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Die Americana Top-10-Alben des Jahres 2019

Thomas Waldherr legt die Liste seiner persönlichen Jahresfavoriten vor.

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Americana Top 10 Country Music Charts - Americana Top 10. Bildrechte: Country.de / Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Sony Music, Universal Music & Warner Music.

Wieder einmal ist die Zeit zwischen den Jahren auch dafür genutzt worden, die besten Americana-Alben des Jahres auszuwählen. Und die Auswahl ist wieder denkbar subjektiv und erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Unter den Auserwählten sind Altmeister und Newcomer, Frauenpower und Männerfreundschaften. Vielen ist gemein, dass sie sich explizit mit den gesellschaftlichen Zuständen in den USA auseinandersetzen und dabei immer noch an den amerikanischen Traum glauben. Hier meine, wie immer subjektive, Auswahl der Top 10 Americana-Alben.

01. Our Native Daughters: Songs Of Our Native Daughters

Weil das Projekt dieser vier afroamerikanischen Frauen ein Projekt voller Selbstbewusstsein ist. Voller Freude über das, was sie verbindet und wozu Frauen imstande sind und voller Schmerz über das traurige Schicksal so vieler afroamerikanischer Frauen in der Geschichte der USA. Dick Powell bringt es auf den Punkt, wenn er in den Liner Notes schreibt, er hätte noch nie so viel Lachen und Weinen hören bei der Aufnahme eines Albums wie bei diesem. „Songs Of Our Native Daughters“ ist ein ebenso überfälliges wir unserer Zeit angemessenes Album. Vier starke Künstlerinnen, vereint auf einem Album, beweisen erneut das große musikalische Potential der afroamerikanischen Frauen.

02. The Highwomen: The Highwomen

Weil Brandi Carlile, Natalie Hemby, Maren Morris und Amanda Shires den ganzen Männer-Country-Muff hinter sich lassen und starke Americana- und Countrymusik aus weiblicher Perspektive machen. Schon die Adaption des Klassikers „Highwaymen“ ist eine richtig starke Nummer. Vier verschiedene Frauenfiguren zeigen selbstbewusst, wozu Frauen fähig sind, verdeutlichen aber auch, wie Frauen deswegen immer auch Opfer von männlicher Gewalt waren. Die vier Musikerinnen brechen auch in der Folge des Albums aus den übretkommenen Frauenrollen aus. Relevante Rootsmusik as it’s best.

03. Bob Dylan feat. Johnny Cash: Travelin‘ Thru (1967 – 1969) – Bootleg Series 15

Weil diese Juwelen nun nach 50 Jahren endlich veröffentlicht wurden und man zwei der Größten amerikanischen Sänger überhaupt dabei zuhören kann, wie sie einen gemeinsamen Liederkanon sich erarbeiten, bei dem voller Respekt jeder auch die Lieder des anderen singt. Der eine – Cash, auf einem erneuten Karrierehöhepunkt, der andere – Dylan, eher auf der Suche nach neuen geeigneten musikalischen Ausdrucksformen. Und nebenbei ist es auch das Dokument darüber, wie zwei Pole der US-Musiklandschaft – hier die Leitfigur der Gegenkultur, dort der Star des „konservativen“ Countrymusik – ganz entspannt miteinander musizieren und damit auch vermeintliche Gräben überwinden.

04. Neil Young & Crazy Horse: Colorado

Weil die alten Schlachtrösser einen Longplayer vorlegen, der perfekt die Markenzeichen der Künstler zwischen Country & Folk und Garagenrock austariert. Spitzen gegen die aktuellen politischen Entwicklungen in den USA inklusive. Neil Young gibt einfach und glücklicherweise keine Ruhe: Seine mal sanft-schöne, dann wiederbrachial-schräge Musik transportiert wichtige menschliche Werte und engagierte Inhalte und wendet sich damit gegen eine Welt voller Hass und Gewalt. Er singt an gegne alte weiße Männer und Umweltzerstörung und für den amerikanischen Schmelztiegel-Traum. Neil Young bleibt eine Stimme der Hoffnung!

