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40 Jahre Asleep At The Wheel

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Seit vier Jahrzehnten führt die Gruppe um Bandleader Ray Benson die Tradition des Western Swing im Geiste von Genrevater Bob Wills fort. Dessen Musik begeisterte den mittlerweile 59-jährigen Benson derart, dass er bis heute mit seiner Truppe – in über die Jahre stets wechselnder Besetzung – quer durch die USA reist und zum Tanz aufspielt. Grund genug, um die Geschichte dieser musikalischen Dauerbrenner einmal etwas genauer zu beleuchten.

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Prolog

Die Geschichte des Western Swing beginnt in den dreißiger und vierziger Jahren als Bob Wills in Texas eine Spielart der Countrymusic entwickelt, die Western- und Hillbilly-Elemente mit dem Swing-Sound der Jazz-Bigbands kombiniert. Die Musik, die er und seine Texas Playboys spielen, wird zum Renner im ländlichen Süden und Südwesten der USA, da sie einen extrem mitreißenden Rhythmus und eine hohe Tanzbarkeit besitzt. Wills war bis in die 50er Jahre so etwas wie der Elvis Presley von Texas, Oklahoma und der Westküste. Ein echter Superstar. Mit dem aufkommenden Rockabilly, dem Rock’n’Roll und den Countryschlagern, die ab den 1950er Jahren produziert werden, gerät die Musik aber etwas in Vergessenheit.

Vom Country-Rock zum Western Swing

Asleep At The WheelEnde der 1960er, Anfang der 1970er Jahre, als Rockmusiker wie Bob Dylan, Gram Parsons, „The Byrds“ oder die „Nitty Gritty Dirt Band“ die alte traditionelle Country Music für sich entdecken, betreten auch Ray Benson und Asleep At The Wheel die Bühne. Benson, in Philadelphia aufgewachsen, gründet 1970 in Paw Waw, West Virginia, zusammen mit Leroy Preston und Reuben Gosfield „Asleep At The Wheel“. Benson (geboren am 16. März 1951) wächst mit der Musik der Country-Radiostationen der späten 1950er und frühen 1960er auf und verdient sich seine ersten musikalischen Sporen in einer Folk-Gruppe, die Songs von Woody Guthrie und der Carter Family spielt.

Bei einem Gig dürfen Asleep At The Wheel als Vorgruppe für Alice Cooper und „Hot Tuna“ auftreten und erhalten 1972 erhalten ihren ersten Plattenvertrag bei United Artists Records. Ihr Erstling, das Album „Comin‘ Right At Ya“ (1973) floppt allerdings. Dennoch wird die Branche auf sie aufmerksam und ein Jahr später ziehen sie an die Westküste. „Ein wichtiger Schritt“, meint Benson heute rückblickend: „Wir trafen eine ‚peer group‘ – Commander Cody, Dan Hicks & the Hot Licks, Elvin Bishop – aber wir trafen auch die Originale des Western Swing wie Tiny Moore. Wir lernten von Ihnen.“ Genauso wichtig war für Benson und seine Band aber auch die Lehrzeit als Country & Western Backup-Band für Dave Dudley, Freddie Hart und Connie Smith. Hier bekommen sie die notwendige musikalische Grundausrüstung.

Aber auch Kalifornien sollte nur ein Kapitel bleiben. Weiter geht es 1973 nach Austin, Texas. Niemand geringeres als Outlaw-Ikone Willie Nelson und Doug Sahm, Frontman der Texas Tornados laden sie in den „Lone Star State“ ein. Hier in der Heimat von Bob Wills findet die Gruppe zu sich, findet ihren eigenen Stil – Western Swing mit Ausfügen zu Blues, Jazz und Honkytonk. Ihre zweite LP heißt schlicht „Asleep At The Wheel“ und erscheint 1974 bei Epic. Der Labelwechsel – ebenso wie die häufigen personellen Umbesetzungen werden über die Jahre fast so etwas wie ein Markenzeichen der „Swinging Cowboys“.

Ab Mitte der Siebziger Jahre macht die Band dann immer mehr von sich reden, da ihre Alben immer wieder mit Grammy-Nominierungen bedacht werden. Ihr drittes Werk – Texas Gold – erscheint bei Capitol und hat einige erfolgreiche Single-Auskopplungen. Ihren größten Hit haben sie 1975 mit „The Letter That Johnny Walker Read“. Auch die LP „Wheelin‘ and Dealin“ von 1976 erreicht gute Verkaufszahlen. Doch fortan zeigt sich immer mehr: „Asleep At The Wheel“ ist ein gefragter Live-Act, hat aber Schwierigkeiten im Radio: „Wir waren zu sehr ‚Country‘ für Rock ’n‘ Roll und zu langhaarig und wild für Country. So war kein Platz für uns“, erzählt Benson heute.

