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Marty Robbins: El Paso

Die Geschichte zur Entstehung des Marty Robbins-Songs "El Paso".

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Marty Robbins Marty Robbins. Bildrechte: Columbia Records

Hier haben wir es mit einem absoluten Klassiker zu tun. Es war einer der ersten Songs überhaupt, der sich mir als junger Mensch einprägte, etliche Jahre noch bevor ich lernen sollte, was Country & Western Music ist. Für meine Begriffe ein unsterbliches Lied, eines, das ich immer wieder gern höre. Am liebsten von seinem Schöpfer und dem Original-Interpreten Marty Robbins.

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Zwar lebt der Song sehr stark von der Geschichte, die erzählt wird, aber auch als Instrumental hat er durchaus seinen Reiz. Ich denke etwa an die Version des Gitarristen Grady Martin, der übrigens bei der Originalaufnahme aus dem Jahr 1959 mit seiner Gitarre für den unverkennbaren Tex-Mex Touch sorgte.

Marty Robbins war im Grunde seines Herzens immer irgendwo ein Cowboy oder ein Mann des Westens. Kein anderer konnte traditionelle Lieder über den Westen so überzeugend singen und neue Lieder aus dieser Szenerie schreiben wie er. Wie oft mag er wohl erzählt haben, wie es zu diesem Lied kam?

El Paso ist eine Stadt im äußersten Westen von Texas, direkt an der mexikanischen Grenze. Weitab von allen anderen größeren Städten beginnt dort eigentlich jenes Land, in dem die Western Stories spielen. Ich hatte immer vor, einmal ein Lied über diese Stadt zu schreiben. In der ersten Phase meiner Karriere bin ich sehr oft mit dem Auto unterwegs gewesen und auch oft durch El Paso gekommen. Diese Stadt hatte es mir einfach angetan. Rund drei Jahre schwirrte die Idee immer wieder in meinem Kopf herum bis ich endlich wußte, wie ich daraus ein Lied machen konnte. Nachts auf dem Rückweg nach Phoenix hielt ich mein Auto am Straßenrand bei El Paso an und schrieb die Story auf. Es dauerte weniger als eine Stunde. Das Lied ist für mich als Songschreiber eine große Genugtuung. Interessant, dass ich damals über die Stadt El Paso eigentlich nichts wußte. Ich verwendete einfach meine Fantasie. Ein Historiker aus El Paso hat mich einmal gefragt aber ich konnte ihm nicht sagen, woher ich die Kenntnisse hatte. Er sagte mir dann, dass ich einer wahren Begebenheit sehr nahe gekommen wäre. In meiner Fantasie malte ich mir aus, dass solch eine Sache durchaus passiert sein könnte.“

Über die Entstehungsgeschichte gibt es verschiedene Varianten, Ronnie Robbins, der Sohn des Stars, erinnerte sich daran, dass der Song ursprünglich über sieben Minuten lang gewesen sei. Die Länge des Liedes war ohnehin ein echtes Problem. Für den Sänger bedeutete es, Spannung und Emotion, von denen der Song so sehr lebt, über einen ungewohnt langen Zeitraum aufrecht zu erhalten. Robbins verstand sich bestens darauf. Die Verantwortlichen bei der Plattenfirma befürchteten, dass ein Lied von fast fünf Minuten Dauer von den DJs im Radio nicht gespielt würde. Deshalb gab es verkürzte Versionen.

Auf der Bear Family Box „Under Western Skies“ sind zwei Varianten veröffentlicht. Einmal die auf dem Original-Album veröffentlichte lange Version, die 4:40 Minuten dauert und eine kürzere mit einer Spielzeit von immerhin auch noch 4:18 Minuten. Textlich wurden hierbei vier Zeilen im Mittelteil weggelassen. Für die Sender gab es zudem eine noch kürzere Variante in einem etwas flotteren Tempo, bei der sich Marty Robbins fremd anhört. Sein Sohn bezeichnete diese Version sogar als furchtbar, sein Vater höre sich an wie Mickey Maus. Das Ergebnis ist bekannt, die lange Version setzte sich auch im Radio durch und wurde ein Welterfolg.

Von „El Paso“ gab es mehrere deutsche Aufnahmen, am bekanntesten wurde die vom „Western Trio“, zu dem die dann mit „Seemann“ erfolgreiche Lolita gehörte.

„El Paso“ mit Marty Robbins hat Weltruhm erlangt längst ehe in seiner Nähe ein Trainingszentrum für Piloten vor allem von Luftwaffen-Jets etabliert wurde.

Die Geschichte von „El Paso“ erfuhr später eine Fortsetzung bzw. Ergänzung. Robbins schrieb und sang „Feleena (From El Paso)“, er erzählt darin in gut acht Minuten die Geschichte der Frau, wegen der der Cowboy in „El Paso“ sein Leben verlor. Er habe die Story aus der Sicht der Frau beleuchten wollen, sagte Robbins seinerzeit dazu. Feleena ist die bildhübsche, lebenslustige Tochter mexikanischer Einwanderer nach New Mexico. Mit 17 haut sie von zu Hause ab, um ihrem Traum von einem besseren Leben zu folgen. Zunächst landet sie in Santa Fe, verdreht dort den Männern als Tänzerin den Kopf und lernt das Leben kennen. Als sie merkt, dass Santa Fe nicht das Ende ihrer Träume ist, geht sie nach El Paso und wird erneut Tänzerin in Rosa’s Cantina. Eines Tages taucht ein hübscher, junger Cowboy auf, beide verlieben sich unsterblich ineinander, doch Feleena kann das Flirten nicht lassen und macht anderen Männern schöne Augen. Es kommt zur fatalen Schießerei, der Cowboy tötet den Rivalen und muss Hals über Kopf fliehen. Während der Cowboy in „El Paso“ nach längerer Zeit von Liebe getrieben zurückkehrt, tut er dies hier bereits am anderen Tag. Mit dem gleichen Ergebnis, er wird von einer Posse erschossen. Daraufhin nimmt Feleena die Pistole ihres Liebsten und tötet sich selbst. Und wann immer nun der Wind in El Paso heult, glaubt man noch heute, es sei Feleena, die um ihren Cowboy weint.

Marty Robbins bewies mit diesen Songs einmal mehr sein Talent, das Thema Liebe in dramatische Handlungen zu kleiden und dennoch poetisch zu behandeln. Das gilt auch für „El Paso City“, mit dem er Jahre später einen weiteren Hit hatte. Da sitzt er in einem Flugzeug und erinnert sich beim Überfliegen von El Paso an die Geschichte mit dem Cowboy und stellt sich die Frage, ob es sein kann, dass man vorher schon einmal gelebt hat. Tief im Inneren wird er das Gefühl nicht los, er habe zu einer anderen Zeit in El Paso gelebt und sei jener Cowboy gewesen.

Drei treffliche Beispiele für das Genre Western-Songs, geschrieben und gesungen vom unvergessenen und unnachahmlichen Marty Robbins, einem Meister seines Fachs!

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