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Oh Boy Goes To Europe 2022 – Live in Hamburg

Dan Reeder, Emily Scott Robinson, Arlo McKinley und Kelsey Waldon zu Gast in der Nochtwache.

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Nochtwache in Hamburg. Oh Boy Records, Konzert Nochtwache in Hamburg. Oh Boy Records, Konzert. Bildrechte: Oliver Kanehl

Es war ein besonderer Abend in der Nochtwache am 14. Juni 2022. Das von John Prine gegründete Label Oh Boy Records schickte drei seiner Künstler, Singer-Songwriter allesamt, auf Europatour. An diesem Abend in Hamburg gesellte sich mit Dan Reeder noch ein vierter Künstler dazu. Das Konzept ist so simpel wie logisch: Eine Show des Labels zieht sicherlich mehr interessierte Musikliebhaber als einer dieser doch eher noch unbekannten Acts allein. Und kurz vor Showtime war das Kellergewölbe denn auch gut gefüllt, und das, obwohl ein Stockwerk höher, im Nochtspeicher, Shovels & Rope auf der Bühne standen. Die Türen seien offen, wurde mitgeteilt. Man könnte sich zwischen beiden Konzerten frei bewegen. Ich entschied mich für das Oh Boy Records Showcase, und es sollte sich lohnen.

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Yeehaw-Hamburg Konzerte und die Nochtwache kooperieren bereits seit geraumer Zeit und veranstalten Konzerte, in denen Country Music präsentiert wird. Nach der langen Zeit, in der durch die Pandemie die Bühne leer blieb, freute man sich an diesem Abend sehr über die Möglichkeit, endlich wieder Country Music live präsentieren zu können, wobei sich die Musik der vier Songwriter irgendwo zwischen Country und Folk bewegte. Und um die Wichtigkeit dieser Tour zu unterstreichen, war John Prines Witwe Fiona Whelan Prine mit angereist und begleitet die Künstler bis zum Tourstopp in London. Sie ließ es sich nicht nehmen, Ihre Künstler selbst anzusagen.

Dan Reeder, Jahrgang 1954 und wohnhaft in Nürnberg, eröffnete den Abend. Seine ehrliche, humorvolle Art begeisterte das anwesende Publikum sofort. Mit Songs wie „Maybe“, „Gin Tonic“, „Clean Elvis“, „Waiting For My Cappuccino“ und seinem „Work Song“, bei dem er das Publikum zum Mitsingen animierte, was Niemandem wirklich schwer fiel, besteht der Songtext doch nur aus der Zeile „I got all … The fuckin‘ work I need“, hatte er sowohl die Zuhörer als auch die Lacher auf seiner Seite. Ein sympathischer, ungewöhnlicher Songwriter, der zu Beginn seines Sets bemerkte, er trete nicht oft auf und sei sehr aufgeregt, wurde mit tosendem Applaus verabschiedet.

Emily Scott Robinson - Nochtwache

Emily Scott Robinson – Nochtwache, Hamburg


Emily Scott Robinson, eine junge Frau aus Colorado, gewann die Herzen der Zuhörer schon vor dem ersten Song. „Old Gods“, geschrieben für eine Theaterproduktion des Shakespeare Dramas „Macbeth“, zeigte sofort, dass ihr Gesang starke Bluegrass Einflüsse beinhaltet und dass sie eine exzellente Geschichtenerzählerin ist. „Cheap Seats“, geschrieben über ihre Erlebnisse bei einem Konzert von John Prine und Bonnie Raitt im Ryman Auditorium in Nashville, faszinierte ebenso wie z.B. „If Trouble Comes A-Lookin‘ „, „Let em Burn“ und das wunderbare „Lightning In A Bottle“. Eine überaus sympathische Künstlerin mit tollen Songs, die ihre eigenen Geschichten während ihrer Performance mitlebte und mich tief berührte. Ich fuhr schließlich mit zwei LPs von ihr zurück nach Hause.
Arlo McKinley - Nochtwache

Arlo McKinley – Nochtwache, Hamburg


Arlo McKinley aus Ohio, der bereits für einige namhafte Künstler als Support Act unterwegs war, wurde von Chad Light an der Gitarre begleitet, der, wie er mir erzählte, eigentlich an der Pedal Steel Gitarre zu Hause ist. Seine sparsamen, aber äußerst geschmackvollen Einwürfe und Licks sorgten in Kombination mit McKinleys Rhythmusgitarre für den vollsten Sound des Abends. Auch seine Songs haben eine unglaubliche Tiefe, ebenso wie die Songs von Emily Scott Robinson, jedoch waren sie thematisch dunkler als die seiner Kollegin. „Bag Of Pills“ und „Stealin‘ Dark From The Night Sky“ begeisterten mich von ihm sehr. Seine Gitarre trieb den Rhythmus vorwärts und sorgte für eine sehr ausdrucksstarke Performance.
Kelsey Waldon - Nochtwache

Kelsey Waldon – Nochtwache, Hamburg


Kelsey Waldon, erst ca. zwei Stunden vor Showtime eingetroffen, dazu noch ohne Gepäck, bedankte sich zunächst bei ihrer Kollegin für Seife und Make-Up und erklärte, sie habe seit drei Tagen ihre Kleidung nicht wechseln können. Nun, ihrem Auftritt tat das keinen Abbruch. Man könne nicht nur traurige Lieder schreiben und singen, verkündete sie mit einem Lachen, und auch sie wusste das Publikum zu begeistern, vom ersten Ton an. Wie alle Künstler des Abends hatte auch sie (mindestens) eine John Prine Geschichte, wie denn auch unüberhörbar war, dass sich der Geist des 2020 verstorbenen Songwriters durch den gesamten Abend zog. Waldon, gebürtig in Kentucky, stellte u.a. Songs aus ihrem im August erscheinenden nächsten Album „No Regular Dog“ vor. Auch die wohl bisher erfolgreichste Interpretin dieses Abends wusste zu überzeugen.

Zum großen Finale kamen alle vier Künstler und auch Chad Light nochmal auf die Bühne. Man organisierte sich kurz und intonierte zum krönenden Abschluss spontan John Prines „Paradise“, und nun war offensichtlich, dass die meisten der anwesenden Besucher wohl Fans des großen Meisters und Labelgründers waren, denn es wurde lautstark mitgesungen. Ich würde mir wünschen, dass noch andere Indie-Labels einen solchen Schritt wagen und ihre Künstler im Paket in Europa auf Tour schicken. Für mich ging das Konzept auf, und anschließend wurden am Merchandise-Tisch Gespräche geführt, Autogramme geschrieben, und so manche LP und CD wurde gekauft, um die wunderbare Musik dieses Abends mit nach Hause zu nehmen. In der Mitte des Tisches lag auch die Vinylausgabe von John Prines letztem Album, „The Tree Of Forgiveness“. Ein passendes Bild zum Abschied. Danke an die lokalen Organisatoren und Fiona Whelan Prine für die Idee und die Durchführung eines ganz besonderen Konzertabends, bei dem vier völlig unterschiedliche Singer/Songwriter den Geist ihres Labelgründers auf die Bühne der Nochtwache zauberten.

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Über Bernd Wolf (146 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.