Danni Leigh: Sie geht ihren Weg weiter
Jeder von uns hat es vermutlich schon erlebt. Wenn man gar nicht damit rechnet und auch nicht darauf vorbereitet ist, hört man etwas, das sofort das Interesse wie magisch auf sich zieht. Mir ging das so als ich vor, nunmehr auch schon wieder etlichen Jahren, mit zwei Freunden in den USA unterwegs war. Nachdem wir in einem Hotel eingecheckt und als Erstes den Fernseher eingeschaltet hatten, lief dort ein Video mit einem neuen Song und einer Sängerin, von der wir noch nie etwas gehört hatten. Da wir dabei waren, unsere Klamotten auszuladen, bekamen wir nicht recht mit, um wen es sich handelte. Der Song aber blieb haften, lupenreiner Honky Tonk Sound, der so gar nicht in den aktuellen Trend der Country Charts passen wollte. Für uns stand sofort fest, von dieser Sängerin mussten wir ein Album haben. Deshalb hofften wir inständig, dieses Video noch einmal sehen zu können, denn den Namen der Interpreten hatten wir uns nicht so schnell merken können.
Tage vergingen, vergeblich hofften wir … doch dann lief das Video wieder und wir wussten, es handelt sich um eine Sängerin namens Danni Leigh. Aber das nutzte uns recht wenig, denn wir fanden keine CD von ihr. Als wir dann endlich fündig wurden, mussten wir uns mit einer Single-CD begnügen. Leichtsinnig erklärte mein Freund Ernst, er werde nicht ohne ein Album von Danni Leigh nach Hause fliegen. Der arme Kerl hätte in den USA bleiben müssen. Wieder daheim erfuhren wir Wochen später, dass zwar eine CD mit Danni Leigh produziert worden war, diese aber nicht veröffentlicht wurde. Dies geschah erst nach etlichen Komplikationen und wesentlich später.
Meine spontan geäußerte Befürchtung hatte sich leider bewahrheitet, denn ich hatte gemeint, so lupenreine, echte und unverfälschte Country Music hätte bei den großen Labels keine Chance. Danni Leigh musste diese Erfahrung dann auch machen – aber sie war nicht bereit, sich und ihre musikalischen Ambitionen zu verleugnen. Sie zog die Konsequenzen, kam aus ihrem vertrag heraus und suchte ein kleineres Label, das Vertrauen in sie hatte. Mehr noch, sie zeigte sich bereit, dorthin zu gehen, wo man sie mit ihrer Musik hören wollte. Zum Beispiel nach Europa. Hier in der alten Welt wurde sie zwar auch kein Überflieger aber da sie relativ oft präsent sein kann, bekam sie europaweit immer wieder Gelegenheit, sich live zu präsentieren. Dabei half ihr mit Sicherheit, dass sich Danni Leigh ein Domizil in Spanien zulegte.
Anlässlich eines Auftrittes in Holland konnte ich mich von ihren Qualitäten als Sängerin selbst überzeugen und Kontakt mit ihr aufzunehmen. Gern willigte sie ein, bei der Country-Gala (GACMF) in Erfurt mitzuwirken, wo sie sich auch erstmals einem großen Fernsehpublikum in Deutschland präsentieren konnte. Die Reaktionen waren allesamt positiv.
Musikalisch geht Danni Leigh ihren Weg konsequent weiter. Sie hat sich zudem ganz klar weiter entwickelt wie sie insbesondere mit ihrem aktuellen Album „Masquerade Of A Fool“ (auch in Deutschland veröffentlicht) nachhaltig unter Beweis stellt. Nach dem Motto „selbst ist die Frau“ wirkte sie an allen Songs auch als Co-Autorin mit und suchte sich die passenden Musiker für die Aufnahmen aus. Entstanden ist ein Album, bei dem es vor Country-Feeling nur so knistert. Sowohl bei klassischen Honky Tonk-Themen und Klängen als auch bei die Gefühlsregungen provozierenden Balladen. Da fiddelt und steelt es wie in den besten 1960er und schönsten 1970er Jahren. Man fühlt sich zurück versetzt in eine Zeit, die man ganz bewusst erlebt hat, weil es für Viele von uns die aufregende Entdeckungsreise in eine für deutsche Ohren ebenso spannende wie exotische Musikwelt. Dazu diese mal lässig laszive, dann wieder swingende, frohlockende oder einfühlsame Stimme. Nie hat man das Gefühl, sie erledige eine Pflichtaufgabe sondern man ist überzeugt, dass die Sängerin in ihrer Musik aufgeht, weil man sie so hat produzieren lassen, wie sie sich gerade fühlte. Das ist ehrlich, das dringt durch und es gefällt.
Es ist alles andere als das „Vorspielen falscher Tatsachen“ wie man den Titelsong recht frei übersetzen könnte. Wer wirkliche Country Music liebt und von Songs wie „Masquerade Of A Fool“, dem feschen „Day By Day“ oder „I Thought Forever Was A Long Long Time“ nicht angetan ist, dem kann nicht mehr geholfen werden. Mag Miss Leigh sich damit auch nicht für die Country Charts qualifizieren, so trifft sie so manchen Fan mit diesem Album so richtig ins Herz. Vor allem kann sie abends ohne Scheu in den Spiegel schauen, denn sie bleibt sich und ihrer Maxime treu. Nicht das, was man ihr aufzwingen will soll sie zum Erfolg führen sondern das, was aus ihrer Seele kommt, hinter dem sie mit jeder Faser steht und sich künstlerisch weiter entwickeln und letztlich verwirklichen kann.
Auf diesem schwierigen weil unbequemen Weg wünsche ich ihr den verdienten Erfolg in der Hoffnung, dass sich die Countryfans wie eine Eins hinter sie scharen und so helfen, das Ziel zu erreichen. Denn viele ihrer kommerziell deutlich erfolgreicheren Kolleginnen können was Ausstrahlung und Persönlichkeit angehen, nicht mit Danni Leigh Schritt halten.
Trackliste:
01. Quarter Over You |