitarret), Karl-Heinz (Bass) und Max (Gesang, Gitarre) begeistert mit einer Mischung aus traditioneller Country Music und New Country Rock ihr Publikum. Die Band spielt „just for fun“, konnte aber auch schon auf großen Bühnen wie der in Pullman City überzeugen. Für Sängerin Annie steht die Musik privat wie beruflich im Mittelpunkt. Mit Songs wie „Call Me The Breeze“, „I Wanna Be A Hillbilly“ oder auch „Jackson“ freuten sich Countryfans über ehrliche, handgemachte Songs und die Linedancer über hunderprozent tanzbare Musik. Als letzten Songs ihres Parts holten sich Annie und ihre Jungs noch ein wenig mehr Unterstützung mit auf die Bühne: Danah Heiser, die Sängerin von Rebel Bunch und den Steiger Mich von De Waltons. Mit allen zusammen gab es dann „Man Of Constant Sorrow“.
Da es im Programm einen kurze Pause wegen technischer Umbauten auf der Bühne gab, hier die versprochenen Infos zum Charity-Projekt „Indianercamp“. Indianercamps sind Freizeiten, die ausschließlich Kindern von Inhaftierten offen stehen. Die Verantwortlichen des GJW Bayern wollen diesen Kindern und Jugendlichen mit diesem Angebot eine Woche Urlaub aus ihrem häufig belasteten Alltag ermöglichen. Das Indianercamp wird in den Sommerferien als Zeltlager für Kinder im Alter zwischen 7 bis 13 Jahren angeboten. 1989 entstand die Idee, ein Indianercamp für Kinder von Strafgefangenen anzubieten. Diese Wochenenden werden zur Hälfte aus Spenden getragen, die andere Hälfte tragen die Familien meist selbst.
Zurück in den Stadl des Hausler Hof und die Bühne, auf der jetzt eine junge Countrylady stand, die den Namen Chiara S. trägt. Die 18-jährige Dame aus Bad Heilbrunn hat beim Benefiz-Konzert in Hallbergmoos das Publikum auch mit modernen Songs unterhalten Das bisherige Highlight in ihrer noch jungen Karriere war sicher der Liveauftritt mit Peter Maffay – vor ausverkauftem Haus – in Kempten. Zur Zeit absolviert Chiara eine Ausbildung zur Gesangslehrerin. Auf ihrer leider viel zu kurzen Setliste standen Songs wie „It Happens“ oder auch „Any Man Of Mine“. Dass das junge Cowgirl sicherlich nicht das letzte Mal zu Gast im Hausler Hof war, lag sicherlich auch an den Lautstarken Zugaberufen aus dem Publikum. Und welcher Künstler will schon sein Publikum enttäuschen – also gab es als allerletzten Song dann „My Church“ von Maren Morris. Begleitet wurde Chiara von Audiofiles vom Laptop, da noch keine eigene Begleitband vorhanden ist.
Nach der jungen Countrylady standen nun drei Cowboys auf der Bühne, die allesamt auf den Namen De Waltons hören. Außerhalb Bavarias sind die Jungs nicht jedem bekannt, so dass hier erst mal ein paar Infos zur Formation angebracht scheinen. Sie besteht aus bekannten Musikern der Szene, die sich immer wieder in unterschiedlichen Formationen zusammenfinden, was das Besondere an dieser Band neben ihrer Spielfreude ausmacht. An Name und Geschmack arbeiten sie noch.
Das Repertoire erstreckt sich von Blues über Rock, Country bis zu Gospel und Irish Folk. Es werden auch Klassiker von U2, Prince und AC/DC im ganz persönlichen Arrangement und alles akustisch dargeboten. Die Band besteht aus dem Sänger und Gitarristen Chris Spieß, (The Bunch, Second Hand Boys), am Schlagzeug und Cajon sitzt Chris Völkl (3 Dayz Whizkey), der auch singt und die Gitarre nimmt, bevor ihm langweilig wird. Steiger Mich aus Kareth (Koller & Harrer) zupft in seiner unnachahmlichen Art das Banjo und untermalt dies mit Gesang und hochgeistigen Anekdoten. Am Kontrabass steht Steffen Zünkeler (Yellow Cab, JojoEffect), der dem Ganzen erst den richtigen Ton gibt, a wenn er a Preiß is.
Die Jungs verbreiteten mit ihrer Art jede Menge Spaß und gute Laune – sei es mit ihrer Interpretation bekannter Titel wie „Paradise City“ oder „Hey Good Lookin'“ oder den ganz speziellen Einlagen zwischen den Songs die als Geständnisse eines Musikers vielleicht irgendwann mal als Buch veröffentlicht werden- in Bayern sind solche Einlagen als Gstanzl bekannt. Das De Waltons nicht einfach ihre Show ableisten merkte man spätestens an der Stelle an der alle bis auf Steffen sich mit den Instrumenten im Stadl auf Tour begaben und ganz nah bei den Fans zu finden waren. Ja so sans, De Waltons … Musikalisch gab es dazu dann „C’est La Vie“. Über die ganze Show hinweg vergaßen die drei aber nicht den wohltätigen Zweck der Veranstaltung und forderten noch einmal klar auf „Haut’s halt noch ’nen 10er raus …“ Als Belohnung gab es dann auch schon den letzten Song des einstündigen Auftritts: „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“. Aber da die Countryfans auch von den drei Jungs nicht genug bekommen konnten, mussten sie eine Zugabe spielen Man einigte sich auf „Home With You“ und verkündete, dass man sie ja auch auf CD mit nach Hause nehmen könne und die Einnahmen aus dem Verkauf an diesem Abend natürlich mit dem Indianercamp zu Gute kommen. Danke dafür!
