Corb Lund: Things That Can’t Be Undone
Im März letzten Jahres sahen wir Corb Lund in Darmstadt und waren begeistert. Holten uns seine CD „Cabin Fever“ und einige mehr, schauten uns seinen Auftritt in der Marty Stuart Show an, und freuten uns, bald wieder Neues von ihm zu hören. Es hat ein bisschen gedauert, aber nun liegt es vor: Corb Lunds neues Studioalbum: Things Can’t Be Undone. Und das Warten hat sich gelohnt!
Musikalisch wie textlich hat der Kanadier, der in seiner Heimat ein großer Star ist und auch in den USA sein Publikum hat, hier am ganz großen Rad gedreht. Ganz stark. Nashvilles derzeit angesagtester Produzent, Dave Cobb, der jüngst auch Jason Isbells Aufnahmen veredelte, hat ihn hier unter seine Fittiche genommen. Entstanden ist ein abwechslungsreiches, thematisch vielschichtiges, tiefgründiges Werk.
Der in Alberta wohnende Lund hat sich von vielen anderen zeitgenössischen Countrymusikern schon immer dadurch unterschieden, dass Party, Patriotismus und Pick-Up nicht die einzigen Themen sind, die ihn umtreiben. Und so ist es auch auf dieser Platte. Neben eingängigen Country-Schiebern wie „Weight Of The Gun“, „Run This City“ und „Goodbye Colorado“ sind vor allem drei Songs zu nennen, die beweisen, wie sehr sich Corb mit der Realität befasst und sie eben nicht in seiner Musik außen vor lässt. Und es trotzdem oder gerade deswegen schafft, beste Unterhaltung mit Tiefgang zu bieten.
„Sadre City“ steht ganz in der Tradition seines Songs „I Wanna Be In The Cavalry“, das davon erzählt wie einer voller Begeisterung zur US-Kavallerie geht, um dann an Krieg, Gewalt und Hunger zugrunde zu gehen. Der Song „Sadre City“ erzählt aus der Sicht eines US-Soldaten von der Gewalt und dem Terror, dem die GIs in der irakischen Stadt insbesondere in den Jahren 2003 und 2004 ausgesetzt waren. Da bleibt nicht viel übrig von Ganz und Pathos. Da will er nicht mehr hin zurück. In der Einleitung zum Liedtext im CD-Booklet schreibt Lund dann auch noch von der ironischen Volte, dass die damaligen Gegner der Amerikaner nun, da sie auch Gegner des IS sind, plötzlich Verbündete der US-Streitkräfte sind.
„S Lazy H“ ist der Name der Ranch, die der Erzähler im gleichnamigen Song nach langem Existenzkampf an die Bank verliert. In diesem Metier kennt sich Corb Lund bestens aus, schließlich lebt der Mann auf einer Ranch und züchtet Kühe. Ein sehr eindringliches und gutes Beispiel für die existentiellen Gefahren und Nöte, denen Rancher heute mitunter ausgesetzt sind.
„Sunbeam“ schließlich, der letzte, leise und gefühlvolle Song, ist seiner Nichte Brynn gewidmet, die viel zu jung verstorben ist. Ein Lied, das einen zu Tränen rührt, da ist nichts gekünstelt oder dramatisiert, das ist einfach nur echter, tiefer Schmerz in bewegenden Worten.
Begleitet wird Corb von seiner kongenialen Band „The Hurtin Albertans“, die alle Genrestile vom Honkytonk bis Country-Rock im Schlaf beherrschen. Dieses Album macht einem Freude, sogar Wiedersehensfreude. Denn wenn Corb Lund extra ein Lied über eine Berliner Kneipe, die es heute nicht mehr gibt, für dieses Album einspielt – „Alt Berliner Bar Blues“ – dann kann man davon ausgehen, dass er nicht ungern in Deutschland ist und bald wieder einmal vorbei kommt.
Fazit: Wieder ein fantastisches Album von Corb Lund. Längst zu einem meiner Country-Favoriten geworden, bestätigt er mit seiner ganz selbstverständlichen Melange aus Country, Alternative Country und Rock, seine Ausnahmestellung. Prädikat: „Well, everything is better with some Corb around!“
Titel: Things That Can’t Be Undone
Künstler: Corb Lund
Veröffentlichungstermin: 30. Oktober 2015
Label: New West Records (Rough Trade)
Format: CD & Digital
Laufzeit: 37:25 Min.
Tracks: 10
Genre: Country, Alternative Country
Trackliste:
01. Weight Of The Gun
02. Run This Town
03. Alt Berliner Blues
04. Alice Eyes
05. Sadr City
06. Washed-Up Rock Star Factory Blues
07. S Lazy H
08. Goodbye Colorado
09. Talk Too Much
10. Sunbeam