Jewel: Perfectly Clear
Jetzt wurde diese CD einer Sängerin auch in Deutschland veröffentlicht, die in ihrer Heimat als Multi-Talent gilt und als „Quereinsteigerin“ zur Country Music gefunden hat. Normalerweise bin ich in solchen Konstellationen sehr skeptisch, denn allzu oft beschworen Stars anderer Musikrichtungen plötzlich ihre „Country Roots“ wenn der Stern zu sinken begann. Auf Jewel trifft dies nicht zu. Wenngleich sie mit Erfolg andere Sparten erkundet hat.
Die Mittdreißigerin, geboren in Utah, wuchs in Alaska als Tochter eines Cowboysängers auf, der auch selbst Songs schrieb. In dessen Fußstapfen trat sie schon in ganz jungen Jahren. Als die Eltern geschieden wurden, blieb Jewel Kilcher (so ihr voller Name) zunächst beim Vater, studierte dann in Michigan und zog dann zur Mutter nach San Diego. Dort wurde sie in einem Coffee House entdeckt.
Zu der Zeit schrieb sie bereits fleißig ihre eigenen Songs – es kommt nicht von ungefähr wenn sie klar stellt: „Ich sehe mich zuerst als Songschreiber und erst dann als Sängerin!“ Mit 19 veröffentlicht sie ihr erstes Album bei Atlantic Records. Es sind eigene Songs, es ist moderne Folk orientierte, akustische Musik. Ermutigt von Bob Dylan und Neil Young geht Jewel auf Tour, arbeitet hart an sich und d hat Erfolg. „Who Will Save Your Soul“ wird ihr erster Hit. In der Folgezeit begibt sie sich mit ihren Alben und Live-Auftritten auf eine musikalische Odyssee über Dance Hall Music, Jazz, Techno, Beat, Pop bis hin zum Soul. Immer besticht sie dabei mit ebenso einfühlsamen wie poetischen Songs, die durchaus auch zeitkritisch und aufrüttelnd sind.
Ausgestattet mit jeder Menge Talent und einem blendenden Äußeren wurde der Film auf sie aufmerksam, Jewel arbeitet seit 1999 auch erfolgreich als Schauspielerin. Nicht genug damit, sie kann sich auch als Buch-Autorin feiern lassen, denn neben ihrer Autobiographie „Chasing Down The Dawn“ verkaufte sich ihr Gedichtband „A Night Without Armor“ prächtig.
Nach 6 erfolgreichen Alben („Pieces Of You“ bekam 12x Platin!) kehrt Jewel zu ihren Wurzeln zurück und präsentiert ihr erstes Country-Album. Und es ist richtig erdige, moderne Country Music ohne Wenn und Aber. „Ich habe schon immer Country Songs geschrieben“, sagt sie. „Einige dieser Songs hier habe ich mit 17 oder 18 geschrieben. Ich habe sie aufbewahrt bis sich ein Album wie dieses realisieren ließ. Mit den Erfolgen im Rücken ergibt sich so eine Möglichkeit einfacher als zum Beginn einer Karriere. Ich bin da angekommen, wohin ich musikalisch immer hingehört habe und hin wollte.“
„Perfectly Clear“ ist genau das, was der Titel suggeriert – ein klares, vielleicht nicht ganz perfektes aber ein ganz einfach schönes Album. Sie schafft es, unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen und den Hörer mit ihren poetischen Texten zu verzaubern. Es lohnt sich, den Kopfhörer auf die Ohren zu klemmen, sich zurück zu lehnen und den mit ihrer betörenden Stimme vorgetragenen Balladen zu lauschen. Mitunter kommt dabei sogar ein wenig zuviel Gefühl rüber (wie etwa bei „It Feels Like Cheating“). Zum Ausgleich gibt es dafür aber locker beschwingte Stücke wie „Two Become One“ oder das kraftvolle, vielen Frauen aus der Seele gesprochene „Stronger Woman“.
Mit John Rich (als eine Hälfte von Big & Rich bekannt) hat Jewel die Scheibe selbst produziert, mit der sie bei den Country Fans viel Kredit bekommen hat. Dazu tragen Statements bei wie dieses: „Wenn ich heute erst entdeckt würde, dann würde dies als Country-Sängerin sein. Viele meiner früheren Songs aus den 1990ern würden keine Pop-Hits sondern Country-Hits geworden sein. Die Genres haben sich sicher deutlich mehr verändert als ich es selbst getan habe.“
Fazit: Jewel ist in der Country Music angekommen mit einem rundum angenehmen und unterhaltsamen Album, das kaum einen Wunsch offen lässt. Nichts Halbherziges, sie hat sich für Country entschieden und ist voll in diese Musik eingetaucht.
Trackliste:
01. Stronger Woman |