Various Artists: Work Hard, Play Hard, Pray Hard
CDs sind heutzutage günstig herzustellen und rechtefreie alte Musik gibt es viel. Gerade im Bereich der Old Time Musik, der Hillbilly- und Bluesmusik der 1920er und 1930er Jahre sind in den letzten Jahren doch einige preiswerte Zusammenstellungen auf den Markt gekommen. Wer allerdings mehr wissen will über Interpreten, Quellen und Hintergründe der auf Platte gepressten Musik, schaut dabei oftmals in die Röhre.
Umso verdienstvoller ist die Triple-CD-Box „Work Hard, Play Hard, Pray Hard. Hard Time, Good Time & End Time Music 1923 – 1936“ aus dem Hause Tompkins Square, hierzulande vertrieben von Cargo Records. In ausführlichen Liner Notes erfährt der Musikfreund allerlei Wissenswertes rund um die 42 Stücke aus der Vor- und Frühzeit der Folk-, Blues- und Countrymusik.
„Work Hard, Play Hard, Pray Hard“ versammelt 42 Songs, von denen 19 bisher nicht wieder aufgelegt wurden, und speist sich hauptsächlich aus der Sammlung des verstorbenen Don Wahle aus Louisville, Kentucky. Sie wären beinahe der Vernichtung anheimgefallen, wenn Produzent Nathan Salsburg sie nicht gerade noch gerettet hätte.
Die Kompilation führt uns zurück in die Zeit, als das ländliche Amerika von Armut und Depression gekennzeichnet war. Die Menschen arbeiteten unter der Woche hart, feierten am Samstag ausgiebig, um dann am Sonntag in die Kirche zu gehen. Die Songs handeln von Arbeit, Mühsal und Verlust; es gibt aber auch Tanzmusik, komische Nummern und Albernheiten, die Ablenkung und Spaß brachten; und die Kirchenlieder und Gospel-Songs, die über die Rauheit des täglichen Lebens hinausgingen und an das Bessere danach erinnerten.
Neben Künstlern, die jedem Freund der Old Time Musik ein Begriff sind, wie Fiddlin‘ John Carson oder Gid Tanner, tauchen hier auch eine Reihe von eher obskuren Interpreten auf. „Snowball & Sunshine“ beispielsweise waren ein „Blackface-Duo“, das eine Comedy-Show im Radio hatte und für kurze Zeit auch mit einer jungen schwarzen Gospel-Sängerin zusammenarbeitete. Auch die Songs zeugen von einer oftmals schrägen und fast schon anarchischen Herangehensweise an die Themen. So wird im „Pray Hard“-Abschnitt im Tanzrythmus-Song „I’m S-A-V-E-D“ vor dem Tanzen gewarnt und auf der „Play Hard“-Platte vom betrunkenen Priester, der die Bibel niedergelegt hat, erzählt. Denn das war die Zeit, als in der Countrymusik noch Songs über Arbeit, Armut, Trunkenheit und Verbrechen möglich waren. Und auch Priester und Religion auch mal augenzwinkernd thematisiert wurden.
Zusammengestellt und mit Erklärungen von Salsburg selbst versehen, gibt es hier überdies noch lesenswerte Essays von Sarah Bryan (Redakteurin des Old Time Herald), Amanda Petrusich (New York Times) und John Jeremiah Sullivan (Redakteur der Paris Review). Song für Song wird kurz umrissen und wichtige Interpreten werden vorgestellt.
Fazit: Die Dreier-Box ist eine faszinierende Schatzkiste voll bemerkenswerter alter ländlicher amerikanischer Volksmusik. Dass sie etwas teurer ist, als manch schnell und billig produzierter Sampler, ist voll gerechtfertigt. Ein Meilenstein!
Das 3er Box-Set Work Hard, Play Hard, Pray Hard – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Künstler / Albumtitel: : Various Artists – Work Hard, Play Hard, Pray Hard Format / Label / Veröffentlicht: 3er Box-Set, Vinyl (Cargo Reords 2012) |
Trackliste: (CD 1)
01. John Henry The Steel Drivin‘ Man (1930) – Earl Mccoy & Alfred Meng |
Trackliste: (CD 2)
01. Work Don’t Bother Me (1930) – Gid Tanner & Band |
Trackliste: (CD 3)
01. You’ve Got To Stop Drinking Shine (1930) – Gid Tanner |