Tim Robbins & The Rogues Gallery Band
Nun hat auch Tim Robbins sein Debüt-Album vorgelegt. „Wieder so ein singernder Schauspieler“ möchte man sagen. Doch weit gefehlt! „Tim Robbins & The Rogues Gallery Band“, so der Name der Scheibe, bietet schönen „Folk-Rock-Country-Blues“ mit wunderbaren Melodien, interessanten Texten und einer Klasse-Band.
Oscar-Preisträger Robbins stammt mitten aus Greenwich-Village, dem Herz der amerikanischen Folkszene. Sein Vater war Musiker und so hat er ebenfalls Musik in den Genen. Seit vielen Jahren schon schreibt er Songs, tritt immer mal wieder im Kreis von befreundeten Musikerkollegen auf, und schrieb sogar den Soundtrack zu „Bob Roberts“ (1992), dem Film, indem er einen rechtsextremen singenden Politiker spielte. Doch da er Missverständnissen vorbeugen wollte, entschloss er sich, die Songs nicht zu veröffentlichen, da sie inhaltlich im Kontext zum Film gesehen werden mussten.
So musste sein Erstlingswerk noch etwas auf sich warten. Da es nun in einer Zeit erscheint, die nicht allzu lange nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin Susan Sarandon liegt, führte dies natürlich zu einer voreiligen Bewertung des Albums als „Midlife-Crisis-Projekt“ und Trennungsaufarbeitung. Doch hier tut man Robbins Unrecht. Sein Themenspektrum ist breiter und nichts ist zu spüren von in Musik und Texten verpacktem Trennungsschmerz á la Dylans „Blood On The Tracks“.
Und schon sind wir in medias res. Denn alle Texte und alle Musik stammen aus der Feder von Tim Robbins, der sich hier als absolutes Singer-Songwriter-Talent entpuppt. Mit ausdrucksstarker Songlyrik erzählt er verstörende Balladen („Book für Josie“), singt gegen den Krieg („Time To Kill“) und für Mandela („Lightning Calls“), spart aber natürlich auch nicht die zwischenmenschlichen Verstrickungen zwischen Mann und Frau aus („You’re My Dare“, „Crush on You“).
Begleitet wird er von „The Rogues Gallery Band“. Die „Verbrecherkartei“ zaubert einen lässigen, unangestrengten Klangteppich, der treibend und druckvoll zwischen Rock, Folk, Country, Blues, Gypsie oder Irish-Folk changiert. Mit dabei sind u.a. Kate St. John und Roger Eno an Piano und Harmonium, David Coulter an Mandoline und Geige sowie Leo Abrahams an den verschiedenen Saiteninstrumenten.
Fazit: Die Platte macht Lust auf mehr und man kann nur hoffen, dass sich Mr. Robbins nun öfters die Zeit nimmt und ins Plattenstudio eilt und auf Tour geht. Respekt!
Trackliste:
01. Book Of Josie |