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Alejandro Escovedo: The Crossing

Der legendäre Americana-Singer-Songwriter veröffentlicht mit "The Crossing“ ein politisch engagiertes Album. 2019 zwei Konzerttermine in Deutschland.

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Alejandro Escovedo - The Crossing Alejandro Escovedo - The Crossing. Bildrechte: Yep Roc

Je verstörender die Aussagen und das Handeln der herrschenden politischen Akteure in Amerika werden, desto mehr beschäftigen sich die Americana-Musiker mit den Folgen für die Wirklichkeit der einfachen Leute abseits der Progaganda. Neben Jason Isbell und Will Hoge, hat sich nun auch Americana-Altmeister Alejandro Escovedo zu Wort gemeldet. „Mit diesem mächtigen, politisch engagierten Album irgendwo zwischen Los Lobos, Chuck Prophet, R.E.M., Calexico und Richmond Fontaine erweist sich Escovedo wieder einmal als einer der herausragenden, dabei jedoch leider sträflich unterbewerteten Folkrock-Songwriter der USA“, schreibt der „Stern“ über das neue Album The Crossing von Alejandro Escovedo.

Vom Einwanderer zum Fixpunkt der Musikszene von Austin

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Und in der hat der „Stern“ hier einmal Recht. Der Sohn einer mexikanischen Einwandererfamilie, die einige talentierte Musiker hervorgebracht hat ist seit langem ein wichtiger Fixpunkt der Musikszene in Austin, Texas. Dort adaptierte er in den frühen 1990er Jahren die Roots Rock- und Alternative Country-Music in den Bands „Rank and File“ sowie „True Believers“ für sich, arbeitete später mit Ryan Adams zusammen und wurde vom Americana-Magazin „No Depression“ zum „Künstler des Jahrzehnts“ erklärt. Anfang des Jahrtausends leidet er einige Jahre unter der Krankheit Hepatitis C. Da die Behandlung kostspielig war und seine finanziellen Möglichkeiten überstieg, spielten Freunde und Kollegen von ihm auf mehreren Shows und auf einer CD seine Songs. Mit dabei waren u.a. Steve Earle, Lucinda Williams, The Jayhawks, Son Volt und Bob Neuwirth.

Seit seiner Genesung hat Escovedo einige bemerkenswerte Alben mit seinem Stammproduzenten Tony Visconti veröffentlicht und tummelt sich immer wieder in diversen musikalischen Projekten. Seite derzeitige Band stammt aus Italien, Don Antonio, Ko-Autor des Albums und seine Band breiten auf „The Crossing“ einen staubigen Wüsten-Klangteppich aus, der bestens in die texanisch-mexikanische Grenzlandschaft passt, der aber auch flexibel genug ist, immer wieder mal in den gepflegten Folk-Rock zu wechseln.

Der Longplayer als Konzeptalbum

Inhaltlich handelt es sich bei dem Longplayer von Escovedo und Antonio um ein Konzeptalbum. Es erzählt die Geschichte zweier Einwanderer. Die beiden Protagonisten Salvo (Italien) und Diego (Mexiko), treffen sich in Texas, um ihr „gelobtes Land“ zu finden. Und sie haben den großen Traum vom Rock’n’Roll. Doch Trumps Amerika ist überhaupt nicht das, wofür dieses Land eigentlich mal stand, als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für alle. Escovedo weiß ohnehin als Kind einer Einwandererfamilie einiges zu erzählen über latenten Rassismus gegen die Mexicanos und Latinos in den USA. Daher weiß er schon lange, dass diese von den Republikanern nichts zu erwarten haben. Als vor einigen Jahren bekannt wurde, dass der Präsident George W. Bush aus dem reichen texanischen Öl-Clan den Escovedo-Song „Castanets“ auf seiner iPod-Playliste hatte, erklärte er, den Song nicht mehr spielen zu wollen, bis Bush in von seiner Playliste nehme oder aus dem Amt geschieden sei. Erst kurz vor Ende von Bushs Amtszeit spielte er dann wieder live.

Lieder über Hoffnungen, Rassismus und Enttäuschung

Nun also dieser Songzyklus. Es gärte wohl länger in ihm und nun sind – Dank der Hilfe von Antonio – diese Songs in der Welt und bilden zusammen ein Breitbild-Panorama und zeigen damit die Gegensätze umso deutlicher auf: Weites Land, engstirnige Menschen, Grenzen überall. Authentischer über Flucht, Rassismus und Enttäuschung hat bislang kaum jemand gesungen. Denn die Perspektive ist die Perspektive der Immigranten. Ihre Wünsche, ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschungen und auch den Hass und die Gewalt, die ihnen entgegenschlagen. Die kennt Escovedo bestens. Und darum hat dieses Album seine eigene Note unter den Alben die sich dieser Tage kritisch mit den aktuellen Verhältnissen in den USA beschäftigen.

Und auch für sich funktionieren Song wie „Silver City“, „Texas Is My Mother“ oder „Sonica USA“. Die Geschichten sind stimmig, die Lyrik und ihre Bilder passend. In „Teenage Luggage“ heißt es ebenso treffend wie resignativ „America is beautiful, America is ill, America’s a blood stain in a honky-tonk kill.“ Und in „Something Blue“ bringt Escovedo den ganzen Wahnwitz Amerikas in nur einem Vers zum Ausdruck, als wäre es ein Stück von Dylan: „The wind took my friend away, Blew away yesterday, The government lies, children die, They still won’t appeal the court. Is there money to be made, Off the people’s parade, Selling broken hearts outside the door?“ Große Kunst, die Escovedo hier abliefert.

Ein großes Album

Unterstützt wurde Escovedo neben Don Antonio und seiner Band auch von großartigen Gastmusikern. Joe Ely und Willy Vlautin (die beide auch je einen Song beigesteuert haben) beispielsweise. Vlautin ist ja auch als Schriftsteller bekannt, der in seinen Romanen über die Unglücklichen und die Randständigen und die Verlierer des amerikanischen Traums schreibt. Ebenfalls dabei: Wayne Kramer (MC5) bis zu James Williamson (The Stooges).

Fazit: Alejandro Escovedo ist da ein ganz großes Album gelungen. Ein Panorama des heutigen Amerikas und ein düsteres und realistisches Bild davon, wie dieses Land heute mit Einwanderern umgeht. Packend!

Alejandro Escovedo – The Crossing: Das Album

Alejandro Escovedo - The Crossing

Titel: The Crossing
Künstler: Alejandro Escovedo
Veröffentlichungstermin: 13. September 2018
Label: Yep Roc
Vertrieb: H’art
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 59:32 Min.
Tracks: 17
Genre: Americana

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Trackliste: (The Crossing)

01. Andare
02. Footsteps In The Shadows
03. Texas Is My Mother
04. Teenage Luggage
05. Something Blue
06. Outlaw For You
07. Amor Puro
08. Waiting For Me
09. How Many Times
10. Cherry Blossom Rain
11. Sonica USA
12. Rio Navidad
13. Silver City
14. Fury And Fire
15. Flying
16. MC Overload
17. The Crossing

Alejandro Escovedo 2019 in Deutschland

Mittwoch, 24. April in Berlin (Quasimodo)
Donnerstag, 25. April in Frankfurt am Main (Brotfabrik)

Tickets für das Konzert können hier bestellt werden: Alejandro Escovedo 2019

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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