Son Of Rogues Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs & Chanteys
Eine der Wurzeln der ländlichen amerikanischen Volksmusik, vulgo „Country“, liegt auf dem Wasser: Seemannslieder, Shanties und Piratenballaden gingen ein in den großen „Melting Pot“ der amerikanischen Musik. Wer also Country mag und ganz weit zu den Ursprüngen zurückgehen möchte, der sollte diese Platte hören.
Aber es gibt noch zwei weitere gute Gründe, diese Platte zu empfehlen. Zum einen haben sich die zwei letzten klassischen Piraten unserer Tage zusammengetan: Johnny Depp als Produzent und Keith Richards als einer der Interpreten. Zum anderen enthält Pirate Ballads, Sea Songs & Chanteys von Son Of Rogues Gallery einen Haufen richtig guter Musik.
Natürlich entstand die Idee zu dieser Platte am Set von „Fluch der Karibik“: Musikproduzent Hal Willner, Johnny Depp und Regisseur Gore Verbinsky entwarfen den Plan, alte Seemanns- und Piratenlieder mit prominenter Besetzung auf ein Album zu bringen. Eine Mammutaufgabe! Schließlich waren verstreut in aller Welt die unterschiedlichsten Künstler wie Patti Smith, Tom Waits, Macy Gray, Marianne Faithfull, Richard Thompson, Dr. John, Iggy Pop, Tim Robbins oder Ian Neville vom Projekt zu überzeugen, sie zu Aufnahmen zu bewegen, die Aufnahmen zusammenzutragen und am Ende ein Album daraus zu machen.
Und Ende heißt es: Respekt! 46 tolle Songs auf einem Doppel-CD-Album sind es geworden. Der erste Song und die Singleauskopplung gebührt Shane McGowan. Der überzeugte Ire und langjährige Hardcore-Pirat der Grünen Insel überzeugt mit einer gewohnt gekonnt rumpelnd-schaukelnden Krawallversion von „Leaving Of Liverpool.“ Sean Lennon überrascht dagegen mit einer traditionalistischen Folk-Version von „Row Bullies Row“, ebenso wie Tom Waits und Keith Richards mit der sentimentalst-versoffensten Version von „Shenandoah“, die je aufgenommen worden ist. Iggy Pop rekapituliert zum Schifferklavier mit wunderbar stoischem Humor „Asshole Rules The Navy“. Tränen stehen einem dann in den Augen, wenn das Traumpaar (das man das noch erleben darf!) Patti Smith und Johnny Depp das traurige Lied „The Mermaid“ anstimmen. Bei „Anthem For Old Souls“ von Chuck E. Weiss merkt man dann stark, dass wir es hier mit einer der Wurzeln der Country Music zu tun haben.
Die zweite CD beginnt dann mit einer echten Pretiose. Der Geist des Piraten Käpt’n Frank Zappa ließ es sich nicht nehmen, sich an der Platte zu beteiligen. Von 1967/68 stammt die Aufnahme von „Wedding Dress Song – Handsome Cabin Boy“. Aus dem berüchtigten freizügigen Piratennest New Orleans bringt Dr. John eine gehörige Portion Voodoo-Zauber mit „In Lure Of The Tropics“ ein, während Marianne Faithful, die Mutter aller Seeräuber-Bräute, mit ihrer verlebten und gebrochenen Stimme und den McGarrigle-Schwestern Kate & Anna an der Seite ein bitter-zärtliches „Flandyke Shore“ haucht. Eine schöne Erinnerung an die 2010 verstorbene Kate. Der englische Folkveteran Richard Thompson glänzt dann mit der Ballade „General Taylor“. Und Schauspieler Tim Robbins, der 2010 als Folkmusiker reüssierte schmachtet als einsamer Seemann auf hoher See seine „Marianne“ an.
Das Album ist von Willner, Spezialist für musikalische Tribute-Alben, pfiffig und genial zusammengestellt und produziert worden. Diese Platte ist ein Kleinod, das den alten Folkschatz einer neuen Generation zugänglich macht.
Fazit: Yohooo … und die Buddel voll Rum! Ein echtes „Must Have“!
Die Doppel-CD Pirate Ballads, Sea Songs & Chanteys – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste: (CD 1) 01. Shane MacGowan – „Leaving Of Liverpool“ |
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Trackliste: (CD 2) 01. Frank Zappa & Mothers Of Inventio – „Handsome Cabin Boy“ |