The Secret Sisters: Mind, Man, Medicine
Die beiden Schwestern aus Alabama legen ihr fünftes Studioalbum vor und sehen sich selber nun in ruhigerem Fahrwasser.
Die Karriere der beiden singenden Schwestern Laura Rogers und Lydia Slagle lässt sich ganz klar in zwei Teile aufgliedern. Der erste Teil war der schnelle Erfolg mit dem Produzentengenie T Bone Burnett, dem Hype als die neue Hoffnung des Americana. Der zweite Teil folgte, nachdem sie ihre Plattenfirma, ein Major Label, nach dem Flop ihres zweiten Albums fallen ließ. Da war es die Singer-Songwriterin Brandi Carlile, die dafür sorgte, dass die bezaubernden Stimmen nicht verstummten, sondern uns bis heute mit ihrer Musik erfreuen.
Fünftes Kapitel
Ihre von Brandi produzierten Alben zeigten die beiden Schwestern als großartige Sängerinnen aus dem Süden. Die von diesem Landstrich und ihrem Leben dort erzählen. Die Hype und Fall im Musikbusiness verarbeitet haben und wieder im richtigen Leben sind. Ansprechende, tiefe Texte, musikalisch gepaart mit neotraditionalistischem Americana. Zum neuen Album, Mind, Man, Medicine, sagen sie: „Unser fünftes Kapitel ist das, in dem wir suchen, genießen und zur Ruhe kommen. Die Muse fand uns in den Tiefen der Kindererziehung, in der Pflege von Beziehungen, im Überleben eines weltverändernden Virus, im Abschiednehmen, in der Veränderung unserer Denkweise und in der Entdeckung eines bis dahin nicht gekannten Friedens. Unser drittes Lebensjahrzehnt hat sich als eine Zeit der Routine, der Ruhe und der Erkenntnis erwiesen, und diese Lieder handeln von den Lektionen, die wir gelernt haben…wir haben ein ruhiges Fahrwasser gefunden, vorerst.“
Debüt als Produzentinnen
Elf neue Songs haben die beiden in den FAME-Studios in ihrer Heimatstadt Muscle Shoals, Alabama aufgenommen. Gemeinsam produziert mit Ben Tanner (Alabama Shakes, St. Paul & the Broken Bones) und John Paul White (ehemals Mitglied des Grammy-prämierten Duos The Civil Wars). „Bei Saturn Return hatten wir viel gelernt. Ich bin sicherer, den Ton der Platte zu bestimmen und zu wissen, wie wir unsere auf die ehrlichste Art und Weise Stimmen einfangen können. Also schien es der richtige Zeitpunkt für unseren ersten Ausflug in die Produktion zu sein“, sagt Laura Rogers zum Debüt als Produzentinnen.
Mit im Studio waren dabei so illustre Musiker wie Bassist Zac Cockrell (Alabama Shakes) und der legendäre Multiinstrumentalist und langjährige Sideman von Bob Dylan und Levon Helm, Larry Campbell. Campbell hatte ja erst jüngst das sensationelle Grammy-Duett von Tracy Chapman und Luke Combs an der Geige unterstützt.
Liebeslieder für die Familie und eine geeinte Gesellschaft
Die Songs sind musikalisch typisch Secret Sisters – mal überirdischer, sphärischer Gesang wie beim Eröffnungsstück „Space“, mal treibende Mid-Tempo-Nummern wie „Paperweight“. Weitere Anspieltipps seien hier kurz genannt. „If The World Was A House“ entstand zusammen mit Ruston Kelly und Kate York und das Hauptziel war es, so sagen die Sängerinnen, ein Lied über den Traum einer geeinten Gesellschaft zu schreiben, die immer das Wohl derer sucht, mit denen wir alle unsere Existenz teilen. Also haargenau das Gegenteil der Hasspredigten und Spaltungen, die in den USA im Moment scheinbar unaufhaltsam auf dem Vormarsch sind.
„All The Ways“ ist eine Reminiszenz an die legendäre Soulmusik, die in den Studios von FAME – Florence Alabama Music Enterprises, mit Wilson Pickett, Aretha Franklin und Etta James entstand und die unter dem Namen „Muscle Shoal Sound“ wurde. Wobei die FAME-Studios als Aufnahmeort noch gar nicht feststanden, als der Song geschrieben wurde. Mit Ray LaMontagne ist bei diesem Stück ein langjähriger Freund mit von der Partie.
Ein sehr schönes Liebeslied für die ganz Kleinen wie für die Alten ist „I Can Never Be Without You Anymore“. Hier zeigen die Secret Sisters ihre tiefe familiäre Verbundenheit mit der vorherigen und der nächsten Generation und unterstreichen damit nochmals, dass sie wissen, wo sie ihren Platz zum Leben gefunden haben.
Fazit: Es ist ein vorwiegend ruhiges Album, das mit viel Country, Soul und etwas Roots Rock zu einem sehr schönes Stück Americana geworden ist. Die Schwestern gehen weiter unverdrossen ihren Weg und wir hören ihnen gerne zu.
The Secret Sisters – Mind, Man, Medicine: Das 2024er Album
Künstlerinnen: The Secret Sisters
Album: Mind, Man, Medicine
Veröffentlichung: 29. März 2024
Label: New West Records (Bertus)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 13
Genre: Americana, Folk, Country
Trackliste: (Mind, Man, Medicine)
01. Space
02. Paperweight
03. If The World Was A House
04. All The Ways – mit Ray LaMontagne
05. Planted
06. Never Walk Away
07. I Needed You
08. Bear With Me
09. Same Water
10. I Can Never Be Without You Anymore
11. I’ve Got Your Back