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Veteranen des Bluegrass

Von Del McCoury, den Osborne Brothers, J.D. Crowe, der Scruggs Familie und Ralph Stanley.

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Del McCoury Band - Almost Proud Del McCoury Band - Almost Proud. Bildrechte: McCoury Records

Am 18. Februar 2022 erscheint Almost Proud, die 17. Platte der Del McCoury Band. Mit rüstigen 83 Jahren überzeugt Bluegrassmusiker Del McCoury wieder einmal auf ganzer Linie und zeigt, dass amerikanische Rootsmusik auch heute noch frisch und relevant klingen kann, selbst wenn sie von einem Künstler im Rentenalter vorgetragen wird. Wie sich McCoury z.B. mit Gast Vince Gill bei „Honky Tonk Nights“ die Bälle zuspielt, muss man gehört haben!

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Angefangen hat McCoury einst in Bill Monroes Band in den 1960er Jahren. Ursprünglich als Banjoplayer engagiert, wurde er dank seines kraftvollen Tenors rasch Leadsänger und Gitarrist. Heute kann er auf eine sechs Jahrzehnte umfassende Musikerkarriere zurückschauen. In diesem Zusammenhang ist Chris Shifletts Gespräch mit McCoury in dessen Interview-Podcast „Walking the Floor“ sehr empfehlenswert. Hier plaudert McCoury unterhaltsam über seine Anfänge und die eigene Familienband. Schön, dass Del McCoury immer noch so spritzig und gut gelaunt unter uns weilt.

Leider wurde das sowieso schon überschaubare Feld der Bluegrassmusiker Ende 2021 weiter stark dezimiert, denn einige Genre-Veteranen traten endgültig von der Lebensbühne ab: Den Anfang machte Sonny Osborne, Banjospieler und Teil des legendären Bluegrass-Duos Osborne Brothers. Er starb am 24. Oktober mit 83 infolge eines erlittenen Schlaganfalls. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Bobby, der mit seinen 90 Jahren noch immer regelmäßig in der Opry auftritt, hatte Sonny Osborne 1968 mit Rocky Top einen beachtlichen Hit. Der Felice und Boudleaux Bryant Song wurde inzwischen über 100-mal gecovert und zu einem der offiziellen State-Songs von Tennessee ernannt, was allein am Text des Songs liegt, denn die Osbornes stammen aus Kentucky.

Auch Bandleader und Banjomeister J.D. Crowe ist leider im Alter von 84 Jahren gestorben. Crowe starb fast auf den Tag ein Jahr nach seinem einstigen Weggefährten, dem legendären Gitarristen, Tony Rice am 24. Dezember. Berühmt wurden beide mit J.D. Crowe & The New South, einer der innovativsten Bluegrassgruppen überhaupt und deren legendären Album von 1975. Da das Album wie die Band heißt, sprechen die Fans oft nur von 0044, der Katalognummer der Platte bei Rounder Records.

Der 1937 in Lexington, Kentucky geborene Crowe begann 1954 professionell zu spielen, als er das Banjo in Jimmy Martins Band den Sunny Valley Boys übernahm. Ab 1961 spielte Crowe dann in eigenen Gruppen. Crowe war in gewisser Hinsicht Traditionalist und Innovator in einer Person. Zwar hielt er an vielen Traditionen fest, er erweiterte aber mitunter die Instrumentierung der Stücke sogar um Steelgitarre, elektrischen Bass und Drums. Außerdem war er Entdecker von später bekannten Musikern. U.a. spielte der spätere 80er Jahre Countrystar Keith Whitley in den 1970ern in Crowes Band. Mit Crowe konnte traditionell und alt klingende Bluegrassmusik auch für College-Kids cool sein.

Im März 2022 ist es bereits zehn Jahre her, das Banjo-Legende Earl Scruggs von uns ging. Nun ist auch sein ältester Sohn Gary – Songwriter, Grammygewinner und Vater von Chris Scruggs– im Alter von 72 Jahren gestorben. In den späten 60ern spielten Gary und sein Bruder Randy gemeinsam mit ihrem Vater Earl in der Progressive-Country-Band Earl Scruggs Revue. Bereits mit 17 sang er zweite Stimme bei den Aufnahmen zum Flatt & Scruggs Album Changin‘ Times. Da er seinen Vater mit der Nitty Gritty Dirt Band bekannt machte, war er wohl auch die Initialzündung für dessen Teilnahme an den Sessions zu deren legendärem Album Will The Circle Be Unbroken. Später produzierte Gary Scruggs übrigens auch Waylon Jennings.

Man hat das Gefühl, dass sich in der Country- und Bluegrassmusik schon fast Dynastien bilden. Zumindest gibt es immer wieder Kinder der Großen, die die musikalische Tradition fortführen, das Erbe der Eltern liebevoll bewahren und bisweilen auch einen eigenen fruchtbaren Beitrag leisten. Auch im Falle von Ralph Stanley ist das so. Dessen Sohn Ralph Stanley II führt heute die ehemalige Begleitband der Stanley Brothers – die Clinch Mountain Boys – die nun bereits über 75 Jahre in variierenden Besetzungen existiert. Ralph Stanley Senior starb 2016 und wäre am 25. Februar 2022 95 Jahre alt geworden.

Die Angel Band im Hillbilly Heaven muss inzwischen wirklich bestens besetzt sein.

Del McCoury Band – Almost Proud: Das Album

Del McCoury Band - Almost Proud

Titel: Almost Proud
Künstler: Del McCoury Band
Veröffentlichungstermin: 18. Februar 2022
Label: McCoury (H’Art)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 12
Genre: Bluegrass

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Trackliste: (Almost Proud)

01. Almost Proud
02. Love Don’t Live Here Anymore
03. Rainbow of My Dreams
04. My Little Darlin‘
05. Running Wild
06. Brown Paper Bag
07. Honky Tonk Nights – mit Vince Gill
08. Once Again
09. Sid
10. The Misery You’ve Earned
11. Working Man’s Wage
12. Other Shore

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Über Oliver Kanehl (55 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Traditionelle Countrymusik von vorgestern und heute (Indie Country, Hillbilly, Honky Tonk u.a.) Rezensionen, Specials.
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