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‘Tis Sweet To Be Remembered: Cowboy Copas

Vor 60 Jahren starb der Grand Ole Opry Star auf tragische Weise.

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Cowboy Copas Cowboy Copas. Bildrechte - Collage: Country.de (Photo-Credit: King Records)

Am 5. März 1963 gegen zwei Uhr nachmittags hatten sie sich in Kansas City auf den Weg gemacht. Drei Passagiere, ein Pilot – gemeinsam in einer kleinen Piper Comanche mit Ziel Nashville. Gegen fünf waren sie zum zweiten Mal zwischengelandet. Diesmal in Dyersburg, Tennessee ging es nicht nur ums Auftanken, sondern der Pilot ersuchte nach einem Wetterbriefing. Dann per Funk sogar nach einem weiteren. Man bot ihnen an, über Nacht zu bleiben, aber um 18:07 Uhr starteten sie erneut. Die Flugbedingungen waren sehr schlecht, aber alle wollten nach Hause. Wegen der ungünstigen Witterung hatten sie bereits vor ihrem Abflug einen Tag verstreichen lassen. Nun wollten sie es wissen, denn sie waren nur noch 50 Flugminuten von Nashville entfernt. Etwa eine Stunde später waren alle Insassen tot. Das Unwetter – Gewitter mit starkem Regen – und die hereinbrechende Dunkelheit hatten den Piloten die Orientierung verlieren lassen und so zerschellte die kleine Maschine in den Wäldern in der Nähe von Camden, Tennessee – ungefähr 150 km westlich von Nashville.

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Beschriebenes Unglück war für die Countrymusik das, was „The Day The Music Died“ für den Rock’n’Roll gewesen war. Vier Jahre zuvor waren der Big Bopper, Richie Valens und Buddy Holly bei einem Flugzeugabsturz im Norden Iowas zu Tode gekommen. In den Wäldern Tennessees starben nun die Grand Ole Opry Stars Patsy Cline – damals 32, Hawkshaw Hawkins (41), Cowboy Copas 49 Jahre alt sowie der Pilot Randy Hughs, ein ehemaliger Musiker, der Copas‘ Schwiegersohn und seinerzeit zudem Clines Manager war.

Damals vor nunmehr 60 Jahren war Patsy Cline einer der strahlenden Countrystars der Stunde. Hawkins und Copas hingegen leuchteten nicht mehr ganz so schillernd. Man tut diesen jedoch unrecht, wenn man sie im Gegensatz zu Cline als völlig unrelevant abtut.

Des Öfteren haben wir bei Country.de über die große Patsy Cline geschrieben und auch Hawshaw Hawkins habe ich bereits hier porträtiert. Nun soll einmal der unbekanntere Cowboy Copas im Mittelpunkt der Betrachtung stehen: Copas nannte sich zu Anfang seiner Karriere „The Oklahoma Cowboy“, wurde allerdings nicht wie von ihm behauptet in Muskogee geboren, sondern am 15. Juli 1913 in Ohio als Lloyd Estel Copas. Auch wuchs er nicht auf einer Ranch auf. Seine Eltern waren Musiker. Solch kleine biografische Ungenauigkeiten sollten vermutlich bei der Karriere helfen. Oklahoma etwa schien ihm wohl deutlich mehr „country“ zu sein und wesentlich besser zum selbst verliehenen Beinamen Cowboy zu passen.

Begonnen hatte Copas Karriere früh, Ende der 1920er. Jahrelang spielte er im Duo mit Fiddler Lester Storer, der sich Natchee the Indian nannte. Ende 1945 stieg er bei Pee Wee King’s Golden West Cowboys ein. Die Erfolgscombo sollte sein Sprungbrett sein. Ein paar Jahre zuvor hatte Eddy Arnold es vorgemacht. Und so ergatterte Copas wenig später tatsächlich seinen ersten Plattenvertrag bei King. Seinen ersten Hit hatte er dann ’46. „Filipino Baby“ bescherte auch King Records den ersten Charterfolg. Weitere Hits folgten: u.a. 1947 „Signed, Sealed And Delivered“ und „Breeze“ ein Jahr später. 1948 wurde Copas dann auch Mitglied der Grand Ole Opry.

