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The Secret Sisters: You Don’t Own Me Anymore

Das Comeback-Album der Schwestern ist ernsthaft, melancholisch, traurig, manchmal wütend und dabei immer elegisch und wunderschön.

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The Secret Sisters - You Don't Own Me Anymore The Secret Sisters - You Don't Own Me Anymore. Bildrechte: New West Records

Man stelle sich die beiden vor, wie sie auf einer Felseninsel inmitten des Mississippi ihren Sirenengesang anstimmen. Würde da nicht so mancher wackere Flussschiffkapitän alle Vorsichtsregeln außer Acht lassen, und allein aus Sehnsucht auf Grund laufen? Nun, Laura und Lydia Rogers alias The Secret Sisters, zwei der schönsten und verlockendsten Stimmen des Americana, sind zurück, und legen mit You Don’t Own Me Anymore ein starkes Album vor, dass zum einen der Aufarbeitung ihrer persönlichen Krise der letzten Jahre dient (wir berichteten), zum anderen als Referenz an die den amerikanischen Süden, der ebenso viel Schönes wie Schreckliches zu bieten hat, gelten darf.

Vergangenheitsbewältigung und ehrliche Liebeserklärung an den ungeschminkten Süden

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In den Songs dieses Albums bringen sie beides zusammen. Bestes Beispiel ist der Starttrack. „Tennessee River Runs Low“ ist ein sehr poetisches und metaphorisches Lied, dass vom Weg handelt, den ein kraftvoller Fluss einschlägt. Und was vom Namen her eine Ode an den Ol‘ Man River sein könnte, entpuppt sich als eine schmerzhafte verstörende Geschichte vom verlassen werden und von Armut und Gewalt in „Mississippi“. „Carry Me“ ist dann eine traurige Geschichte von jemand, der nach Hause kommt, mit Wunden übersät, der bleischwer an seinem Schicksal, an seiner Niederlage trägt und absolut pleite ist und sich nur noch in die Arme eines geliebten Menschen retten will. Kein Wunder, dass im nächsten Schritt, diese Heimat verklärt wird. „King Cotton“ ist ein Liebeslied an Alabama, das sich mit seinem Südstaaten-Charme so wohltuend vom Norden abhebt. War der Erzähler bei Jimmie Rodgers‘ Klassiker „Miss The Mississippi And You“ nur genervt von Lautstärke, Hektik und den Lichtern der Großstadt im Norden, so haben die beiden Schwestern dort im Norden bittere Niederlagen einstecken müssen, weswegen sie jetzt nicht mehr aus dem Süden weg wollen. Und am drastischsten erfolgt dann ihre Abrechnung mit dem was hinter ihnen liegt, in „The Damage“, das sich direkt an die wendet, die sie falsch behandelt haben.

With a little help from Brandi Carlile

Alle Songs auf dem Album außer „Kathy’s Song“ von Paul Simon haben Laura und Lydia geschrieben, was alleine schon eine feine Leistung ist. Doch besonders gelungen sind die Songs an denen ihre neue Mentorin mitgewirkt hat. Niemand Geringeres als die große Brandi Carlile hatte die beiden nämlich in ihrer Krise aufgefangen. Die beiden hatten nach dem kommerziellen und künstlerischen Misserfolg ihres vorigen Albums „Put Your Needle Down ihren Plattenvertrag verloren, und hatten nicht einmal Geld genug, um weiter auf Tour zu gehen und Musik zu machen. Also meldeten sie Konkurs an und gingen zurück nach Alabama. In der Erwartung was die Zukunft ohne Musik für sie wohl bringen würde. Doch Brandi outete sich als Fan und spornte sie an, bei der Musik zu bleiben, und ein neues Album aufzunehmen. Mit ihrer Hilfe gelang dieses Album, das die Aufarbeitung ihrer jüngsten Vergangenheit darstellt.

Musikalisch perfekt komponiertes Album

Für die Produktion des Albums gesellten sich zu Brandi Carlile noch die Hanseroth-Zwillinge Tim und Phil dazu. Herausgekommen ist nicht nur ein Bewältigungsalbum, sondern eines, das das Leben und die Kindheit im Süden mit wunderschönen Bildern darstellt, ohne die Abgründe, die es dort eben auch gibt, zu leugnen. Aber immer wird klar: Die beiden jungen Frauen sind unheimlich froh, wieder in ihrem Süden, ihrer Heimat zu sein.

Musikalisch ist es ein fast schon perfekt komponiertes Album. Langsam und Midtempo sind die Geschwindigkeiten, ganz wie der Rhythmus des heißen Südens. Träge wippt das Album auf der Veranda im Schaukelstuhl, ohne eine Sekunde langweilig zu werden. Mal sind es Balladen, mal Klagelieder, dann wieder verhalten beschwingte Liebeslieder, hier wird das Banjo fröhlich gepickt, dort weint und klagt die Slide Guitar. Und immer wieder werden die Arrangements auf die wunderschönen Stimmen der Protagonistinnen ausgerichtet, ohne dass es überstrapaziert wird. Und so entsteht ein eindringlicher, elegischer, wunderschöner und manchmal sogar überirdischer Sog, der den Hörer absolut in den Bann zieht.

Fazit: Ein großartiges, rundum gelungenes Album. Eines der bisher schönsten Americana-Alben dieses Jahres. Echte Engel des Südens!

The Secret Sisters – You Don’t Own Me Anymore: Das Album

The Secret Sisters - You Don't Own Me Anymore

Albumtitel: You Don’t Own Me Anymore
Künstler: The Secret Sisters
Erscheinungsdatum: 9. Juni 2017
Label: New West Records
Vertrieb: Rough Trade
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 12
Genre: Americana

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Trackliste: (The Secret Sisters – You Don’t Own Me Anymore)

01. Tennessee River Runs Low
02. Mississippi
03. Carry Me
04. King Cotton
05. Kathy’s Song
06. He’s Fine
07. To All The Girls Who Cry
08. Little Again
09. You Don’t Own Me Anymore
10. The Damage
11. Til It’s Over
12. Flee As A Bird

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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