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Billie und Norah spielen die Songs, die die Everlys vom Vater gelernt haben

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Norah Jones und Billie Joe Armstrong haben die derzeitige Folk- und Americana-Renaissance um ein weiteres Meisterstück ergänzt. „Foreverly“ ist ein kongeniales Remake der Platte „Songs Our Daddy Taught Us“ der Everly Brothers von 1958, die nun von der Bear Family neu aufgelegt wurde.

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Schon seit einiger Zeit erleben wir ein Revival der Folk- und Rootsmusik sowie eine Blüte des Americana. Bands wie die Avett Brothers oder Mumford & Sons greifen auf die Traditionen des letzten großen Folkrevivals in den USA Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre zurück. Auch Norah Jones und Billie Joe Armstrong von „Green Day“ wissen um die Wurzeln ihrer Musik. Grund genug beide Platten hier im Zusammenhang zu besprechen.

Gleiche Songtraditionen, aber andere Herkunft

Das spektakuläre Projekt von Norah und Billie Joe legt den Fokus auf eine besondere Platte, die im Grunde abseits des Folkrevivals der weißen Mittelstandsjugend, die in den Städten des Osten der USA Träger dieser Bewegung war, zur gleichen Zeit sich im gleichen Songkanon bewegte. Denn hier handelte es sich um zwei Jungs aus dem armen Süden: Die Everly Brothers – Teenagerhelden und Hitlieferanten -wollten abseits des Hitparaden-Rock’n’Roll und des Nashville-Sounds – die Songs spielen, die ihnen ihr Vater, ein Wandergeselle und früher Countrymusiker, gelehrt hatte. „Songs Our Daddy Tought Us“ erschien 1958. Die Songs dieser Platte haben nun die fantastische Norah Jones und „Green Day“-Sänger Billie Joe Armstrong unter dem Titel „foreverly“ neu aufgenommen. Gleichzeitig hat die Bear Family – verdienstvoll wie immer- das Everly-Album neu herausgebracht und mit klassischen Versionen der Songs ergänzt. Für den bewussten Musikfreund ergibt sich so eine faszinierende musikalische Zeitreise.

Die Everly Brothers machen erst Pop-Rock für weiße Teenager …

Wir erinnern uns: Die Everly Brothers entwickelten Ende der 50er Jahre die Country Music in eine ganz bestimmte Richtung des Pop-Rock. Zwei Gründe waren hierfür ausschlaggebend. Da ist zum einen der harmonierende Gesang im sogenannten Close-Harmony-Stil. Hier orientieren sich die beiden an der Bluegrass-Tradition der Heimat ihrer Familie in Kentucky, die ja gerade auch die weiße Gospeltradition begründet hat. Das heißt ihr Gesang ist „sauber“, ihm fehlt die latente sexuell-laszive und “schmutzige” Komponente des Rockgesangs eines Elvis Presley, der sich ganz an schwarze Bluestraditionen orientiert. Während jedoch ihr Rhythmus aus schwarzem R&B kommt, ist das Gitarrenspiel der Everly Brothers ein weißes Gitarrenspiel. Melodisch, mit markanten Soli versetzt. So wurden ihre Songs zu massenkompatiblen Hits für die weißen Teenager.

… und gehen dann zurück zu ihren Wurzeln

1958 beschlossen die Everly Brothers jedoch , eine komplett andere LP aufzunehmen, keine Teenager-Lieder, sondern ein Hommage an jene Songs, die sie von ihrem Vater – einem Wandergesellen, Countrymusiker und bahnbrechendem Fingerpick-Gitarristen – während der gemeinsamen Auftritte der Everly-Familie bei Country-Radioshows in den frühen Fünfzigerjahren gelernt hatten. Zu einer Zeit, als Country Music glatt und kommerziell wurde und der Nashville Sound als Antwort auf die Herausforderung des Rock’n’Roll galt, bezog sich ‚Songs Our Daddy Taught Us‘ auf bemerkenswerte Art auf die Wurzeln der Country Music aus einer Epoche, als man noch von Folk Music sprach, eben weil es Folk Music war.

Die Everlys wählten Songs, die zwischen dem 17. Jahrhundert und den 1950er Jahren geschrieben worden waren. „Roving Gambler“, „Barbara Allen“ oder „That Silver Haired Daddy Of Mine“. Sie sangen und spielten Gitarre, lediglich von einem Kontrabass begleitet. 1958 war dies zwar ein mutiger Schritt für das Duo, denn sie sangen für ihr Rock ’n‘ Roll-Publikum im Teenageralter uralte Songs von Dunkelheit, Verlust und Tod. Aber sie blieben – und das zeigt die Bonus-CD von Bear Family mit älteren Versionen der Songs aus den 1930er und 1940er Jahre deutlich auf – dabei stets weit entfernt von der Rauh- und Wildheit, die diese Songs früher einmal hatten. Sie drückten den Songs ihren Stempel getragenen Schöngesangs auf. Die Wiederentdeckung des „alten gefährlichen Amerika“ (Greil Marcus) in diesen Songs blieb erst dem urbanen Folkrevival und dann Bob Dylan Ende der 60er vorbehalten, als er mit den „Basement Tapes“, zum „Vater des Americana wurde.

