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Various Artists: My Black Country – The Songs of Alice Randall

Ein neues Albumprojekt feiert die Songs der afroamerikanischen Country-Hit-Schreiberin Alice Randall. Interpretiert von ausschließlich schwarzen Country- und Americana-Musikerinnen.

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My Black Country – The Songs of Alice Randall My Black Country – The Songs of Alice Randall. Bildrechte: Oh Boy Records

Ob Trisha Yearwood, Glen Cambell oder Hank Thompson. Sie alle feierten Erfolge mit Songs, die Alice Randall geschrieben hat. Trish Yearwood hatte mit „XXXs and OOOs (An American Girl)” sogar einen Nr. 1-Hit. Damit ist Randall die erste afroamerikanische Songwriterin, die einen Nr. 1-Countryhit geschrieben hat. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist die Songwriterin, New-York-Times-Bestsellerautorin (The Wind Done Gone) und anerkannte Pädagogin Alice Randall, eine der wenigen schwarzen Autorinnen in Nashvilles Music Row.

Erstmals werden Randalls Songs von Afroamerikanerinnen gesungen

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Doch nie wurde einer ihrer Songs von schwarzen Sängerinnen oder Sänger aufgenommen. Doch nun gibt es das Album My Black Country – The Songs Of Alice Randall. Mit dabei sind u.a. Rhiannon Giddens, Saaneah Jamison, Valerie June, Miko Marks, Leyla McCalla, Rissi Palmer, Allison Russell, Sistastrings, Adia Victoria, Sunny War und Alices Tochter Caroline Randall Williams.

Alice Randall sagt über ihre Arbeit: „Weil alle Sänger meiner Lieder weiß waren, weil der Country das Leben der Schwarzen aus dem Raum des Country verdrängt hat, nahmen die meisten meiner Zuhörer an, dass die Stars meiner Lieder alle weiß waren. Ich wollte meine schwarzen Charaktere retten. Dieses Album tut das; es stellt die schwarze weibliche Kreativität in den Mittelpunkt, aber es heißt Mitgestalter und Verbündete aus einer Vielzahl von Identitäten willkommen. Das ist die gute Ernte: Liebe und Schönheit in Hülle und Fülle für alle“.

Sie hatte gerade „My Black Country“ ein Buch über die schwarzen Country-Pioniere DeFord Bailey, Lil Hardin, Charley Pride, Ray Charles und Herb Jeffrey sowie ihre eigene Geschichte in Nashville geschrieben, als sie erstmals Gedanken über solch ein Album mit Allison Russell und Rhiannon Giddens teilte. Schnell war man sich einig, dass man eine respektable Gruppe von schwarzen Künstlerinnen zusammenbringen wolle und dass das Ebonie Smith („Hamilton“, Sturgill Simpson), die Produzentin sollte.

John Prines Plattenlabel

Auf der Suche nach einem Plattenlabel, das das Projekt ideell, finanziell und organisatorisch stemmen konnte, war für Alice Randall schnell klar, dass es nur eines geben konnte: „Es gab nur eine Wahl: Oh Boy Records. Das Plattenlabel wurde von John Prine gegründet, der das Lied geschrieben hat, das mich in meinem Leben gestärkt hat“, sagt Alice Randall und spielt dabei auf „Angel From Montgomery“ an, dass sie in ihrer schweren Jugend tröstete und gleichzeitig für die Countrymusik einnahm. Und weiter: „Die dunkelsten Stunden waren ein wesentlicher Teil meiner und Swamp Doggs Black Country-Geschichte. Was machte es noch perfekter? Oh Boy ist ein Plattenlabel, das von einer mächtigen und prinzipiellen Verbündeten, Fiona Prine, geleitet wurde.“ Im Jahr 2020 haben wir auf Country.de von dem gemeinsamen Projekt von Swamp Dogg und John Prine berichtet.

Zurück zu „The Songs Of Alice Randall“: Hört man bei den Texten genau hin, dann sind aber die afroamerikanischen Sichtweisen in vielen Songs eigentlich nicht zu überhören. Wurden sie aber in der Realität ein ums andere Mal. Sicher das drastischste Beispiel ist der Song „The Ballad Of Sally Anne“. Randall schrieb den Text zu einer traditionellen Melodie, um auf das Thema „Lynchmorde“ aufmerksam zu machen, die für schwarze Menschen in den US-Südstaaten eine große reale Gefahr darstellten. Das Stück wurde von Musikern wie Mark O’Connor oder Robert Mizzell aber so sehr mit schwungvollen Arrangements interpretiert, dass die subversive Geschichte, die Randall erzählte, von vielen Hörern schlicht überhört wurde. Anders dagegen hier die Interpretation von Rhiannon Giddens. Sie wird zu einem eindrücklichen Statement der Trauer und des Widerstandes einer afroamerikanischen Frau. Gänsehaut-Feeling.

Zum afroamerikanischen Hintergrund der Countrysongs

So bringen gerade auch die Songs, die Western-Geschichten erzählen wie „Solitary Hero“, „Went For A Ride“ oder „Get the Hell Out of Dodge“ die wichtigen afroamerikanischen Beiträge zur US-Geschichte in Erinnerung. Es sind schwarze Cowboyfiguren, schwarze Kavalleriesoldaten („Buffalo Soldiers), schwarze Texas Rangers, von denen die Songs erzählen. Und es sind schwarze Frauen, die diese Geschichten erzählen. „Big Dream“ ist ein Traum, der lyrisch und verspielt von der vollständigen Emanzipation handelt. Wunderbar dargeboten hier von Valerie June.

Den Abschluss des Albums bildet natürlich Randalls größter Hit „XXXs and OOOs“. Allerdings mit etwas verändertem Text von ihrer Tochter Caroline Randall Williams, der deutlich macht, dass es hier um ein schwarzes amerikanisches Mädchen geht.

Fazit: Kurz nach Beyoncés popmusikalischer Erinnerung an die afroamerikanischen Beiträge zur Countrymusik nun also die Einbettung von Alice Randalls Nashville-Songs in ihren afroamerikanischen Kontext. Ein weiteres Signal für die Rückbesinnung darauf, dass Country nicht alleine den weißen Amerikanern gehört. Und: Es ist ein schönes, hörenswertes Album geworden!

My Black Country – The Songs of Alice Randall: Das 2024er Album

My Black Country – The Songs of Alice Randall

Künstler: Various Artists
Album: My Black Country – The Songs of Alice Randall
Veröffentlichung: 12. April 2024 (Digital)
Veröffentlichung: 17. Mai 2024 (CD & Vinyl)
Label: ‎Oh Boy Records (Membran)
Formate: CD, Vinyl, Stream & Download
Tracks: 11
Genre: Country, Americana

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Trackliste: (My Black Country – The Songs of Alice Randall)

01. Small Towns – Leyla McCalla
02. Girls Ride Horses Too – Sistastrings
03. Went for a Ride – Adia Victoria
04. The Ballad of Sally Anne – Rhiannon Giddens
05. Solitary Hero – Sunny War
06. I’ll Cry for Yours – Miko Marks
07. Many Mansions – Allison Russell
08. Get the Hell Outta Dodge – Saaneah Jamison
09. Who’s Minding the Garden – Rissi Palmer
10. Big Dream – Valerie June
11. XXX’s And OOO’s (An American Girl) – Caroline Randall Williams

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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