Dean Dillon: Eine Songschreiberlegende kritisiert die moderne Countrymusik
Der Songschreiber ist "not amused" über die flachen Texte in der modernen Countrymusik.
Dean Dillon, der vor kurzem seinen 62. Geburtstag feierte, kann als Songschreiber auf eine äußerst erfolgreiche Karriere zurückblicken. Er hat über 70 Hits geschrieben, die es in die Country-Charts geschaffte haben, davon allein über 50 für George Strait. Aber auch Steve Wariner, Waylon Jennings, Keith Whitley oder Pam Tillis gehörten zu seinen Kunden. Gerade hat Chris Stapleton mit Dillons „Tennessee Whiskey“ (sangen bereits David Allan Coe, 1977 und George Jones, 1983) einen Top-Hit ersungen.
Nun hat sich Dillon sehr kritisch zu der Musik geäußert, die in den letzten Jahren von den Country-Radiostationen gespielt wird. Dillon, dem George Strait zum Beispiel „The Chair“, „Marina Del Ray“ oder „Ocean Front Property“ zu verdanken hat, kann für sich in Anspruch nehmen, dass er weiß, wie ein tolles Lied zu klingen hat. Er sagte jüngst in einem Interview mit Wide Open Country, dass in Nashville immer noch gute Songs geschrieben würden, er aber kaum noch solche Lieder im Radio hören könne. „Sie müssen verstehen, dass ich Lieder lebe, esse, schlafe und atme. Aber wo sind all‘ die guten Lieder, von denen ich weiß, dass sie in Nashville geschrieben werden“, fragt Dillon. „Ich war nie ein großer Fan des Bro-Country, aber diese Art von Musik wird, fürchte ich, einen großen Einfluss hinterlassen.
Und nun kommt Dillon so richtig in Fahrt: „Jeder Song ist immer über dasselbe: Kurzbehoste Mädchen, Trucks, Bier, Seeufer, immer, immer wieder. Dieses Bro-Country-Zeug fing vor gut 12 Jahren an, und jetzt singen sie immer noch über dieselben Sachen. Entwickeln die sich nicht weiter, werden älter, heiraten, kriegen Kinder? Was ist mit Jobs und Verschiebungen in der Gesellschaft? Da bewegt sich gar nichts“, kritisiert Dillon klar und deutlich.
Dillon fügt hinzu, dass er durchaus denkt, dass die jungen Songschreiber in Nashville schlauer sind als es seine Generation je war. Dies treffe durchaus auch auf seine Tochter Jessie Jo Dillon zu, die ihrem Vater nacheifert und ihre ersten Songs für Brandy Clark und Maren Morris geschrieben hat.
Auf der guten Seite des Schreibens in Nashville steht für Dillon die Gewissheit, dass er nach einer langen Karriere immer noch an die Magie des kreativen Prozesses in Music City USA glaubt. „Man sitzt mit einem, den man zuvor nie getroffen hat, in einem Zimmer und ein paar Stunden später schreibt man einen tollen Song zusammen“, wundert er sich. „Wie wir das machen, weiß ich nicht, aber es passiert täglich.“