Von den frühen Hits Copas sticht heute noch das wunderbare „Breeze“ heraus, für das interessanterweise der frühe Broadway Komponist James Hanley die Musik beisteuerte, der auch z.B. den Klassiker „Zing Went The Strings Of My Heart“ schrieb, der von Judy Garland, Frank Sinatra, den Coasters und später auch von den Tramps aufgenommen und zum Hit gemacht wurde. Bei Copas‘ Einspielung von „Breeze“ sind übrigens die beiden späteren Country-Komödianten Homer & Jethro an Solo- und Rhythmusgitarre zu hören.

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Im Laufe seiner Karriere bewies Copas immer wieder, dass er ein Händchen für gute, bisweilen außergewöhnliche Songs hatte und ebenso wusste, wie er kreativ mit deren Copyright umgehen konnte. So spielte Copas bereits 1947 die allererste Aufnahme des Alltime Classics Tennessee Waltz von Bandleader Pee Wee King und Sänger Redd Stewart ein. Drei Jahre später machte Patti Page das Stück im Popmarkt zum Welthit. Copas griff bei seinen Erfolgen auch immer wieder auf ungewöhnliche, meist ältere und genrefremde Stücke zurück und machte sie zu Countrysongs: „Filipino Baby“ war z.B. bereits kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts verfasst worden und „Breeze“ war 1919 geschrieben worden.

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Für seinen allergrößten Hit Alabam, den 1960 auf Starday erschienen Nummer 1 Hit, hält Copas bis heute den Writers Credit, geschrieben hatte er diesen Song jedoch nicht: Das gleiche Stück hatte Frank Hutchison bereits 1927 unter dem Namen „Coney Isle“ veröffentlicht. Der gute Frank war 1960 jedoch bereits 15 Jahre unter der Erde und konnte sich so nicht mehr beschweren. Selbst den für Copas typischen Open String Flat Top Picking Style, die perkussive Spielart auf den Basssaiten seiner Westerngitarre, und seine typischen Boogie-Licks, scheint sich Copas von Hutchison geborgt zu haben. Diese laute Art, die Stahlsaitengitarre zu spielen, kommt in einigen Copas Stücken vor und wird bisweilen von ihm auch mal in Texten, mal in Titeln thematisiert, wie in Flat Top, das kurz nach „Alabam“ veröffentlicht wurde und ein ganz offensichtliches Rip-off des Stücks ist. Ja, „Alabam“ wird im Song sogar erwähnt.

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Nachdem ‚Tis Sweet to Be Remembered Anfang der 1950er Copas‘ letzter Hit gewesen war und „Alabam“ nun nach acht recht erfolglosen Jahren chartete, ist ihm dieses augenzwinkernde Ausschlachten seines erneuten Erfolgs sicherlich nicht zu verdenken.

Ende der 40er bis in die Mitte der 50er hatte Copas seine eigene Band. Als der Erfolg in dieser Zeit ausblieb, kostete diese ihn vor allem viel Geld. Die Musiker, wie die spätere Gitarren-Legende Hank Garland, der die Band ’49 verließ, um ein gefragter Sessionmann zu werden, kosteten eine Stange Geld. Und als Copas 1954 durch den Unterhalt der Band 15.000 $ Miese gemacht hatte, löste er die Truppe schließlich auf.

Doch dann schaffte Copas mit Starday Records das Unvorstellbare und erreichte mit „Alabam“ Platz eins. Dort blieb er für 12 Wochen und schaffte es in den Popcharts immerhin auf Platz 63. Nicht schlecht für einen Ende Vierzigjährigen Künstler nach dieser Durststrecke. Im Jahr seines Todes strahlte dieser Erfolg noch nach und Copas war immer noch der Vorzeigekünstler des Labels. Heute ist der Musiker leider nahezu vergessen.

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Über Oliver Kanehl (55 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Traditionelle Countrymusik von vorgestern und heute (Indie Country, Hillbilly, Honky Tonk u.a.) Rezensionen, Specials.
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