Kiefer Sutherland: Bloor Street
Sutherland liefert auf "Bloor Street" wunderbare, zeitlose Songs.
Als Schauspieler bringt er tolle Geschichten auf die Leinwand, als Sänger ist er selbst ein brillanter Geschichtenerzähler, verpackt Stories aus dem Leben in Country-Songs. Kiefer Sutherland ist in vielen Köpfen noch immer „nur“ der Hollywood-Schauspieler, der in Filmen wie „Twin Peaks – Der Film“, „Flatliners“ und nicht zuletzt „24“ brillierte und für sein Spiel Auszeichnungen wie den Golden Globe Award, den Emmy und zwei MTV Movie Awards verliehen bekam. Doch neben seinen schauspielerischen Ambitionen veröffentlichte er bereits zwei erfolgreiche Musikalben. Ein weiteres, sein drittes mit Liedern zwischen Country und Americana: Bloor Street folgt in diesen Tagen.
Die Qualität, um die sich Sutherland in der Wahl seiner Filme bemüht, setzt sich auch in seiner Musik fort. Die Songs sind grundsolide produziert, wirken musikalisch zeitlos und gehen dabei schnell „ins Ohr“. Sie erzählen keine „konstruierten“ Stories, sondern sind aus dem Leben gegriffen. Da singt er im Midtempo-Opener und titelgebendem Track „Bloor Street“ relaxt und unaufgeregt über seine Zeit, in der er in Toronto, Kanada, aufgewachsen ist. Der Inhalt wirkt sehr persönlich gefärbt, doch die Botschaft dahinter ist universell: Wo wir aufwachsen, spielt unweigerlich eine Rolle bei der Gestaltung unserer Zukunft. Dazu wird der Sänger zitiert: „Man sagt, man kann nie nach Hause gehen. Dieser Song sagt für mich, dass man im Herzen nie weggeht.“ Ein tolles Lied, das, wie viele andere auf „Bloor Street“, sich schnell im Ohr des Zuhörers festsetzt.
Gleiches kann man sagen über so ziemlich alle Lieder des Albums, wie „I’m Going Down“ „Two Stepping In Time“ und „So Full Of Love“, jedes musikalisch eigenständig, faszinieren sie auf ihre eigene Art und Weise. Der Gesang intoniert schöne, eingängige, Melodien so leichtfüßig, unaufgeregt, dass trotz auch mal „schwerer“ Inhalte – wie in „County Jail Gate“ in dem es um die Perspektivlosigkeit eines zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilten Kriminellen geht – kaum Melancholie aufkommt, sondern sogar eine gewisse Beschwingtheit, und etwas Mitreißendes erzeugt wird.
Vielleicht kommt diese wunderbare Gelassenheit auch nur zustande, weil Sutherland kein Musikprofi ist, für ihn geht es um nichts weiter als um Spaß. Spaß an der Musik, Spaß am Singen, Spaß, das alles mit seinem Publikum zu teilen. Dass er sich dabei an musikalische Geschichtenerzähler wie Tom Petty oder Jackson Browne anlehnt, scheint für ihn als Schauspieler logisch. Hier zählt nicht die Erfahrung, sondern Talent und Leidenschaft. Und das bringt Sutherland ohne Zweifel mit. Der mehrfach mit einem Grammy prämierte Produzent Chris Lord-Alge, der bereits bei Keith Urban und Carrie Underwood hinter den Reglern saß, kreierte daraus einen zeitgemäßen Sound, der sich durch Eigenständigkeit auszeichnet und sich nicht an kurzlebige Trends anhängt. Da ist neben Americana und Folk, sogar noch Platz für „Goodbye“, eine soulige Reminiszenz an den Stax-Groove.
Fazit: „Bloor Street“ ist kein ausgesprochenes Hit-Album und keines nur für den heutigen Tag. Und das macht genau seinen Reiz und Charme aus. Ein Schauspieler, der sich wunderbar entspannt durch 11 zeitlose Lieder singt. Den Spaß dabei kann man hören.
Kiefer Sutherland – Bloor Street: Das 2022er Album
Titel: Bloor Street
Künstler: Kiefer Sutherland
Veröffentlichungstermin: 21. Januar 2022
Label: Cooking Vinyl, Indigo
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 11
Genre: Americana, Country
Trackliste: (Bloor Street)
01. Bloor Street
02. Going Down
03. Two Stepping In Time
04. So Full Of Love
05. County Jail Gate
06. Goodbye
07. Lean Into Me
08. Chasing The Rain
09. Nothing Left To Say
10. Set Me Free
11. Down The Line
Hinweis: Die für Januar und Februar 2022 geplanten Auftritte von Kiefer Sutherland in Deutschland wurden aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen unklaren Situation für Veranstalter und Künstler abgesagt bzw. verschoben.