Cowboy Junkies: All That Reckoning
Die Pioniere des Alternative Country veröffentlichen mit "The Reckoning" ein Album, das als Statement zur Lage der Welt verstanden werden darf und daher besonders düster daherkommt.
Als die Cowboy Junkies 1988 ihre „Trinity Sessions“ herausbrachten, wirkten sie mit ihrer bis dahin so noch nie gehörten Melange aus Folk, Rock, Blues und Country stilbildend für das sich entwickelnde Genre des Alternative Country. 30 Jahre später ist die Band um die kanadischen Timmins-Geschwister Margo, Peter und Michael immer noch da. Sie sind eine sehr langlebige Band, weil sie sich eben nie vollkommen den Regeln des Musikbusiness unterworfen haben. Sie haben immer das gemacht, was sie wollten. Und genau deshalb sind sie jetzt mit All That Reckoning wieder mit einem neuen Album am Start. Sie setzen sich mit der Lage der Welt auseinander. Einer Welt, die von Krisen und Zerstörung und Auflösung geprägt ist.
Und daher ist ihr neues Album ganz besonders dunkel. Aber dennoch unterhaltsam. Auch wenn das Tempo auf diesem Longplayer kaum vorankommt, so sind die Melodien auf sehr zarte Weise variabel und eingängig. „Das Album ist ein tiefgründiger und komplexer als alles, was wir jemals vorher gemacht haben“, sagt Michael. Wir haben immer versucht Alben zu machen, die wichtig für uns waren und davon erzählen, wer wir sind als Mensch. Diese Songs sind eine Abrechnung auf persönlicher Ebene und ebenfalls auf einem politischen Level. Es passiert aktuell so viel um uns herum und keiner weiß, wie es enden wird.“
„Furcht ist nicht so weit vom Hass entfernt, wenn Du die Menschen dazu bringst, dass sie sich fürchten, dann ist es nur ein kleiner Schritt, sie in Bewegung zu bringen“, singt Margot Timmins dann auch im neuen Song „The Thing We Do To Each Other“ und hat dabei all den Hass im Auge, der gesät wird, um Macht aufzubauen und zu erhalten.
„Es ist die älteste Taktik im Handbuch über soziale Kontrolle“, sagt Songwriter Michael Timmins. „Schaffe eine Kultur der Furcht und beginne dann diese Furcht so zu manipulieren, dass sie ablenkt, umleitet und spaltet. Unglücklicherweise ist das Endresultat, dass Furcht üblicherweise in Hass umschlägt und Hass ist eine menschliche Emotion, die unmöglich zu berechnen und zu kontrollieren ist.“ Eine ebenso treffende wie düstere Analyse.
Und so wird auch im Song „When We Arrive“ vom „Zeitalter der Auflösung gesungen. Und es liegt auf der Hand, dass Songwriter Timmins damit die Auflösung von Institutionen, Machtzentren und politischen Gewissheiten nennt. Von der Präsidentschaft Donald Trumps bis hin zum Brexit und einem beginnenden Verfall des vereinten Europas. Doch auch auf persönlicher Ebene tun sich in den Songs dieses Album Menschen oftmals ungute Dinge an und daher sind auch so manche persönlichen Beziehungen in Auflösung begriffen.
Es ist also ein kluges und auch schonungsloses Album geworden. Eine Abrechnung mit der Welt, wie sie sich derzeit darstellt. Im Kleine und im großen Ganzen. Und damit ein starkes und ernsthaftes Stück Americana.
Fazit: Düster aber hörenswert. Starke Texte und gute Musik zeigen die Alternative Country-Altmeister in Bestform!
Cowboy Junkies – All That Reckoning: Das Album
Titel: All Thar Reckoning
Künstler: Cowboy Junkies
Veröffentlichungstermin: 13. Juli 2018
Label: Proper Records
Vertrieb: H’art
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 46:02 Min.
Tracks: 11
Genre: Alternative Country
Trackliste: (All That Reckoning)
01. All That Reckoning (Part 1)
02. When We Arrive
03. The Things We Do To Each Other
04. Wooden Stairs
05. Sing Me A Song
06. Mountain Stream
07. Missing Children
08. Shining Teeth
09. Nose Before Ear
10. All That Reckoning (Part 2)
11. The Possessed