A Thousand Horses – Southernality
Bands haben es im kommerziellen Country üblicherweise nicht leicht, da sie entweder durch harten Gitarreneinsatz zu fett oder durch die Variation der Instrumente zu komplex klingen. So haben die Countryfachleute jenseits des großen Teiches nicht schlecht gestaunt, als das dem Southern Rock nahestehende Quartett A Thousand Horses mit ihrer zu Jahresbeginn veröffentlichten Debütsingle „Smoke“ durch die Billboard Charts marschierte. Mit dieser blueseingefärbten Country-Rockballade ist letztlich das Kunststück gelungen, sieben Jahre nach dem Debüterfolg Zac Brown Band wieder eine Newcomerformation an die Nummer-Eins-Position der Radio Charts zu bringen.
Wer steckt hinter dieser Band, die bereits 2010 in Nashville gegründet wurde und erst im letzten Jahr von dem Top-Label Republic Nashville unter Vertrag genommen wurde? Den Kern der Band bilden Sänger Michael Hobby und Leadgitarrist Bill Satcher, die schon als Teenager im heimischen South Carolina musikalisch gemeinsame Sache gemacht haben. Hobbys angeraute Stimmfarbe und Satchers charakteristische Riffs definieren das Erscheinungsbild von A Thousand Horses, während Co-Gitarrist Zach Brown und Bassist Graham Deloach zusätzlich als Vokalisten in Erscheinung treten. Als kreative Köpfe der Band sind Hobby und Satcher auch für das Songwriting verantwortlich.
Nachdem sich der „Smoke“ des Singleerfolges verzogen hat, kommt nun mit der Veröffentlichung des Debütalbums Southernality die wahre Qualität zum Vorschein. Und hier folgt die nächste Überraschung. Anstatt sich – wie im Kollegenkreise üblich – weitere Hitkandidaten auf den Leib schneidern zu lassen, präsentieren die „Horses“ ein mit Highlights gespicktes, variantenreiches Selfmadewerk aus eigener Feder. Produzent ist Dave Cobb, der unter anderem für die Alben von Chris Stapleton, Shooter Jennings und Jamey Johnson verantwortlich ist.
13 Songs sind es, die „Southernality“ zu einer eindrucksvollen Visitenkarte und A Thousand Horses zu einem Hoffnungsträger der modernen Countryszene machen. Stilistisch spielen die vier Jungs mit starken Einflüssen des Southern Rock, der sich bereits auf dem Black-Crowes-ähnlichen Opener „First Time“ andeutet. Auch das mit einer coolen Harpnote veredelte „Travelin‘ Man“ oder das riffig-muskulöse „Landslide“ sind Vertreter der härteren Gangart, denen man Einflüsse von Lynyrd Skynyrd bis Bob Seger zuordnen darf. Doch dies ist nur eine von mehreren Facetten, die Leadsänger Hobby mit seinen Guys offenlegt. Das melodische „Heaven Is Close“ lässt mit einem Fiddle-Banjo-Intro keinen Zweifel, dass Teile des Albums eindeutig im Country verortet sind. Dazu zählt auch „Tennessee Whiskey“, das mit einem packenden Storytelling zu den herausragenden Beiträgen gehört. „Back To Me“ ist eine wunderbar-romantische Countryballade, die die hohe Intensität von „Southernality“ mit am besten beschreibt.
Natürlich gibt es auch die Tracks, mit denen sich der Popularitätsgrad von A Thousand Horses als Radioact fortführen lässt. „(This Ain’t No) Drunk Dial“ ist die Folgesingle zu „Smoke“ und fühlt sich zu Beginn wie dessen musikalisches Abziehbild an. Mit Hilfe eines einprägsamen Refrains sollte sich ein ähnlicher Charterfolg wiederholen lassen. Auch „Sunday Morning“ ist melodisch stark und geeignet, die Hitserie fortzusetzen. Auf dem dynamischen Titelsong „Southernality“ macht das Quartett auf gerade mal zweieinhalb Minuten deutlich, dass handgemachte Musik als Repräsentant des Südens auch ohne Hip-Hop-Einflüsse und elektronische Hilfestellungen auskommt. Im Ergebnis ist dieses Debütwerk gerade deswegen so überzeugend, weil es sich dem aktuellen Erfolgsmuster der New Country Szene entgegenstellt und mit natürlichen Mitteln hohen Hörgenuss bietet.
Fazit: A Thousand Horses präsentieren mit „Southernality“ ein bärenstarkes Albumdebüt an der Nahtstelle zwischen melodischem Modern Country und bluesorientierten Southern Rock. Leadsänger Michael Hobby kreiert mit seinen Jungs eine stilistisch eigenständige Hausmarke, die dem Namen der Band auf Dauer zu größerer Popularität verhelfen könnte. Starke Melodien in Verbindung mit einer regional verwurzelten Interpretation und authentischer Instrumentierung bringen einen Kandidaten für das Album des Jahres zum Vorschein.
Titel: Southernality
Künstler: A Thousand Horses
Veröffentlichungstermin: 12. Juni 2015
Label: Republic Records
Vertrieb: Universal Music
Laufzeit: 45:33 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 13
Genre: Country, Blues, Southern Rock
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten
Trackliste:
01. First Time
02. Heaven Is Close
03. Smoke
04. Travelin‘ Man
05. Tennessee Whiskey
06. Sunday Morning
07. Southernality
08. (This Ain’t No) Drunk Dial
09. Landslide
10. Back To Me
11. Trailer Trashed
12. Hell On My Heart
13. Where I’m Going