Jakob Dylan: Women & Country
Ein Album mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ legt Jakob Dylan mit seinem neuen Werk Women & Country“ vor. Perfekt produziert von Americana-Impresario T-Bone Burnett, eignet sich Dylan Junior in beeindruckender Weise Habitus, Sprachcodes und den musikalischen Ausdruck der Country Music an.
Da wimmert die Pedal Steel Gitarre von Greg Leisz, dass es nur so eine Freude ist und da erklingen ganz vertraut Geige, Banjo und Mandoline, allesamt gespielt von Burnetts altem Kumpel David Mansfield, mit dem er schon in den 1970ern zusammen auf Dylan Seniors „Rolling Thunder Review“ und in der „Alpha Band“ musiziert hat. Heraus kommt ein wunderschöner, langsam-getragener Country-Folk. Auf ein paar Stücken kommt noch ein Bläser-Satz hinzu und verbreitet damit sogar etwas New Orleans Jazz-Atmosphäre.
Unterstützt wird Dylan gesanglich von Singer-Songwriterin Neko Case und deren Backgroundsängerin Kelly Hogan. Einzig, dass Dylan, mittlerweile auch schon vierzig Jahre, nicht einmal so richtig abrockt, sondern stets sehr kontrolliert klingt, bleibt ein kleiner Wermutstropfen in der sonst guten Gesamtleistung. Die mangelnden Tempowechsel werden aber dann doch durch die schönen Melodien und die sorgsame Instrumentierung der Songs ausgeglichen, und sind sicher auch ein Ausdruck von der großen Gelassenheit, die der Sänger mittlerweile erreicht hat.
Inhaltlich kreisen die 11 Songs aus Dylans Feder tatsächlich alle um die zentralen Themen „Frauen“ und „Land“. „Nothing But The Whole Wide World“ – ein hübscher Ohrwurm mit hohem Wiedererkennungswert – ist quasi der programmatische Leadtrack, der es auf den Punkt bringt: „Im here on the blacktop, sun in my eyes, women and country in my mind.“ Da geht es um Menschen, die sich lieben, aber nicht mehr zusammen kommen können – Smile When You Call Me That“ ist bittersüß wie ein Hank Williams-Stück. Oder um Menschen (oder auch Länder?), die aufgrund ihres Schutzschildes kaputt gehen – „Down On Our Shield“ könnte auch ein versteckter Kommentar zur Politik der USA sein. In den Songs ist viel vom Land, von der Arbeit, von den Bergen die Rede. Dylan nutzt die Begrifflichkeiten und die Atmosphäre vergangener Zeiten, um sich poetisch sensibel mit dem Zustand der Menschen, und der Welt in der sie leben – so wie in „Everybody’s Hurting – auseinander zu setzen.
Fazit: Nach dem Jakob Dylans Karriere mit den Wallflowers am Ende doch ziemlich dahin plätscherte und das von Rick Rubin produzierte „Seeing Things“ den Wechsel ins Solofach markierte, ist ihm mit Hilfe T-Bone Burnetts ein sehr gutes Album gelungen, dass absolut hörenswert ist und auf dessen Live-Darbietung man sich freuen darf.
Trackliste:
01. Nothing But The Whole Wide World |