Jim White: Where It Hits You
Nach gut vier Jahren hat die Roots- und Americana-Legende Jim White mit Where It Hits You vor wenigen Wochen endlich ein neues Studio-Album veröffentlicht. Und das Warten hat sich gelohnt: Der Silberling enthält Country/Roots/Americana vom Feinsten. Die 11 neuen Songs sind auf einem Niveau, das mit den stärksten Songs von Vater und Sohn Earle oder Lucinda Williams locker mithalten kann.
Das Album hat mit „Chase The Dark Away“ einen ebenso lässigen wie hoffnungsvollen Einstieg. Das folgende „Sunday’s Refrain“ ist noch entspannter, denn es ist ja Sonntag. Das Ohr wird eingefangen durch ein prägnantes Banjospiel. Bei „The Way Of Alone“ wird die Stimmung erstmals dunkler, nur um gleich danach besonders fröhlich mit „State Of Grace“ aufgehellt zu werden. Ein echter Ohrwurm und ein unbedingter Anspieltipp.
„Infinite Mind“ scheppert und rumpelt lustig weiter – tolle Wohlfühl-Musik mit Tiefgang. „What Rocks Will Never Know“ geht den Weg weiter, wieder ein Ohrwurm lässig hingeworfen. Bei „Here We Go“ geht White erstmals einen Schritt weiter, als er Hip-Hop, House-Jazz-Figuren und Bläsersätze in das Americana einwebt. Damit schließt sich auch dieser Künstler dem an, was die Felice Brothers auf ihrer letzten CD gelungen ist. Das Americana-Genre nicht in Tradition einfrieren zu lassen, sondern für moderne Einflüsse zu öffnen.
„My Brothers Keeper“ fährt das Tempo dann wieder zurück. „That Wintered Blue Sky“ gibt sich dann ganz den Mollakkorden hin, man spürt richtig die kalte, klare Luft. Mit feinem Klavierspiel beginnt „Epilogue To A Marriage“, das eine zarte, fragile Süße besitzt. Der letzte Track „Why It’s Cool“ ist dann noch einmal eine besinnliche Selbstreflexion, die langsam in Fahrt kommt und dem Album einen wunderschön-stimmigen Abschluss bereitet.
Entstanden ist das Album in einem langen experimentellen Prozess, „der die meisten Leute wohl wahnsinnig gemacht hätte“, beschreibt White ironisch die Entstehung der Platte. Songs wurden aufgenommen und wieder verworfen, verändert, neu aufgenommen und wieder verworfen und so weiter. Ein kreatives Chaos, das wirklich große Musik hervorgebracht hat.
Fazit: Jim White hatte mit „For The Wrong-Eyed Jesus“ 1997 einen wirklichen Meilenstein des Americana veröffentlicht. Mit dem neuen Album knüpft er nahtlos an seine stärksten Werke an – kaufen, hören, genießen!
Trackliste:
01. Chase the Dark Away |