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Richard Limbert: Die Folk Song Trilogie

Der Leipziger Musiker und Musikwissenschaftler leistet wichtige musikalische Basisarbeit in Sachen Folk.

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Richard Limbert - Folk Trilogie Richard Limbert - Folk Trilogie. Bildrechte: Künstler, Richard Limbert

Richard Limbert lebt in Leipzig und hat dort nicht nur seinen Magister in Musikwissenschaft gemacht, sondern ist auch seit einigen Jahren ein fester Bestandteil der dortigen kleinen, feinen Folkszene. Musikwissenschaftler, Dylan-Fan und Musiker Limbert hat, nachdem er im März letzten Jahres mit „Nightime Stories“ das Genre des Grusel-Folk neu belebt hat, nun ein anderes, wiederum ungewöhnliches Folk-Werk geschaffen. Eine Folk Song Trilogie, die aufzeigt, wie man das schon oft gescholtene oder gar totgesagte Genre lebendig halten kann. Seine drei Alben heißen „New Folk Songs“, „New Folk Songs II“ und „Old Folk Songs“. „New Folk Songs“ sind von ihm selbst geschriebene neue Songs. „New Folk Songs II“ sind Coverversionen von neueren Songs aus seinem musikalischen Umfeld und „Old Folk Songs“ sind dann die Klassiker von Dave van Ronk oder Bob Dylan.

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Limbert versteht es mit seinen Aufnahmen den richtigen Folk Song-Spirit zu entfalten, so dass man sich wirklich in einen Folk-Club in Greenwich Village träumt. Man kann ihn mit Fug und Recht einen modernen Folkloristen nennen, denn auf seineWeise leistet er heute das, was zu ihrer Zeit Menschen wie John und Alan Lomax geleistet haben. Er bewahrt Folk Songs vor der Vergessenheit.

In der globalen Musikwelt dominieren die Hip Hop und R&B-Klänge, elektronische Musik oder K-Pop, daneben machen die Altstars wie Bob Dylan, Bruce Springsteen oder Neil Young immer noch ihren Schnitt. Country hat seine Bedeutung, Americana gewinnt dazu, aber hat nicht dessen kommerzielle und mediale Reichweite. Und die traditionelle Folkmusik? Sie fristet ein Nischendasein.

Und doch wird sie am Leben gehalten von Musikern wie eben Richard Limbert. Sie halten die Flamme einer Musik am brennen, die scheinbar unter dem Radar läuft. Der junge Folksänger Limbert entwickelt sie weiter, hilft mit, dass der Folk weiterverbreitet wird, bis dieser vielleicht irgendwann ein erneutes Revival erlebt.

Am 30. Dezember ist nun das dritte und letzte Album in Limberts Folk Song-Reihe erschienen. Der junge Folksänger hat die bleierne Corona-Zeit dazu genutzt, sich ganz intensiv mit den angelsächsisch-amerikanischen Folk Songs auseinanderzusetzen und nacheinander in den eigenen Wänden drei Alben aufzunehmen. Schauen und hören wir uns die Alben einmal der Reihe nach an.

New Folk Songs

Am 22. Juli erschien das Album „New Folk Songs“. Alle Songs, alle Instrumente, Mixing, Mastering, Cover, alles hat Limbert in Eigenarbeit erstellt. Ein wahrer Musikbegeisterter. Und er beherrscht das Folk Song-Idiom. Die Songs changieren von ironischer Selbstreflexion („I Wanna Be The Man“) bis zum Storytelling („The Killer Of The Black Lagoon“), dabei findet er stets wunderschöne Bilder für seine Geschichten („Woman of Tincture“). Musikalisch findet sich puristischer angloamerikanischer Folk, Songs in deutschsprachiger Liedermachertradition („Herr Korbes“, „Nagel auf dem Kopf“) bis hin zu Psychedelic Folk („The King in Yellow) auf dem Album. Limbert ist stilsicher, ist ein Wortakrobat, der sowohl ganz genau im Alltagsleben beobachtet, aber genauso gut auch im Erfinden und Fabulieren von Geschichten ist. Das ist der Stoff aus dem richtig gute Folksänger gemacht werden. „New Folk Songs“ ist ein hörenswertes Werk, mit einfachem Set Up hat Limbert richtig gute Musik hervorgezaubert.