05. J.S. Ondara: Tales Of America

Weil es eine tolle Platte und eine tolle Geschichte drum herum gibt. Der Kenianer Ondara kann mit viel Glück sich seinen Lebenstraum erfüllen, nach Amerika, in das Land seines Vorbildes Bob Dylan auszuwandern. Dort wohnt er ausgerechnet bei Verwandten in Dylans Heimatstaat Minnesota und bekommt nach harter Ochsentour einen Plattenvertrag. Zu Recht: Es ist ein schönes, aber auxch nachdenkliches Album geworden angesichts der kritischen Bestandsaufnahme, die Ondaras Werk leistet. Bei aller Dankbarkeit Ondaras, sich seinen Lebenstraum im gelobten Land erfüllt zu haben, erkennt er doch die Gefahren und Schwächen der Realität dieses amerikanischen Traums.

06. Trigger Hippy: Full Circle And Then Some

Weil das Bandprojekt rund um Black Crowes-Mitbegründer Steve Gorman auf ihrem neuen Album nbestes Americana bieten. Schon die ersten Töne klingen vertraut, ebenso die musikalische Mischung aus Rock, Rythm & Blues, Country, Soul und Gospel. Diese werden bestens durchbuchstabiert, mit großem Wohlfühlfaktor. Mal klingt es nach New Orleans, mal richtig rockig, dann meint man Aufnahmen der Basement Tapes zu hören. Zu Gorman und Nick Govrik sind in der jetzigen Formation Sänger und Multi-Instrumentalist Ed Jurdi (Band Of Heathens) sowieSängerin und Saxophonistin Amber Woodhouse Amber dazugestoßen.

07. Son Volt: Union

Weil das musikalisch-ästhetisch-politische Erbe von Woody Guthrie hier ganz perfekt in die Gegenwart transportiert wird. Es ist eine ganz starke Sammlung von Songs und bringt Gegenwart, Geschichte und Zukunft der USA in einen Zusammenhang, indem es immer wieder klar stellt, dass es aus der Perspektive der Benachteiligten geschrieben ist. Er erzählt von der Whistleblowerin in NSA-Diensten Reality Winner, und stellt ihr einen US-Präsidenten gegenüber, der Gewinner wurde, weil er aus der Welt der Reality Shows bekannt war. Und mit „Union“ singt Farrar gleichsam den traurigen Schwanengesang auf den amerikanischen Traum. Bestechend!

08. Trapper Schoepp: Primetime Ilusion

Weil der junge Singer-Songwriter aus Wisconsin nicht nur die Traute hatte, einen Bob Dylan-Gedicht zu vertonen, sondern auch desweiteren starke Songs geschrieben hat. Ihm sind bemerkenswerte Stücke gelungen, die sich mit den Menschen und den zerbrochenen Träumen des heutigen Amerikas beschäftigen. So wie „What You Do To Her“, in dem Trapper sich zusammen mit Nicole Atkins gegen die Unkultur des sexuellen Übergriffs wendet und von den Männern ein Umdenken fordert. Selten hat man zuletzt solch eine starke Verbindung von interessanten Geschichten und Texten gehört.

09. Tim Grimm: Heart Land Again

Weil sein neues Album voller Empathie und Sympathie für die Menschen im mittleren Westen der USA ist und es ein Zeichen gegen die Spaltung Amerikas darstellt. Es ist ein Füllhorn dichter Erzählungen rund um die Menschen dieses Landstrichs und ihren Geschichten und Schicksalen. Eine echte Liebeserklärung und stets weit davon entfernt, das Landleben gegen andere Lebensformen auszuspielen. Tim Grimm ist ein aufgeklärter, progressiver Folksänger, ganz im Stil von Woody Guthrie und Ramblin‘ Jack Elliott.

10. Eilen Jewell: Gypsy

Weil Eilen Jewell Musik geschrieben hat, die wie das Leben ist. Sie singt über Gründe zur Freude, zur Trauer, zur Furcht, zum Kämpfen und zur Kritik. Das Album ist eine perfekte Mischung aus Singer-Songwriter-Country, Honky Tonk, Country-Rock und Folk, die Eilens wunderbare Geschichten perfekt kleiden. Und sie schreckt auch nicht davor zurück, mit „79 Cent“ eine ebenso bitterböse wie unterhaltsame Abrechnung mit den frauenfeindlichen Allüren des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu veröffentlichen.

Soweit die Top 10 des Jahres 2019. Ganz nah dran an der Qualität der amerikanischen Produktionen sind auch einige hiesige Americana-Acts und ihre Veröffentlichungen. Im weiteren Blickfeld sind daher auch Wolf Schubert-K mit „Odyssee“, Helt Oncale mit seinem Album „Helt Oncale Solo“, Copper Smoke mit „It’s About Time“ und Markus Rill mit „Songland“.

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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