Sie bewahren Bob Wills‘ Vermächtnis

Die entscheidende Wende im Selbstverständnis von Benson und seiner Truppe ist die Entdeckung des Vermächtnisses von Bob Wills. Als ihre zweite Single „Take me back to Tulsa“ herauskommt, werden sie immer mehr mit Bob Wills und den „Texas Playboys“ verglichen. Ausgerechnet die langhaarige Hippie-Truppe war nun auf dem besten Wege, das Werk des Cowboy-Bandleaders aus den Südstaaten fortzusetzen. Dreimal hat „Asleep At The Wheel“ inzwischen dem Genrevater ganz explicit ein Denkmal gesetzt. 1993 mit dem Album „A Tribute to the Music of Bob Wills And The Texas Playboys“ – hier spielten sie zusammen mit Vince Gill, Chet Atkins oder anderen die Klassiker ein. Zum zweiten 1999 mit dem Album „A Ride With Bob“. Hier waren u.a. auch junge Country-Künstler wie die Dixie Chicks, Tim McGraw und Lee Ann Womack oder die Singer-Songwriterin Shawn Colvin die Partner von Benson & Co.

2005 – zum 100. Geburtstag von Bob Wills schließlich wurde das Bob Wills-Musical „A Ride with Bob“ uraufgeführt. Es entstand aus der Zusammenarbeit von Benson mit der texanischen Schriftstellerin Anne Rapp, die u.a. für zwei Spielfilme von Robert Altman das Drehbuch schrieb. Zur Handlung: Benson spielt sich selbst und tritt mit seiner Gruppe im Tourbus den Weg nach Tulsa an. Doch der Busfahrer entpuppt sich als der Geist von Bob Wills und so wird die Fahrt nach Tulsa zu einer musikalischen Zeitreise in die Geschichte des Western Swing und durch das Leben von Bob Wills. Das Musical wird ein großer Erfolg und wird in Texas, Oklahoma, Arkansas, Kalifornien und sogar im Kennedy-Center in Washington aufgeführt.

Legenden ohne Rost

40 Jahre – darunter auch schwere Zeiten in den 1980ern ohne jeglichen kommerziellen Erfolg – liegen nun hinter „Asleep at The Wheel“. Mehr als 80 verschiedene Musiker bildeten über die Jahre das Line-up der Band. Darunter Bobby Womack, Cindy Cashdollar oder Tony Garnier, der mittlerweile langjährige Bassist von Bob Dylans Tourband. Mit acht Grammies ist die Gruppe zwischen 1979 und 2001 ausgezeichnet worden.

Doch Benson und „Asleep At The Wheel“ ruhen sich nicht auf ihrem Legendenstatus aus. Zu unerschöpflich ist das Ideenreichtum und die Lust, etwas Neues auszuprobieren. Nach dem Bob Wills-Musical war im Jahr 2007 die Zusammenarbeit mit dem „Fort Worth Symphony Orchestra“ eine weitere Premiere und ein weiterer Meilenstein in der Bandgeschichte. Live eingespielt in der „Bass Concert Hall“ in Fort Worth zeigt das gemeinsame Album in beeindruckender Weise das große musikalische Können der „Wheels“, die bester Weise mit dem Klassikorchester harmonieren und zusammen tolle Musik schaffen.

2008 erfüllten sich „Asleep At The Wheel“ und Willie Nelson dann einen von beiden Seiten lang gehegten Traum: Es wurde eine gemeinsame Platte aufgenommen, die im Februar 2009 veröffentlicht wurde. „Willie and the Wheel“ – es entstand in enger Zusammenarbeit mit Produzenten-Legende Jerry Wexler kurz vor dessen Tod – zeigt auf, wie gut beide zusammen passen. Willies Gesang eignet sich sehr gut für die Musik der „Wheels“ und es entstehen eine Reihe von echten Pretiosen. Für dieses Jahr ist ein gemeinsames Nachfolgewerk angekündigt.

Die „Wheels“ drehen sich unermüdlich weiter

Ihren 40. Geburtstag feierte die Band – zusammen mit Bensons 59. Wiegenfest – Mitte März in Austin. Doch das Ende dieser Story ist noch lange nicht erreicht, denn die Benson und die „Wheels“ drehen sich munter weiter, sind immer weiter „on the road“ und hoffentlich bald auch mal wieder hierzulande zu erleben.

   
Willie And The Wheel
CD: „Willie And The Wheel“
Veröffentlicht: 2009
Label: Bismeaux Records

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Trackliste:

01. Hesitation Blues
02. Sweet Jennie Lee
03. Fan It
04. I Ain’t Gonna Give Nobody None O‘ This Jelly Roll
05. Oh! You Pretty Woman
06. Bring It On Down To My House
07. Right Or Wrong
08. Corrine Corrina
09. I’m Sittin‘ On Top Of The World
10. Shame On You
11. South
12. Won’t You Ride In My Little Red Wagon
13. I’ll Have Somebody Else

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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