Punch Brothers: Hell On Church Street
Die Punch Brothers veröffentlichen mit "Hell On Church Street" ihre Hommage an den legendären Bluegrassvirtuosen Tony Rice.
Fünf großartige Musiker tun sich seit zehn Jahren immer wieder zusammen und machen unter dem Namen Punch Brothers Musik. Es sind dies Chris Thile (Mandoline), Gabe Witcher (Fiddle), Noam Pikelny (Banjo), Chris Eldridge (Gitarre) und Paul Kowert (Bass) und ihr neustes und sechstes Album heißt Hell On Church Street. Es erinnert an das Vorbild und Idol der Gruppenmitglieder, den legendären Bluegrassvirtuosen Tony Rice, der 1983 das bahnbrechende Album „Church Street Blues“ aufgenommen hatte. Gewiss sind die Musiker der Punch Brothers als Bluegrassmusiker bekannt, aber deren Musik ist mehr als das: da hört man Anklänge an klassische Kammermusik, an Blues und Popeinflüsse und das ganze ergibt eine ungewohnte, aber eingehende Mischung.
Da wären Instrumentals wie „Cattle In The Cane“, bei dem die spielerische und doch exakte Zusammenarbeit der Musiker glänzt und die Bill Monroe-Kompositionen „House Of Carpenter“ und „Jerusalem Ridge“. Der Titelsong „Church Street Blues“, den einst Normal Blake schriebt, ist ein eher traditionell klingender Einstieg in das Album. Ganz besonders sind die Coverversionen, bei denen die Punch Brothers es schaffen, dass man das Original zwar erkennt, aber überrascht ist, wie es sehr unterschiedlich interpretiert wird. Beispiele: „One More Night“, der Bob Dylan-Titel ist außergewöhnlich gut oder das Lied über die sozialen Missstände, auf die Ralph McTell in „Streets Of London“ damals folkig und ein wenig schnulzig hinwies, ist hier fast geflüstert, aber intensiv gesungen. Oder der Tom Paxton Titel „Last Thing On My Mind“, der ebenfalls sehr ruhig und mit sparsamer, aber eleganter Begleitung dargeboten wird.
Der älteste Song, dem die Punch Brothers eine Neubearbeitung gönnen, ist „Any Old Time“, das Jimmie Rodgers in den 1920er Jahren schrieb. Und wer gerne Geschichte von Katastrophen vertont hört, dem wird die Geschichte des Schiffsunglück „Wreck Of The Edmund Fitzgerald“ gefallen. Das Unglück, das sich 1975 im Oberen See der Great Lakes ereignete und allen 27 Seeleuten das Leben kostete, inspirierte den kanadischen Sänger und Songschreiber Gordon Lightfoot zu der Ballade.
Fazit: „Hell On Church Street“ ist ein durchaus außergewöhnliches Album. Die elf Titel sind schön und unterschiedlich zusammengestellt und von feinster musikalischer Qualität. Allerdings ist es nicht ganz leicht zu konsumieren. Ich empfehle, das Album mit Ruhe und einer gewissen Konzentration zu genießen. Mitsingen ist eher nicht, mithören auf jeden Fall.
Punch Brothers – Hell On Church Street: Das 2022er Album
Titel: Hell On Church Street
Künstler: Punch Brothers
Veröffentlichungstermin: 14. Januar 2022
Label: Nonesuch (Warner)
Formate: CD & Digital
Tracks: 11
Genre: Bluegrass
Trackliste: (Hell On Church Street)
01. Church Street Blues
02. Cattle In The Cane
03. Streets Of London
04. One More Night
05. The Gold Rush
06. Any Old Time
07. Orphan Annie
08. House Carpenter, Jerusalem Ridge
09. Last Thing On My Mind
10. Pride Of Man
11. Wreck Of The Edmund Fitzgerald