Das Jahr 2021 in den Country Charts des Billboard Magazin
Jahresrückblick: Wer hat die meisten Alben und Singles verkauft bzw. war beim Streaming top?
Am Anfang des Jahres sah Morgan Wallen aus wie der große Verlierer, denn seine Konzerte wurden abgesagt, desgleichen Fernsehauftritte. Seine Plattenfirma distanzierte sich von ihm. Die Countryradiostationen in den Staaten nahmen seine Songs von den Playlisten. Warum? Weil Wallen in angeheitertem Zustand nächstens mit dem N-Wort herumgeschimpft hatte und ein Nachbar ihn dabei auf Video gebannt hatte. Die meisten seiner Country-Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel Maren Morris, kritisierten ihn scharf. Und die Folgen? Er verlor zwar die Kleinigkeit von einer halben Million Dollar an Honoraren, doch sein „Dangerous: The Double Album“ blieb 2021 monatelang auf Platz 1 der bestverkauften Country-CD und wurde sogar das bestverkaufte aller Genres in den USA. Dadurch steht Wallen auch an der Spitze aller Countrykünstler, ist logischerweise der erfolgreichste männliche Sänger und er erreichte die höchsten Streaming-Zahlen.
Luke Combs folgte mit knappem Abstand. Er war der am meisten von den Countryradios gespielte Sänger und sein „Forever After All“ war die Jahresnummer 1 der Country Songs, die Airplay, Streaming und Verläufe berücksichtigt. Die erfolgreichste Frau in der Countrymusik war Gabby Barrett, was sie vor allem ihrem Riesenhit „I Hope“ zu verdanken hat. Eine Frau ist auch die beste Debütantin im Jahr 2021, Lainey Wilson mit ihrem „Things A Man Oughta Know“, gefolgt von Elvie Shane und der Kanadierin Tenille Arts. In den Countryradios wurde ein textlich erbauendes Duett am meisten gespielt: Chris Young und Kane Brown, die in „Famous Friends“ die vielen Menschen, die Gutes tun, aber nicht gut bezahlt werden, feiern.
Die Liste der erfolgreichsten Countrykünstler des Jahres 2021 wird wie gesagt von Morgan Wallen und Luke Combs angeführt. Es folgen Chris Stapleton, Gabby Barrett, Luke Bryan, Kane Brown, das Duo Dan + Shay. Auf der 8 steht Blake Shelton, dahinter Florida Georgia Line und die Top 10 beschließt als zweite Frau Carrie Underwood. Auf den Plätzen 11-20 findet sich nur eine weitere Frau, Miranda Lambert auf der 14. Wie dominant die Männer in der Countrymusik immer noch sind, wird deutlich, denn mit Kacey Musgraves (22), Kelsea Ballerini (26) und Lainey Wilson (33) sind gerade 6 von 40 Topplätzen weiblich besetzt. Noch weniger sind schwarze Künstler vertreten. Nur Kane Brown, nicht aber Jimmie Allen, von der Country Music Association (CMA) als bester Newcomer ausgezeichnet oder die Grammy-Nominierte Mickey Guyton sind vertreten.
Aber auch große, alte Männer der Countrymusik „bauen ab“: Kenny Chesney steht auf Platz 21, George Strait auf der 29, was er dem guten Verkauf seiner „Greatest Hits“-Alben verdankt und Toby Keith hat auch durch seine wirklich gute CD „Peso In My Pocket“ noch die 40 erreicht. Enttäuschend sind die Platzierungen von den etablierten Stars Eric Church (19), Tim McGraw (28) und Dierks Bentley (36).
Bei den Songschreibern fällt auf, dass von den 10 erfolgreichsten vier eher als Sänger bekannt sind: Luke Combs ist Nr. 3, Morgan Wallen Nr. 5, HARDY Nr. 6 und Popdiva Taylor Swift die Nummer 10. Die beiden Autoren mit den meisten Hits sind in diesem Jahr Ashley Gorley und John Osborne.
Werfen wir noch einen Blick auf die Bluegrass Charts. Da ist Sturgill Simpson mit seinen beiden „Cuttin‘ Grass, Vol. 1 und 2“ der große Gewinner und auch Platz 4 geht an sein „The Ballad Of Dood And Juanita“. Billy Strings ist zweimal vertreten mit „Renewal“ und „Home“ auf 5 und 8. Der einzige ältere Bluegrassvirtuose unter den Top 15 ist die Nummer 7: Bela Fleck mit seinem Instrumentalalbum „My Bluegrass Heart“.