Urig wie im Honky Tonk: Todd Day Wait im Frankfurter „Feinstaub“
Bei seinem Auftritt reduziert der Sänger aus New Orleans Hillbilly und Honky Tonk auf das Wesentliche und gewinnt.
In New Orleans und im Süden der USA wo Todd Day Wait normalerweise unterwegs ist, tritt er mit seiner Gruppe „Pigpen“ auf. Dann spielen neben ihm George Aschmann die Geige und Mat Dethrow den Stehbass. Und glänzen mit einem vollen Old Time-Hillbilly-Honky-Tonk-Sound. Auf seiner Europatournee spielt Todd Day Wait dagegen solo. So auch im Frankfurter „Feinstaub“ vor wenigen Tagen. Die kleine urige Musikkneipe im Nordend, die mit rund 50 Leuten gut gefüllt war, bot für seine Art von Musik den besten Rahmen. Denn mit seinem Soloauftritt reduzierte er seine Hillbilly und Honky Tonk-Musik auf das Wesentliche: Den Vortrag mit Gitarre und Gesang, den Text und die pure Melodie. Und siehe da – schon nach kurzer Zeit schwappte die Honky Tonk-Atmosphäre in das Frankfurter Lokal.
Die Geschichte von Todd Day Wait wird im Allgemeinen so erzählt: 2009 verließ er seinen Wohnort Columbia und begab sich auf eine musikalische Reise kreuz und quer durch die USA. Überall traf er Musiker, spielt mit ihnen, lernte von Ihnen, ließ seine Musik durch sie beeinflussen. Und so wurde er zum musikalischen Grenzgänger, der Blues, Folk, Country, frühen R&B und Soul miteinander verbindet. Von Columbia führte seine Reise bis nach New Orleans. Seit 2012 lebt er in New Orleans und wenn er nicht gerade irgendwo tourt, kann man ihn im French Quarter von New Orleans hören.
Todd Day Wait gehört damit eindeutig in die Reihe von jüngeren Musikern, die sich ganz bewusst älteren Stilen annehmen und versuchen, diese für unsere Zeit aufzubereiten. Er steht damit in einer Reihe mit den „Carolina Chocolate Drops“, der „Old Crow Medicine Show“, Pokey LaFarge oder den „Deslondes“. Aprospos „Deslondes“. Natürlich kenne er Sam Doores, sagt er im Zweiergespräch in der Pause: „Wir sind Buddies!“ Er ist schon überrascht, dass Sam oder auch Alynda Lee Segarra hier überhaupt bekannt sind. Und bei den „Deslondes“, so sagt er, habe er schon im Vorprogramm gespielt.
An diesem Abend beschränkt sich Todd Day Wait auf neo-traditionelle Countrymusik, also Hillbilly und Honky Tonk. Er spielt Songs von Lefty Frizell, Hank Williams, Wynn Stewart und von Jimmie Rodgers, dem „Vater der Countrymusik“. Und wenn er „Peach Pickin‘ Time In Georgia“ spielt, dann macht er das auf eine ganz ursprüngliche Art. Ohne sentimentale Schönspielerei, sondern als rauen Song mit lebens- und liebesbejahendem Text, ganz so als wäre man in einer Scheune irgendwo im Süden der USA in den 1940er Jahren. Und macht damit auch nochmal deutlich, dass Countrymusik wirklich der Blues der Weißen ist. Denn die Songs, die er singt handeln nämlich oftmals auch von den traurigen Seiten der Liebe. Vom Schmerz, vom Verlust, vom Betrug. Und wenn er dann mit der Stimme am Ende des Verses hochgeht und kiekst, dann spürt man die ganze Verlorenheit des traurigen Cowboys.
Zwischen den Songs seiner großen Vorbilder streut er auch immer wieder eigene Stücke wie „Travelin‘ Blues“ ein, die im Vergleich zu den Liedern seiner Heroes in keiner Weise abfallen. Und auch wenn viele Stücke traditionell trauriger Natur sind, sind andere wiederum musikalisch ziemlich flott und sowohl dies, als auch seine humorvolle Art der Ansprache lässt die Stimmung im „Feinstaub“ immer mehr steigen.
Am Ende erntet er großen, verdienten Applaus und wird weiterziehen, als einsamer Cowboy auf Europatournee. Wir hoffen auf ein Wiedersehen.