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Ein schottisches Countrymärchen

"Wild Rose" überzeugt als Musikfilm und als Milieustudie.

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Wild Rose - Film Wild Rose - Film. Bildrechte: Entertainment One Germany

Immer wieder einmal gibt es diese unverhofften, kleinen Countryfilme, die fernab vom Nashville-Hochglanzbusiness die Musik und das Genre ernst nehmen. Die wirklich verfilmte Countrysongs sind. Wir erinnern uns an „Crazy Heart“ mit Jeff Bridges oder „The Broken Circle Breakdown“ aus Belgien. Geschichten, die vom Suff, von der Liebe, vom Sterben und vom Tod erzählt haben. Eine andere typische Countrygeschichte geht so: „Mach Dein Ding, egal wo Du herkommst und egal wo Du bist, aber mach Dein Ding!“ Solch eine Geschichte erzählt Wild Rose, das wunderschöne schottische Countrymärchen mit Jessie Buckley und Julie Walters in den Hauptrollen.

Rose – Wild, unbeherrscht und verpeilt

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Rose-Lynn Harlan (Jessie Buckley) ist eine alleinerziehende Mutter aus der Glasgower Arbeiterklasse, die fünf Monate wegen Drogenvergehen im Frauenknast war. Sie hat kühne Träume vom Erfolg als Countrysängerin, aber sie ist eben auch unbeherrscht, unzuverlässig und verpeilt. Ihre Mutter (Julie Walters) arbeitet im Backshop im Einkaufszentrum und kümmert sich um die Kinder. Jessie liebt ihre beiden Sprösslinge, aber sie ist einfach unfähig, wirklich auf deren Bedürfnisse einzugehen.

Durch eine glückliche Fügung wird sie Putzfrau in einem Haushalt in einem besseren Viertel von Glasgow und begeistert mit ihrer Liebe zur Countrymusik die dortige Mutter und deren Kinder. Susannah, die Mutter, ist gut vernetzt und verschafft Rose einen Termin in London bei BBC-Country-Radio-Moderator Bob Harris. Der sieht ihr gesangliches und performatives Talent, rät ihr aber dazu, eigene Songs zu schreiben. Susannah organisiert für Rose ein Crowdfunding-Konzert, doch der Armbruch von Roses Sohn und die Aussage von Susannahs Mann, der aus Roses Problemviertel stammt, sie möge sich in Zukunft fern von seinen Kindern halten, führen zu einem Nervenzusammenbruch von Rose, die das Konzert kurz nach Beginn abbricht und wegläuft.

Das Glück liegt nicht in Nashville

Rose arbeitet nun daran, sich im ihre Kinder zu kümmern. Sie nimmt einen Job im Einkaufszentrum an. Doch ihre Mutter bemerkt, dass Rose etwas Wichtiges fehlt. Also gibt sie Rose ihre Ersparnisse, so dass Rose einen Flug nach Nashville antreten kann. Dort ist sie fasziniert, bemerkt aber auch, nur eine von vielen zu sein. Also kehrt sie nach Hause zurück, denn dort ist ihr Platz und auch der Ort, wo sie mit ihrer Musik Erfolg haben kann.

In der Schlussszene singt sie ein Jahr später ihren eigenen Song „Glasgow (No Place Like Home)“ und wird vom Publikum in einer großen Konzerthalle gefeiert. Im Publikum ist auch Susannah.

Der Film gewinnt durch seine Gegenüberstellung von ehrlicher Milieudarstellung der schottischen Arbeiterklasse und dem großen Traum, ein Countrystar zu werden. Erst langsam begreift Rose, dass der Traum nicht an Nashville gebunden ist und dass ihr eigenes Leben genug Stoff für Countrysongs hergibt. Dass sie am Ende dann in einer vollbesetzten Konzerthalle spielt, mag als Happy End zu dick aufgetragen zu sein, doch Filme sollen den Menschen auch Hoffnung machen dürfen.

Fazit: Und so ist dieser Film mit großartigen Darstellern – Julie Walters, Jessie Buckley und Sophie Okonedo als Susannah – wie ein guter Countrysong, der die Lage ehrlich schildert und den Menschen Kraft aus der Verwirklichung ihrer Träume schöpfen lässt.

Soundtrack mit Ocar-Shortlist-Song

Der Song, den Rose am Ende des Films so großartig präsentiert – „Glasgow (No Place Like Home)“ – stand als bester Originalsong auf der Shortlist für die Oscar-Nomimierung, kam aber letzlich nicht unter die letzten fünf. Geschrieben wurde er von Kate York, Caitlyn Smith – und Mary Steenburgen. Die aus vielen Hollywood-Filmen wie „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“, „The Electric Mist“ oder „The Help“ bekannte Schauspielerin hat sich in den letzten Jahren verstärkt mit dem Songwriting beschäftigt und es wäre für sie natürlich ein gigantischer Erfolg gewesen, nach dem Oscar als beste Nebendarstellerin in „Howard & Melvin“ (1981) nun auch einen Oscar für einen Filmsong zu bekommen und sich in eine Linie mit Bob Dylan oder Ryan Bingham einzureihen. Doch auch ohne Auszeichnung: Ein toller Song!

Der Soundtrack besteht ansonsten aus einer guten Mischung bekannter Countryklassikern von Emmylou Harris, Hank Snow oder Bonnie Raitt, den Songs der Indie-Band Primal Scream und den Aufnahmen von Hauptdarstellerin Jessie Buckley. Hörenswert!

Various Artists - Wild Rose

Titel: Wild Rose (Official Motion Picture Soundtrack)
Künstler: Various Artists
Veröffentlichungstermin: 12. April 2019
Label: Island (Universal Music)
Formate: CD
Tracks: 12
Genre: Country, Indie

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Trackliste: (Wild Rose)

01. Country Girl
02. Outlaw State Of Mind
03. Born To Run
04. Peace In This House
05. Angel From Montgomery
06. Alright To Be All Wrong (The Dreamer’s Song)
07. When I Reach The Place I’m Going
08. Cigarette Row (Five O Clock Freedom)
09. Glasgow (No Place Like Home)
10. Robbing The Bank Of Life (Stealing The Night)
11. That’s The View From Here (Famous Folk Are Weird)
12. Boulder To Birmingham

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Über Thomas Waldherr (808 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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