„Norah und Billie Joe“ entwickeln das Original weiter für unsere Zeiten

Von Norah Jones wissen wir schon seit längerem, dass sie sich ganz sicher auf den Pfaden der amerikanischen Rootsmusik bewegt. Sei es durch ihre beiden Country-Platten mit ihrem Nebenprojekt „The Little Willies“ oder in ihren vielen Reminiszenzen an Dylan. Punkrocker Billie Joe ist als Fan der Everly Brothers dagegen eine Neuentdeckung. Er hatte die Idee, deren Folk-Klassiker-Album komplett neu aufzunehmen. Und dachte sofort daran, dies mit Norah zu tun. „… ich wusste, ihre Harmoniegesänge würden überwältigend sein“, begründet Armstrong seine Idee. Und Norah, nach eigener Einschätzung eine „Süchtige nach Harmonien und Country Music“, ließ sich von Billie Joes Begeisterung anstecken. Es passte einfach zwischen den beiden, und so sagte dann auch Norah am Ende zu Billie Joe: „Ich wette, Du hättest nicht gedacht, dass wir je ein Country-Album zusammen machen würden, oder?“

Und tatsächlich ist ein hörenswertes Album herausgekommen, das die Interpretationen der Everly Brothers aufgreift, aber zu etwas Neuem für unsere Zeiten weiter entwickelt. Denn die Musik hat sich weiter entwickelt und Harmoniegesang hin oder her: Als Echo schwingen ein Abstand von über 50 Jahren zum Original der Everlys mit. In diesen 50 Jahren gab es ein Folkrevival, Dylan und den Folkrock, die Beatles und die Stones, Psychedelic, Punk, New Wave usw.

Die Leistung sowohl von der Bear Family, als auch von Norah und Billie Joe ist es, Musik wieder in einen historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. In Zeiten, in denen Musik nur noch als Playlist von digitalen Dateien im Zufallsmodus gehört wird, ist dies nicht hoch genug einzuschätzen.
Fazit: Beide Alben zusammen kaufen und hören! Die Folge: Der Gewinn unverzichtbarer Einsichten in die Wurzeln von Country, Folk und Rock. Gehört unter den Weihnachtsbaum eines jeden bewussten Musikfreundes!

Das aktuelle Album Foreverly von Billie Joe + Norah – Bestellen, Format, VÖ. und Label:

   

Billie Joe + Norah: Foreverly
Künstler: Billie Joe + Norah
Titel: Foreverly
Format: CD, Vinyl & Digital
Veröffentlicht: 2013
Label: Reprise Records (Warner)

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Trackliste:

01. Roving Gambler
02. Long Time Gone
03. Lightning Express
04. Silver Haired Daddy Of Mine
05. Down In The Willow Garden
06. Who’s Gonna Shoe Your Pretty Little Feet?
07. Oh So Many Years
08. Barbara Allen
09. Rockin‘ Alone (In An Old Rockin‘ Chair)
10. I’m Here To Get My Baby Out Of Jail
11. Kentucky
12. Put My Little Shoes Away

Das aktuelle Album Songs Our Daddy Taught Us von den Everly Brothers – Bestellen, Format, VÖ. und Label:

   

The Everly Brothers: Songs Our Daddy Taught Us
Künstler: The Everly Brothers
Various Artists
Titel: Songs Our Daddy Taught Us
Format: 2-CD Digipak
Veröffentlicht: 2013
Label: Bear Family

Bestellen / Download:

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The Everly Brothers - Songs Our Daddy Taught Us: Hier bestellen!The Everly Brothers - Songs Our Daddy Taught Us: Nicht erhältlich!

Trackliste: (CD 1)

01. Roving Gambler
02. Down In The Willow Garden
03. Long Time Gone
04. Lightning Express
05. That Silver Haired Daddy Of Mine
06. Who’s Gonna Shoe Your Pretty Little Feet?
07. Barbara Allen
08. Oh So Many Years
09. I’m Just Here To Get My Baby Out Of Jail
10. Rocking Alone in An Old Rocking Chair
11. Kentucky
12. Put My Little Shoes Away

 

Trackliste: (CD 2)

01. Roving Gambler
Kelly Harrell
02. Down In The Willow Garden
Charlie Monroe
03. Long Time Gone
The York Brothers
04. Lightning Express
The Blues Sky Boys
05. That Silver Haired Daddy Of Mine
Gene Autry & Jimmy Long
06. Who’s Gonna Shoe Your Pretty Little Feet?
The Monroe Brothers
07. Rose Conley (Down In The Willow Garden)
G.B. Grayson & Henry Whittler
08. Roving Gambler
Merle Travis
09. Barbara Allen
Merle Travis
10. Oh So Many Years
The Bailes Brothers
11. I’m Just Here To Get My Baby Out Of Jail
The Blues Sky Boys
12. Rocking Alone in An Old Rocking Chair
Eddy Arnold
13. Kentucky
Karl & Harty
14. Put My Little Shoes Away
Chuck Wagon Gang
15. Who’s Gonna Shoe Your Pretty Little Feet?
Patti Page
16. The Ballad Of Barberry Ellen
John Jacob Niles

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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