Tift Merritt: Traveling Alone
Tift Merritt, amerikanische Singer-Songwriterin aus der Alternativ-Country-Szene hat mit Traveling Alone ein Album herausgebracht, das sich wie ein entspanntes Road Movie anfühlt. Zwar Geschichten voller Gefühle, Irrungen und Wirrungen, aber musikalisch stets „laid back“.
Die 1975 geborene Merritt wird oft mit Joni Mitchell oder Emmylou Harris verglichen, manchmal erinnert sie auch an Lucinda Williams, ohne jedoch die kraftvolle Dynamik der texanischen Singer-Songwriterin zu entwickeln. Dennoch gelingen ihr eindrucksvolle Songs, die manchmal zart und fragil und einfach nur schön sind.
„Traveling Alone“ wurde in Brooklyn aufgenommen. Mit dabei sind Andrew Bird, Marc Ribot, Rob Burger, John Convertino (Calexico) und Eric Heywood. Die Band liefert vor allem Midtempo- und langsamere Stücke ab, zu denen sich Tift Merrits angenehme Stimme voll entfalten kann. Es wäre jedoch auch schön gewesen, wenn ab und zu ein bisschen mehr Power und Tempo auch mal die Zartheit ersetzt hätte.
So ist es ein vorwiegend melancholisches, sehr sanftes Album geworden. Der Titeltrack ist auch programmatisch zu verstehen. „Traveling Alone“ könnte für jeden der elf Songs als Überschrift stehen. Beste Country-Singer-Songwriter-Musik ist dann der zweite Titel „Sweet Spot“, der sich dem Hörer ins Ohr schmeichelt. Heimlicher Hit des Albums ist aber „Drifted Apart“. Ein wahrer Schmachtfetzen von Song, bei dem kein Auge trocken bleibt. Ein berührendes Duett mit Andrew Bird, dessen ausladender Gesang sich fast schon in die Höhenlagen eines Roy Orbison schraubt. Einfach schön.
Nach diesem starken Anfang folgt mit „Still Not Home“ ein flottes, fast schon rockiges Stück. „Feeling Of Beauty“, „Too Soon To Go“, „Small Talk Relations“, Spring“ und „To Myself“ sind dann durchgehend langsame Stücke, oftmals mit wunderschöner Klavierbegleitung. Erst „In The Way“ zieht das Tempo wieder an. Frau Merritt wirkt hier entschiedener und robuster, als vielen der anderen, eher nachdenklichen Stücken. Den Schlusspunkt setzt dann mit „Marks“ wieder ein langsamer, verträumter Titel.
Eine Platte wie eine Fahrt inmitten der amerikanischen Weiten. Eine gemächliche, sentimentale Reise in den Sonnenuntergang. Von Frau Merritt lassen wir uns gern kutschieren, da fühlen wir uns wohl.
Fazit: Wieder ein gutes Album von Tift Merritt. Hörenswert. Aber: Wir glauben, dass es noch besser geht. Sie kann sich immer noch steigern!
Trackliste:
01. Traveling Alone |