Jon Wolfe: Any Night In Texas

„Als ich anfing, George Strait zu hören, fügte sich alles zusammen. Er ist für mich so etwas wie der Frank Sinatra des Country.“ Mit diesen Worten gibt Jon Wolfe seine Bewunderung für den wohl größten Hitlieferanten der Country-Musik preis. Eine Bewunderung, die mit einem unüberhörbar stilprägenden Einfluss verbunden ist.

Seit mehr als 10 Jahren twangt sich der in Austin ansässige Okie-Cowboy durch die texanische Musiklandschaft und hat der Honkytonkgemeinde eine stattliche Sammlung von Hits hinterlassen. Stimmlich wie musikalisch verfolgt Wolfe eine Linie, die ihn fernab vom Red-Dirt-Einfluss seiner Landsleute in die Kategorie des kommerziell verwertbaren Texas-Country einordnet. Dabei ist eine Orientierung an den bügelfreien Sounds der Nashviller Hitschmiede nicht ganz von der Hand zu weisen. Eine Songpartnerschaft der besonderen Art ergibt sich zu Music-City-Star Joe Nichols. Nachdem Nichols den Wolfe-Song „I Can’t Take My Eyes Off You“ für sein Album „It’s All Good“ übernommen hatte, brachte Wolfe seinerseits den Nichols-Track „Smile On Mine“ an die Spitze der Texas-Charts.

Auf seinem vierten Studioalbum Any Night In Texas reitet der Selfmade-Mann mit dem „charming twang“ die bewährte Erfolgsmasche stimmungsvoller Songbilder mit dosiertem Texas-Stallgeruch konsequent weiter. Wenig überraschend erreichte der Singlevorbote „Boots On A Dance Floor“, ein mit feinstem Wolfe-Swagger versehener Dancehall-Sing-Along, im letzten Dezember sicher die Spitze der Texas-Radio-Charts. Der smarte Nachfolger „Baby This And Baby That“ dürfte als aktueller Rang 16 einen ähnlichen Verlauf nehmen.

Mit 14 Tracks erhalten wir einen echten Longplayer, der wie sein Vorgänger „Natural Man“, von dem Independent-Label Tone Tree Music promotet wird. Die Melodien sind eingängig, die Hooks catchy und die Messages aalen sich im seichten, wohlig warmen Fahrwasser. Nein, hier werden keine „working day problems“ gewälzt. Mit einer Mischung aus simplen Love-Stories („Airport Kiss“, „Whenever I’m With You“) und entspannten After-Work-Aktivitäten („Time On My Hands“, „Any Time In Texas“) werden die Themen bedient, die den tanzwütigen Honkytonkern unbeschwerte Sommerabende bereiten. Und Jon Wolfes charaktervolle Delivery macht aus dem ein oder anderen melodischen Wackelkandidaten einen mehr als passablen Songbeitrag.

Immer dann wenn der Sänger aus der Okie-Kleinstadt Miami den gefälligen Partymodus verlässt und das Tempo variiert, ergeben sich bleibende Eindrücke. Auf dem Aaron-Watson-stylishen Honkytonk-Upbeat „A Country Man’s Life Well Lived“ wird mit kreisenden Fiddles waschechtes Lone-Star-Feeling erzeugt, während sich Wolfe auf dem harmonischen Sunny-Sweeney-Duett „Drink For Two“ als eine Art texanische Chris-Young-Ausgabe präsentiert. Gegen Ende tritt auf „Crush Me“ und dem finalen „Long Song“ der Gefühlsmensch in den Vordergrund, der über weite Strecken der launigen 48 Minuten Spielzeit ein wenig kurz gekommen ist. Auch wenn dieses Album reich an Klischees und arm an stilistischer Vielfalt ist, sollte die Fortsetzung der Hitserie eines der angesagtesten texanischen Songseller außer Frage stehen.

Top-Tracks: „Boots On A Dance Floor“, „Drink For Two“, „Long Song“.

Fazit: Wer Jon Wolfe kennt, weiß worauf er sich einlässt. Der „Modern-Day-George-Strait“ aus Oklahoma bietet auf „Any Night In Texas“ entspanntes Real-Country-Entertainment „ohne Netz und doppelten Boden“. Texanisches Sommerfeeling pur!

Jon Wolfe – Any Night In Texas: Das Album

Albumtitel: Any Night In Texas
Künstler: Jon Wolfe
Erscheinungsdatum: 16. Juni 2017
Label: Tone Tree Music (Fool Hearted)
Format: CD & Digital
Laufzeit: 48:10 Min.
Tracks: 14
Genre: Traditional Country
Bewertung: 3,5 von 5 möglichen Punkten!

Trackliste: (Jon Wolfe – Any Night In Texas)

01. Girl Like You
02. Time On My Hands
03. Any Night In Texas
04. Boots On A Dance Floor
05. Baby This And Baby That
06. A Country Boy’s Life Well Lived
07. Drink For Two – mit Sunny Sweeney
08. Airport Kiss
09. Hang Your Hat On That
10. Whenever I’m With You
11. That’s What A Song Will Do
12. Crush Me
13. We’re On To Somethin‘
14. Long Song