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Bob Dylan: Tempest

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Nun ist sie da! Die im Vorfeld lange erwartete und mächtig hochgehypte Studio-Platte Nr. 35 von Mr. Bob Dylan. Und siehe da: Die Ausrufung zum Meisterwerk war weder verfrüht noch übertrieben: Tempest schließt nahtlos an in die großen Spätwerks-Alben „Love And Theft“ und „Modern Times“ an, steht ihnen näher als der lockeren Fingerübung „Together Through Life“ von 2009.

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Das Album ist ein zeitgenössisches Old-Time-Folk-Rock-Country-Western-Swing-Album. Dylan erzählt zur amerikanischen Musik die uralten universellen Geschichten einfach neu und immer wieder (schaurig-)schön.

Diese Platte wiegt schwerer als sein drei Jahre alter Vorgänger und hat ganz schön Tiefgang, denn Dylan hat viel zu erzählen, sehr viel, im Falle des Titanic-Titelstücks „Tempest“ sogar ausufernd viel, um einigermaßen im maritimen Bild zu bleiben.

45 Strophen lang erzählt er dort wie in den frühen Folksongs eine Katastrophengeschichte. Damals als es noch kein Fernsehen gab und das Radio in den Anfangsjahren war, wurden „Dokusoaps“ so verbreitet. Mit dem Unterschied, dass in den Songs noch echte Empathie für die Protagonisten gab und die „Moral von der Geschicht'“ noch nicht verwässert war. Dylan schildert den Untergang der Titanic in bösen, traurigen Bildern zu einem Seemanns-Schunkel-Walzer. Selten erlebt man so fesselnde 14 Minuten mit einem Song ohne Refrain, Rhythmusveränderung oder Bridge. Allein dieser Song macht das Album schon zu einem Großen.

Dabei geht es schon von Anfang an gut los. „Duquesne Whistle“ ist ein wunderbarerer Auftakt. Ein süffiger Western-Swing-Ragtime-Rockabilly-Hybrid, ein „Train-Love-Song“, der mit lakonischer Liebeslyrik den Weg für das Große bereitet, das vor uns liegt. Dann folgt „Soon After Midnight“: Ein alter, liebesweiser Dylan haucht mit zarter Stimme völlig unironisch eine Ode an die Geliebte ins Mikro. Mit „Narrow Way“ läuft dann die Countrydampfkapelle auf allen Maschinen volle Fahrt voraus. Ein Lied, das auf der US „History Road“ ganz weit zurück (als die Briten das Weiße Haus nieder brannten) und dann wieder vor marschiert – „This is hard country to stay alive in“.

Überhaupt zeigt das Album, dass für Dylan der Zeitstrahl ohnehin keine Rolle mehr spielt. Heute, Gestern, Morgen fügt sich ein in die große amerikanische Songerzählung und wird bunt gemischt. So geraten alle menschlichen Schicksale zeitlos und universell.

So wie auch das, des traurigen Mannes, der in „Long And Wasted Years“ nach vielen Jahren erkennen muss, dass die Jahre mit der Frau an seiner Seite völlig verschwendet waren. Böse Stimmung! Frei erzählt über eine langsame sehr getragene, immer wiederkehrende Melodielinie – auch hier ohne Refrain oder Bridge. „Pay In Blood“ ist dann ein Song, der die vielleicht funkigste, poppigste und sonnigste Melodie samt Arrangement der Platte besitzt. Typischer Dylan-Kontrapunkt: Die Refrainzeile „I pay in blood, but not my own“ ist dann eher archaisch als sonnig-poppig.

„Scarlet Town“ ist der nächste große Song des Albums. Der Erzähler – wie immer bei Dylan sind die Ich-Erzähler mitunter multiple Persönlichkeiten, an diesem Album dürfte wenig autobiographisch sein (sieht man vom Schlusssong ab) – besingt eine kleine Stadt am Fuß des Berges. Wieder voller archaischer Bilder, ein Folk-Gemälde aus dem alten, gefährlichen Amerika. Wie zur Beruhigung schenkt uns Dylan dann ein Selbstzitat, das wiederum kräftig zitiert. Mit der Anleihe an ein sattsam bekanntes Blues-Riff (das von Muddy Waters „Mannish Boy“) schickt er die „Early Roman Kings“ durch die Straßen. Ein Song, der musikalisch punktgenau auf „Together Through Life“ gepasst hätte.

„Tin Angel“ führt dann die letzten drei – allesamt bemerkenswerten- Stücke des Albums an. Es geht um Betrug, Untreue, Rache und Tod. Eine unendlich alte Geschichte, auf alte Weise neu erzählt mit einer Melodie die nicht vom Fleck zu kommen scheint. Am Ende gibt es drei Tote und dies leitet über zur anderen universellen Menschheitskatastrophe: Dem desaströsen Scheitern der technischen Kühnheit, vorgeführt am Beispiel der Titanic.

Und wie könnte das Album dann noch schließen? Mit der Hommage an eine konkrete Person, die wirklich gelebt hat und ein Zeitgenosse von Dylan war. Dem 1980 ermordeten John Lennon singt Dylan mit „Roll on, John“ eine kraftvoll-bewegende Totenklage. Der würdige Gänsehaut-Schlusspunkt unter ein großes episches Meisterwerk des großen, alten amerikanischen Songpoeten Bob Dylan.

Fazit: Dylan ist und bleibt in seiner Erzähl- und Kompositionskunst unübertroffen. Das Album des Jahres!

   
Bob Dylan: Tempest
CD: „Tempest“
Veröffentlicht: 2012
Label: Columbia (Sony Music)

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Trackliste:

01. Duquesne Whistle
02. Soon After Midnight
03. Narrow Way
04. Long and Wasted Years
05. Pay In Blood
06. Scarlet Town
07. Early Roman Kings
08. Tin Angel
09. Tempest
10. Roll On John

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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