Auf die Gebrüder Walton betrat nun der kleine Bruder von Udo Jürgens die Bühne – Chris Jürgens. Und nein, die Namensgleichheit ist rein zufällig und Chris hat auch nichts mit deutschem Schlager am Hut – er steht auf Jeans (Latzhose) und Countrymusik. Dementsprechende fanden die Linedancer seine Songs bestens zum Tanz geeignet. Ähnlich wie seine Kollegin Chiara beglückte Chris auch nur kurz die Countryfans im Partystadl des Hausler Hof. Mit Songs wie „Guitars And Cadillacs“ oder „Green Green Gras Of Home“ und „Amazing Grace“ passten seine Songs voll in das Konzept des Abends eine möglichst große Bandbreite an Countrymusik zu präsentieren, damit möglichst jeder seinen Lieblingsmusik wiederfinden konnte und so ein hoher Spendenbeitrag zustande kommen kann. Trotz der kurzen Dauer seines Sets kam auch Chris Jürgens nicht ohne Zugabe von der Bühne – nach kurzer Abstimmung mit der Technik und der Sache nach dem richtigen MP3-File gab es dann auch noch „Chattahoochee“ von Alan Jackson.
Um 22.45 Uhr war dann die Zeit gekommen für Rebell Bunch aus dem benachbarten München. Was tun eine Sängerin und ein Schlagzeuger, wenn sie merken, dass ihr Herzblut für die Countrymusik schlägt? Sie gründen eine Countryband, so geschehen im Sommer 2009 – also vor knapp 10 Jahren. Und auch heute noch ist Rebel Bunch eine Band in der Szene, die mit ihren eigenen Songs tolle Geschichten erzählt, die das Leben schreibt. Einige davon – zusammen mit Coversongs – brachten Danah und ihre Jungs in der folgenden Stunde zu Gehör. Zu Beginn gab es passend „Real Fine Place To Start“ gefolgt von einem Song aus der Feder von Martina McBride „Independence Day“. Aber selbstverständlich hatten die Rebels auch ihre eigenen Songs mit am Start. So zum Beispiel die Live-Premiere von „Invisible“ – ein Song, der demnächst auf dem dritten Album der Band veröffentlicht wird. Aus dem Album „Ready To Ride“ schloss sich dann „Back In My Boots“ an – ein Song den Mike am Schlagzeug sang. Und wenn wir an dieser Stelle schon mal Namen verraten, dann hier die vollständige Besetzung von Rebel Bunch: Frontfrau mit Gitarre und Gesang ist Danah, wie schon erwähnt der singende Drummer hört auf den Namen Mike. Unterstützt werden sie durch Ron am Piano und Schoss am Bass.
Weiter mit Livemusik on stage: Nach einiger Zeit fühlte sich Danah als einzige Lady wohl unterrepräsentiert und holte sich Annie als Verstärkung mit auf die Bühne. Zusammen gab es dann „Two More Bottles Of Wine“ und auch spontan die Hymne der Countrymusik „Country Roads“.
Und was passiert, wenn man Musikern die Idee zur Titelzeile vorab schon mitteilt sie suchen den passenden Song und spielen ihn. Folglich ertönte dann auch „500 Miles“. Ihm folgte der „Sommerhit“ des Jahres 2018 aus dem Bereich Country – „Have You Ever Seen The Rain“. Langsam aber sicher näherten wir uns auch mit diesem Set dem Ende und als Höhepunkt gab es dann auch was zum Mitsingen – so erklang dann auch der Refrain zu „Proud Mary“ gleich aus hunderten von Kehlen.
Das war dann auch quasi der offiziell letzte Song von Rebel Bunch, aber das Programm ging nun nahtlos über zur Jam-Session aller anwesenden Künstler. Zuerst wurde Nachwuchssängerin Chiara nochmal auf die Bühne gerufen für den Song „What’s Going On“. Danach füllte sich die Bühne mit Annie und den Jungs, De Waltons und auch Chris Jürgens. Zwischenzeitlich wurde ein weiterer Kollege im Publikum entdeckt und so „musste“ Jeffrey Backus auch mit auf die Bühne und sang beim großen Medley bekannter Countrysongs kräftig mit: „Will The Circle Be Unbroken“ in einer ganz speziellen Version für diesen Abend.
Dachten die Künstler damit nun ihren Job erledigt zu haben, so waren hunderte Fans da ganz andere Meinung und riefen vehement nach einer Zugabe. Klar, dass sich die Artisten on stage schnell einige wurden und noch zwei weiterer Songs darboten: „Sweat Home Alabama“ und „Highway To Hell“. Letzteren verbunden mit den besten Wünschen für ein gesundes Heimkommen. So ging ein toller Abend für einen guten Zweck zu Ende und ein Blick auf die Uhr offenbart, dass es mittlerweile 0.30 Uhr am Sonntagmorgen war. Ich plauschte noch ein wenig mit den Musikern des Abends und machte mich dann auf zurück ins Hotel um vor der Rückreise noch ein wenig Schlaf zu bekommen.