Bluegrass im Oldenburgischen Staatstheater stürmisch gefeiert
Auch das vierte Konzert der Reihe „Bluegrass im Staatstheater“ kann nun als großer Erfolg abgehakt werden. Verpflichtet waren in diesem Jahr die bekannten Gibson Brothers mit ihrer Band, die eigens aus den USA eingeflogen wurden, um am Sonntag, 11. April 2010, im ehrwürdigen Oldenburgischen Staatstheater ihr Europadebut zu feiern, nur um sofort am nächsten Vormittag wieder in die USA zurückzufliegen. Wie sagte doch Eric Gibson, als er sich am Ende des Abends von einem begeisterten Publikum verabschiedete: „Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, morgens frühstücken wir noch in Deutschland und zum Abendessen sind wir schon wieder in den USA.“
Pünktlich um 19:30 Uhr begrüsste Klaus Grotelüschen, der musikalische Leiter und Moderator des Konzerts, das Publikum im sehr gut besetzten Staatstheater, erbaut im Jahre 1891 als Großherzogliches Hoftheater im neu-barocken Stil, und man kann sich gut vorstellen, wie beim Anblick dieses Prunkbaus den amerikanischen Musikern die Gläser aus den Brillen sprangen. Grotelüschen bedankte sich artig beim Generalintendanten des Theaters Markus Müller sowie bei Peter Reimers, einem treuen Freund und Berater, und schon legten die Gibson Brothers mit ihrer Band los. Das Publikum war dann auch bereits bei den ersten Tönen hin und her gerissen. Die Formation in der klassischen Bluegrass Besetzung: Eric Gibson, Banjo, Gitarre, Gesang; Leigh Gibson, Gitarre, Gesang; Clayton Campbell, Fiddle; Joe Walsh, Mandoline und Mike Barber, Bass.
Die 1994 gegründete Band der Gibson Brothers widmete sich in den 90er Jahren zunächst ausschliesslich dem klassischen Bluegrass-Stil, doch nach dem Wechsel zu Sugar Hill Records im Jahre 2003 entdeckten sie auch ihre Neigung zur „Acoustic Country Music“ und erweiterten damit ihr musikalisches Spektrum. Nicht zuletzt diese Vielseitigkeit und Variationsmöglichkeit begeisterte auch in Oldenburg das Publikum. Etwa zwei Drittel der präsentierten Musik war astreine Bluegrass Music, doch immer dann, wenn Eric Gibson sein Banjo zur Seite legte und zur Gitarre überwechselte, füllte der Sound der alten „Brother Duets“ der 30er und 40er Jahre den Oldenburger Theatersaal.
Der Duett-Gesang der Gibson Brothers war fein abgestimmt, transparent und leidenschaftlich, und niemand im Saal konnte sich dem Zauber dieser beiden Stimmen entziehen. Diese Band zeigte, wie man ein Publikum für sich gewinnt. Das war die beste Werbung für Bluegrass Music. Jeder Musiker auch ein Solist und ein Meister auf seinem Instrument, wobei besonders Clayton Campbell mit seinen teilweise halsbrecherischen Improvisationen auf der Fiddle viel Aufsehen erregte, doch auch die anderen Akteure wurden vom aufmerksamen Publikum immer wieder mit viel Beifall überschüttet.
Das gebotene Songmaterial stammte mehrheitlich aus den Eigenkompositionen der Gibsons, gemischt mit Traditionals und Songs aus der Feder von Tom T. Hall. Besonders beeindruckend die Titel „Ring The Bell“, „Satan’s Jeweled Crown“, „That Bluegrass Music“ oder „Don’t Forget The Coffee, Billy Joe“. Nicht zu vergessen eine vielbejubelte Version von Jimmie Rodgers‘ „Blue Yodel No.4“.
Gegen Ende der etwa zweistündigen Show wollte das restlos begeisterte Publikum die Band absolut nicht von der Bühne lassen. Es war einfach unglaublich. Standing Ovations und rhythmisches Klatschen zwang die Band immer wieder auf die Bühne und am Ende war man es leid, die vielen Zugaben zu zählen, es mögen acht oder auch zehn oder noch mehr gewesen sein.
Interessantes am Rande des Konzerts: Die KGS Schule in Rastede bei Oldenburg pflegt eine Patenschaft mit der Highschool in Plattsburgh/ New York. Und genau zu diesem Konzert der Gibson Brothers, die ja auch aus dem Bundesstaat New York stammen, hatte man eine komplette Schulklasse aus Plattsburgh eingeladen. Die Begeisterung auf allen Seiten war natürlich riesig.
Bei der Ankunft der Band auf dem Flughafen München, gab’s übrigens beim Umsteigen in Richtung Bremen noch ein Missgeschick, das aber von allen Beteiligten mit Humor verkraftet wurde. Mike Barber, der Bassist, fiel bei der Sicherheitskontrolle auf und musste seine großen Schnürstiefel ausziehen, wobei man feststellte, dass die Stahlkappen den Alarm ausgelöst hatten. Bis alles geklärt war, hatte das Flugzeug mit dem Rest der Band bereits in Richtung Bremen abgehoben. Der arme Mike vereinigte sich dann erst Stunden später wieder in Oldenburg mit seinen Kameraden.
Gut, dass das Theater nach Ende des Konzerts nicht sofort geschlossen wurde, sondern noch etwa eine Stunde geöffnet blieb. Damit hatten die Besucher noch Zeit für ein Bier oder ein Glas Sekt, um mit den Künstlern in aller Ruhe zu plaudern und Autogramme zu sammeln.
Bilanz: Alle waren am Ende zufrieden. Markus Müller, der Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters war begeistert und versprach, die Bluegrass-Konzertreihe fortzusetzen, Klaus Grotelüschen muss sich für’s kommende Jahr wieder um eine Top-Band bemühen müssen und die Gibson Brothers waren sich sicher, bald wieder nach Deutschland zu kommen.