Bill Anderson: Eine Legende wird 80
Der legendäre Sänger und Songschreiber "Whisperin' Bill" Anderson feiert seinen 80. Geburtstag.
Bill Anderson feiert am 1. November 2017 seinen 80. Geburtstag. Eine Legende der Countrymusik kann einen Geburtstag feiern und dabei auf eine beispiellose Karriere als Countrysänger, aber auch als Songschreiber zurückblicken.
Bill Anderson stammt aus Columbia in South Carolina. 1957 ging er nach Nashville, wo er Ende der 1950er Jahre den Durchbruch schaffte. „Tip Of My Fingers“ wurde 1960 sein erster Top-Ten-Erfolg und 1962 gelang ihm mit „Mama Sang A Song“ der erste Nummer-Eins-Hit. Insgesamt war Bill Anderson 80 Mal in den Country-Charts zu finden, ehe 1991 nach „Deck Of Cards“, einer Nummer 60 die Serie zu Ende ging.
„Whisperin‘ Bill Anderson: An Unprecedented Life In Country Music“ ist der Titel der 2016 erschienenen Autobiographie von Bill Anderson, in der er auf seine Karriere in der amerikanischen Musikszene. Er erzählt von seinen bescheidenen Anfängen als Radiomoderator in Georgia, von seinen Auftritten mit den berühmtesten Country-Stars in der Grand Ole Opry, seinen Begegnungen mit Elvis Presley und berichtet schließlich, wie er als allererster Songwriter aus der Countrymusik mit der höchsten Auszeichnung der BMI als Ikone der Songschreiber ausgezeichnet wurde.
Und Bill Anderson kann sich noch eines ganz besonderen Rekordes rühmen: Nachdem sein Lied „Country“ gesungen von Mo Pitney im Jahr 2015 in die Charts kam, ist er der einzige Country-Songschreiber, der in sieben Jahrzehnten immer einen Top-40-Hit hatte. Es begann 1958, als er mit seinem „That’s What It’s Like To Be Lonesome“ Platz 12 der Country-Charts erreichte.
Seine größten Erfolge als Sänger und als Songschreiber hatte er in den 1960er und 70er Jahren. Beispielsweise mit seinem Riesenhit „Once A Day“ von Connie Smith (1964) oder Conway Twittys „I May Never Get To Heaven“ (1979). Jüngst feierte er sein 55. Jahrestag als Mitglied der Grand Ole Opry und er war bereits mit 23 Jahren zum jüngsten „Songwriter des Jahres“ gewählt worden, ehe Taylor Swift das mit 21 schaffte. Generationen von Fans, Kolleginnen und Kollegen und Musikfachleute schätzen Bill Anderson, der nie laut wird und daher auch den Spitznamen „Whisperin‘ Bill“ erhielt.
Zu Beginn der 1990er Jahre war Bill Anderson in eine Schaffenskrise geraten. Es schien ihm, als ob sich niemand mehr für seine Musik interessiere. „Ich schrieb nichts mehr, weil ich dachte, dass meine Songs die jungen Leute nicht mehr erreichten würden“, erläuterte Anderson. Doch dann hatte Steve Wariner im Jahr 1992 mit einer Coverversion von „Tip Of My Finders“ und einem Platz 3 das Interesse an ihm wieder geweckt. Wariners Version war übrigens bereits die fünfte Chart-Platzierung dieses Liedes, vorher hatten Anderson selbst, Eddy Arnold, Jean Shepard und Roy Clark das geschafft. So begann Anderson wieder zu schreiben, und bis heute ist er aktiv.
Bill Anderson gehört zu den Songschreibern, die auch heute noch regelmäßig Lieder an jüngere Künstler weitergeben. So zum Beispiel an Joe Nichols (I’ll Wait For You), Kenny Chesney (A Lot Of Things Different), an Alison Krauss und Brad Paisley „Whiskey Lullabye“. 2014 schrieb er das Erfolgsduett für Blake Shelton und Ashley Monroe „Lonely Tonight“, mit dem die beiden Platz 2 der Hot Country Singles erreichten.
Als Mitglied der Grand Ole Opry tritt er dort regelmäßig auf, wenn er in Nashville ist. „Wenn du auf der Bühne stehst, sind dort 4.400 Zuhörern, die von überall hergekommen sind, aus der ganzen Welt“, erzählt Anderson im Interview. „Das sind Leute, von denen du manche kennst und andere, von denen du noch nie gehört hast. Du versuchst dann, auf der Bühne dein absolut Bestes zu geben. Und natürlich hoffe ich dann, dass die Leute beim Gehen sagen: Mir hat der gute alte Anderson gefallen, er war echt nicht schlecht.“