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Hannes Wader: Sing

Der Sänger und Songschreiber Hannes Wader mit neuem Album am Start!

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Hannes Wader - Sing

Seit fast 50 Jahren bereichert er die bundesdeutsche Musik- und Kulturlandschaft. Zusammen mit seinen Freunden Reinhard Mey und Konstantin Wecker bildet er quasi die Dreifaltigkeit des deutschen Liedermachertums. Doch während Mey immer ganz nahe am französischen Chanson war und Wecker Pop- und Rockrhythmen stets aufgeschlossen war, ist Hannes Wader derjenige der drei, bei dem die Einflüsse des amerikanischen Folk und Country am stärksten präsent waren.

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Schließlich hat er mit „Heute hier, morgen dort“ ein neues deutsches, mittlerweile legendäres Volkslied geschrieben, das nichts anderes als die amerikanische Hobo-Legende ins Deutsche überträgt. Ein Song, der sich in der kollektiven bundesdeutschen Erinnerung weit über den engeren Kreis der Wader-Fans festgesetzt hat. Und das, obwohl Wader viele Jahre lang im Fernsehen und den bundesdeutschen Leitmedien im Grunde gar nicht stattgefunden hatte. Erst kam er auf die schwarze Liste, weil er ohne sein Wissen der Terroristin Gudrun Ensslin seine Wohnung vermietet hatte, später dann wurde er als „DKP-Künstler“ allenfalls mit spitzen Fingern angefasst. Doch das ist mittlerweile Geschichte, da Wader sich nach dem Zusammenbruch der poststalinistischen Systeme Osteuropas wieder offeneren Geisteshaltungen zuwandte. Und so konnte man ihn anlässlich seines 70. Geburtstags 2012 sogar in mehreren Fernsehsendungen sehen. Er erhielt 2013 den „Echo“ für sein Lebenswerk und musste miterleben wie die „Toten Hosen“ auf offener Bühne im Fernsehen „Heute hier, morgen dort“ massakrieren durften. Die TV-Gewaltigen scheinen immer noch Angst davor zu haben, den Zuschauern „Wader pur“ zuzumuten.

Nun legt der mittlerweile 72 Jahre alte deutsche Singer-Songwriter mit Sing (VÖ. 06.02.2015) sein neues Studioalbum vor. Und zeigt sich in absoluter Bestform. Absolut packend beginnt der Longplayer mit „So wie der“. Ein Zusammentreffen mit einem alternden Straßenmusiker mündet in eine Reflexion über den eigenen menschlichen und musikalischen Werdegang. Wie ähnlich man sich mal war und wie man sich mit der Zeit verändert. Und wie eng gewinnen und scheitern zusammen liegen können.

Um das Thema „wie und wo man seinen Platz im Leben findet“, geht es auch im zweiten Song. Bei „Wo ich herkomme“ zeigt Wader zweierlei. Zum einen seinen weiterhin untrüglichen Blick auf das Ungleichgewicht der sozialen Verhältnisse in der Bundesrepublik, zum anderen beweist er, dass er ein Folkie ist, der unzweifelhaft auch seine Americana-Wurzeln kennt. „Wo ich herkomme“ ist ein meisterhafter Talking Blues. Wader beherrscht dieses Subgenre wie kein zweiter in unseren Landen. John Lee Hookers „Tupelo“, Woody Guthries „Talking Dust Bowl Blues“, oder Dylans „Talking World War III Blues“ – hinter alldem müssen sich Waders „Tankerkönig“ oder „Rattenfänger“ nicht verstecken. Wader entwickelte das Genre weiter, durch politische Konkretheit, irrwitzige Geschichten und seinen derben schwarzen Humor. Da knüpft der neue Song nahtlos an den „Tankerkönig“ an.

Ein typischer Wader-Song der besten Sorte ist auch „Folkingers Rest“, der an die Treffen mit befreundeten Musikern erinnert, bei denen man nächtelang zusammen trinkt und musiziert. Bitterböse ist dann wieder „Morgens am Strand“. Denn mit fröhlich-karibischen Urlaubsklängen untermalt, wird erzählt wie eine tote schwarze Frau an den Touristenstrand gespült wird. Und „Arier“ ist dann wieder ganz die einfach nicht totzukriegende – weil immer noch und immer wieder geschehende – Geschichte vom Grauen hinter den idyllischen Fassaden. Inzest, Gewalt, Mord und Neonazis sorgen hier über die Jahrzehnte hinweg für böse dunkeldeutsche Kontinuitäten.

Erst der letzte Titel ist dann der Titelsong „Sing“. Ein schmissiger Rausschmeißer, bei dem es Wader vortrefflich versteht, ehrliche Ratschläge und Appelle dann doch wieder ironisch zu brechen. Und doch bleibt er felsenfest dabei: Das Singen ist sein Leben.

Das Album „Sing“ ist ein weiteres, schönes Alterswerk von Hannes Wader, das die ganze Bandbreite seiner musikalischen Einflüsse abdeckt. Irischer Folk und American Blues, sogar karibische Klänge und fast schon rockige Arrangements sind zu hören. Und irgendwie noch mehr Country als sonst, hat man den Eindruck. Er bekennt sich scheinbar heutzutage stärker zu seinen amerikanischen Einflüssen stellt. Dazu passt, dass er immer wieder mal seine Live-Auftritte mit einem großartigen und für ihn wunderbar programmatischen alten Countryhit beendet: Roger Millers „King Of The Road“.

Fazit: Ein tolles Alterswerk. Dem ollen Hannes können in Deutschland auch weiterhin nicht viele das Wasser reichen. Prädikat: Ein bundesdeutsches Kulturgut – vital, scharfzüngig, melancholisch, lyrisch. Und immer unterhaltsam!

Hannes Wader - Sing

Künstler / Albumtitel: Hannes Wader – Sing
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Mercury, Universal Music, 2015)

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Trackliste:

01. So wie der
02. Wo ich herkomme
03. Für dich
04. Folksinger’s Rest
05. Morgens am Strand
06. Arier
07. Bei dir
08. Das kleine Gartentor
09. Lissi aus Giengen an der Brenz
10. Sing

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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