Court Yard Hounds: Court Yard Hounds
Emily Robison und Martie Maguire, zwei Drittel der Dixie Chicks, sind derzeit als Court Yard Hounds unterwegs. Am 14. Mai 2010 erschien ihr selbstbetiteltes Debütalbum „Court Yard Hounds“. Tja, was sollten die beiden Vollblut-Musikerinen auch anderes machen? Warten bis sich Natalie Maines, die wohl gerade eine längere Auszeit nimmt, besinnt auf die Bühnen dieser Welt bzw. ins Studio zurückzukehren?
Nein, das war keine Option für Emily und Martie. So hatten sie sich bereits vor ca. 24 Monaten dazu entschlossen eigene „musikalische“ Wege zu gehen! Songmaterial für mindestens zwei Studioalben wartete bereits in der Schublade – man konnte also getrost aus dem Vollen schöpfen. Kurzhand machte man sich ans Werk und herausgekommen ist ein kleines, feines musikalisches Kleinod, das auch ganz gut ohne die bekannte „Dixie Chicks-Stimme“ Maines auskommt.
Martie Maguire hält sich, gesanglich gesehen, etwas zurück – sie singt nur einen Song (ihre eigene Komposition „Gracefully“), den Rest der Lead-Vocals übernimmt Emily Robison, die bis auf die gemeinsamen Kompositionen mit Martin Strayer und ihrer Schwester Martie, fast alle Songs auf dem Silberling schrieb. Die Songs enstanden übrigens an einem entscheidenden Wendepunkt ihres beruflichen und persönlichen Lebens. „Während des ersten Jahres unserer Auszeit merkte ich, dass ich unruhig wurde und wieder kreativ werden musste um nicht durchzudrehen“, sagt Robison. „Zur gleichen Zeit wurde ich auch noch geschieden – von dem texanischen Sänger und Songwriter Charlie Robison – und so fiel der Wunsch, wieder Songs zu schreiben, auf sehr fruchtbaren Boden.“
Anstatt das Album mit einem bombastischen Eröffnungshit zu starten, war es Maguires Idee, den Hörer mit dem gedämpften Song „Skyline“ auf das Album einzustimmen, der von Robinsons Blick aus ihrem Loft auf San Antonio in der Dunkelheit inspiriert wurde. Im Anschluss wird das Tempo schneller; die Handlung aber bleibt in Texas: Die Gute-Laune-Hymne „The Coast“ besingt die Küste; allerdings weder die Ost- noch die Westküste, sondern die Südküste der USA. Das Thema Texas bestimmt auch „See You In The Spring“, Robisons Duett mit Jakob Dylan, einer verzerrten Geschichte über ein Paar, dessen Liebe unter keinem guten Stern steht.
Schnellere Songs reichen von der von Selbstzweifeln behafteten Leichfertigkeit einer Frau in „Then Again“ zu der aufwühlenden Empörung in „Ain’t No Son“, einem Country Rock-Song aus der kurzsichtigen Perspektive eines wütenden und missbilligenden Vaters. Songs über die Liebe variieren zwischen Freude und Schmerz: „Fairytale“ birgt romantische Verzauberung, während bei den Trennungs-Songs „April’s Love“ und „It Didn’t Make A Sound“ kein Happy-End in Sicht ist.
Fazit: Ein bisschen Folk, ein Hauch von Bluegrass, plus einem Spritzer texanischen Honky Tonks. Ein wirklich gelungenes Debüt der Dixie Chicks-Schwestern … mehr davon!
Trackliste:
01. Skyline |