New Folk Songs II

Mit dem zweiten Teil seiner Trilogie (VÖ 30. Oktober 2012) verneigt er sich vor den Musikern in seinem sozialen Umfeld, die ihn geprägt haben. Er covert Songs von Will Wood („One Night Stand“), Simon Dahl („Handguns“), Chris Lowe („Do McDougal Street“, „Downtown“, „Parsonage Creek“, „The Muse of Jones Alley“) und Alastair Gordon („Galata Square“, „Post Office“). . Und damit beginnt er auf dem zweiten Album mit dem weiteren wichtigen Teil des Entstehungsprozesses von Folkmusik. Nach seinen eigenen Originalsongs auf Teil I kommt nun, das sich aneignen von Folk Songs und ihnen den eigenen Stempel aufdrücken. Der Sänger sagt dazu, er hätte großen Spaß und das merkt man dem Album an, auch der zweite Teil der Trilogie ist hörenswert. Schon der Einstieg mit dem fröhlich hüpfenden „Do McDougal Street“ ist absolut hörenswert und so bleibt es auch das ganze Album lang.

Old Folk Songs

Am 30. Dezember ließ Limbert dann den dritten und abschließenden Teil folgen. Hier hat der Leipziger Folkmusiker die Songs aufgenommen, die er schon seit längerer Zeit in seinem Live-Repertoire hat. Und er hat sich erstmals in der Trilogie beim Mastering von Timo Pascal und als Begleitmusiker von Simon Dahl an Fiddle und Lap Steel unterstützen lassen. Auf dem Album finden sich Richard Limberts Versionen alter Folk-Klassiker, die schon Größen wie Dave van Ronk, Reverend Gary Davis oder Bob Dylan gespielt haben. So erklingen hier alte Song-Schlachtrösser wie „House of the Rising Sun“, „St. James Infirmary“, „He was a Friend of Mine“ oder „Samson & Delilah“. Besonders schön, weil so richtig „blue“, ist die Version von „Wanderin'“ gelungen. Das Traditional wurde erstmals 1928 von Vernon Dalhart aufgenommen, weitere Versionen gab es u.a. von Eddy Arnold und Carl Sandburg. Und der Chronist hat sich besonders über den letzten Titel gefreut. „Jock Stewart“, das irisch-schottische Trinklied über einen besonderen älteren Mann, der die Spendierhosen anhat und gerne einen ausgibt. Erstmals gehört hat der Schreiber dieser Zeilen den Song, den von den Dubliners über die McCalmans bis zu den Pogues alle schon gespielt haben, vor fast vierzig Jahren in Darmstadt von dem schottischen Folksänger Tony Ireland (kein Künstlername!). Nun taucht er bei einem deutschen Folksänger in Leipzig wieder auf: Das ist Folk!

Fazit: Die drei Alben sind sehr schön zu hören und ein ganz wichtiger Beitrag zum Erhalt und der Weiterentwicklung der traditionellen Folkmusik. Chapeau, Richard Limbert. Gut gemacht!

Richard Limbert – die Folk Song-Trilogie
Eigenproduktion 2021
Erhältlich über https://richardlimbert.bandcamp.com/

New Folk Songs

Richard Limbert - New Folk Songs

Trackliste: (New Folk Songs)

01. 2 am, Friday Night
02. Herr Korbes
03. Nagel auf Kopf
04. Plea
05. I Wanna be the Man
06. Redwood Tree
07. The Killer of the Black Lagoon
08. The King in Yellow
09. Woman of Tincture

New Folk Songs II

Richard Limbert - New Folk Songs 2

Trackliste: (New Folk Songs 2)

01. Do MacDougal Street
02. Downtown
03. Galata Square
04. Parsonage Creek
05. The Muse of Jones Alley
06. Post Office
07. Handguns
08. One Night Stand

Old Folk Songs

Richard Limbert - Old Folk Songs

Trackliste: (Old Folk songs)

01. Samson & Delilah
02. Dink’s Song
03. Cocaine Blues
04. House of the Rising Sun
05. He was a Friend of Mine
06. Poor Lazarus
07. One Meat Ball
08. Tell Old Bill
09. St. James Infirmary
10. Wandering
11. Jock Stewart (A Man you don’t meet every Day)

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Über Thomas Waldherr (801 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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