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Ry Cooder: The Prodigal Son

Der Altmeister ist mit seinem neuen Album tief verwurzelt in Country, Blues und Folk und kommentiert den Zustand einer Welt, die voller Gefahr und Unterdrückung ist.

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Ry Cooder - The Prodigal Son Ry Cooder - The Prodigal Son. Bildrechte: Caroline (Universal Music)

Mit The Prodigal Son gibt Ry Cooder erneut, wie schon 2012 mit seinem letzten Album, ein Statement zur Lage der USA ab. Bekannt und erfolgreich geworden als Projektförder der Weltmusik (Buena Vista Social Club), als Soundstrack-Komponist und als Slideguitar-Sidekick von Rockgrößen wie Eric Clapton und Bob Dylan, äußert er sich nun schon zum zweiten Mal explizit zum Zustand der amerikanischen Gesellschaft. War „Election Special“ damals noch geprägt unter dem Eindruck von Occupy Wallstreet und der Abwehr eines möglichen republikanischen Wahlsieges, so ist der Nachfolge-Longplayer sechs Jahre später viel weniger kämpferisch. Es ist eher ein über weite Strecken dunkles Lamento angesichts einer scheinbar immer wahnsinniger werdenden Welt und einer USA unter der Präsidentschaft Trumps. Ausdrucksmittel seiner Klage sind die traditionellen Blues und Countrysongs, die über das Seelenleben der Menschen erzählen.

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Zwar sind dies oftmals religiös geprägte Songs, aber Cooder arbeitet hier nicht die religiösen Aspekte aus den Songs heraus, sondern die universellen und humanen. „Es ist“, so Cooder, „ein rascher Kommentar zur unserer von kränkelnder Moral gekennzeichneten Lage. Ich verbinde die politisch-ökonomische Dimension mit dem Seelenleben der Menschen, denn die Menschen werden in unserer heutigen Welt von allen Seiten gefährdet und unterdrückt.“

Traditionals und Eigenkompositionen fügen sich zum stimmigen Gesamtkunstwerk

Cooder vermisst das moderne Amerika mittels traditioneller Songs von den Pilgrim Travellers, den Stanley Brothers, Blind Willie Johnson sowie eigenen Kompositionen. Den alten Songs wie „Harbor Of Love“ (Carter Stanley), Nobody’s Fault But Mine“ (Blind Willie Johnson) oder You Must Unload (Alfred Reed) stellt er Stücke wie „Shrinking Man“, „Gentrification“ oder „Jesus an Woody“ gegenüber, die stärker aktuell und programmatisch angelegt sind. In letzterem beschwört Cooder den Geist des Traumes für eine friedliche und gerechte Welt, den sowohl Jesus von Nazareth als auch Woody Guthrie aus Oklahoma hatten. In „Gentrification“ verbindet er klare deutlich Bilder – „Johnny Depp hat dieses Gebäude gekauft“ oder „Die Googlemänner kommen in die Stadt“ mit uralten Blueslyrics wie „Got to sleep in the kitchen with my feet in the hall“ und liefert damit ein stimmiges Szenario der Gentrifizierung. Und „Shrinking Man“ ist einziges düsteres Lamento über die Ohnmacht des Menschen gegenüber den Zeitläuften. Auch beim Titelsong „The Prodigal Man“ hat sich Cooder bei traditionellem Material bedient. Hier erzählt in einem treibenden Gospel-Blues vom verlorenen Sohn, der in seiner Suche nach dem wahren Glauben diesen einzig und allein in der Musik gefunden hat. Ein Gleichnis, das man hier durchaus autobiografisch verstehen kann.

Indem er allen Songs mit Hilfe von großartigen Musikern, allen voran sein Sohn Joachim Cooder, seinen eigenen unverwechselbaren musikalischen Stil einer Roots-Instrumentierung mit hoher Kunstfertigkeit aufdrückt, entsteht ein Album ohne Brüche, in dem sich alles in Cooders Konzept einordnet. Die Songs leben und berühren, und seine Kernaussage ist die nach der notwendigen Ehrfurcht und Respekt vor den Menschen, ihrem Leben, ihrer Herkunft und ihrem Schicksal. Etwas was die heutigen politischen Machthaber immer weniger zu haben scheinen. Und so entsteht in musikalischen Sternstunden auf diesem Album ein melancholischer Gegenentwurf zu allen Hasspredigern dieser Welt, egal welcher Religion oder politischen Gesinnung sie auch sind.

Ein Plädoyer für weltoffenen Humanismus

Fazit: Ry Cooder Cooder hat ein großartiges Americana-Album geschaffen, das dem bigotten konservativ-reaktionären-isolationistischen Amerika einen wahren weltoffenen Humanismus entgegengesetzt. Und ist auch mit 70 Jahren viel amerikanischer und freiheitlicher als die aktuellen politischen Bestimmer des Landes. Wieder ein Album voller „Love Songs For The Other America“.

Ry Cooder – The Prodigal Son: Das Album

Ry Cooder - The Prodigal Son

Titel: The Prodigal Son
Künstler: Ry Cooder
Veröffentlichungstermin: 11. Mai 2018
Label: Caroline (Universal Music)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 49:48 Min.
Tracks: 11
Genre: Americana

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Trackliste: (The Prodigal Son)

01. Straight Street
02. Shrinking Man
03. Gentrification
04. Everybody Ought To Treat A Stranger Right
05. The Prodigal Son
06. Nobody’s Fault But Mine
07. You Must Unload
08. I’ll Be Rested When The Roll Is Called
09. Harbor Of Love
10. Jesus And Woody
11. In His Care

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Über Thomas Waldherr (824 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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