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Terry Allen And The Panhandle Mystery Band: Just Like Moby Dick

Der legendäre Singer & Songwriter des Texas Country, legt mit seinem neuen Album wieder einmal mehr ein spätes Meisterwerk vor. Eine wilde, lebensweise Songmischung zwischen Konstanten menschlicher Existenz und dem Elend amerikanischer Kriege.

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Terry Allen And The Panhandle Mystery Band - Just Like Moby Dick Terry Allen And The Panhandle Mystery Band - Just Like Moby Dick. Bildrechte: Paradise Of Bachelors

Mit 76 Jahren nochmals ein Meisterwerk. Texas-Singer-Songwriter Terry Allen, der auch als bildender Künstler tätig ist, erzählt uns wilde Geschichten. Mal voller schwarzem Humor und grotesken Wendungen mal voll anklagendem bitteren Ernst. Terry Allen ist Lichtjahre entfernt von Country-Mainstream, seine Songs sind keine fixen Hitnummern, sondern kleine Schätze. Dabei hat er die Countrymusik quasi seit frühester Kindheit aufgesogen.

In Lubbock aufgewachsen

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Allen wurde in Kansas geboren, wuchs aber in Lubbock, Texas auf. Sein Vater, ein ehemals bekannter Baseball-Profi besaß eine Veranstaltungshalle, in der vor allem Kampf-Events ausgetragen wurden. An den Freitagabenden gab es aber Tanzveranstaltungen für Schwarze, samstags für Weiße. Der kleine Terry Allen bekam dort auch seinen ersten Job und erlebte die Musik seiner Zeit hautnah mit. An Freitagen spielten schwarze Musiker wie Jimmy Reed, B.B. King und T-Bone Walker, samstags u.a. Hank Williams, Ernest Tubb, Little Jimmy Dickens oder Minnie Pearl.

Neben der Musik war Terry aber schon immer dabei, sich künstlerisch auszudrücken und Songs zu schreiben. Ein einschneidendes, prägendes Erlebnis war dann der Besuch der Monterey Highschool in Lubbock, auf die zu jener Zeit auch Butch Hancock, Jimmie Dale Gilmore, Joe Ely, Jo Harvey Allen und Jo Carol Pierce gingen. Mit der Schauspielerin und Musikerin Jo Harvey Allen, die z. B. in dem Film „Grüne Tomaten“ mitwirkte, ist Terry seit 1961 verheiratet. Bis heute haben sich auch die nicht nur künstlerischen Freundschaften zu Joe Ely und Jimmie Dale Gilmore erhalten.

Bildender Künstler und Songwriter

Nach seiner Schulzeit studierte Terry erst einmal Architektur und etablierte sich als bildender Künstler. Erst 1975, mit 32 Jahren, veröffentlichte er sein erstes Album. Sein 1979 erschienenes Album „Lubbock (On Everything)“ gilt heute als Meilenstein des Alternative Country und Allen gehörte fortan zu den wichtigsten Vertretern des Texas Country neben Guy Clark und Townes van Zandt. Er bleibt jedoch immer ein Einzelgänger und künstlerischer Solitär. Immer wieder veröffentlicht er Platten, doch zuletzt verlagert er seinen Schwerpunkt auf die bildende Kunst, ist daneben Autor und Theaterregisseur, sein letztes Album mit Originalsongs datiert von 2013.

Aber mit „Pedal Steel + Four Corners“, eine Komposition aus Erzählungen, eigenen Countrysongs aus dem Backkatalog sowie Country-Sound-Klangcollagen kündigte sich schon im letzten Jahr eine Rückkehr zur Musik an.

Just Like Moby Dick – das Album

Das Album startet mit dem amüsanten und doppelbödigen „Houdini Didn’t Like The Spiritualists“. Der große Entfesselungskünstler war ein ganz rationaler Charakter. Von dem spiritistischen Hokuspokus, Stimmen aus dem Jenseits einzufangen hielt er nichts. Denn er war Magier und seine Kunst beruht nicht auf überirdischer Zauberei, sondern auf kunstfertiger und ganz weltlicher Trickserei.

„Abandonitis“ ist dann eine feine Reflexion über das Verlassen sein, das man sich nicht einfach wegoperieren lassen kann wie einen Blinddarm. Die Verlassenheit gehört zu uns dazu, sie muss man aushalten können, trotz so vieler vermeintlicher Freunde auf Facebook. Nach den traurigen „Death Of A Stripper“ und dem nachdenklichen „All That’s Left I Fa Thee Well“ folgt dann die wilde Geschichte von „Pirate Jenny“, die auf den Weltmeeren allerlei erlebte, einschließlich dem Techtelmechtel mit Captain Kidd, bis sie sich während eines Seegefechts in Luft auflöste.

Herzstück des Albums ist die dreiteilige Song-Suite „American Childhood“. Sie erzählt von einem High-School-Mädchen, die Soldatin wird und ihr Zuhause verlässt und von einer kurzen Romanze im vom Krieg gezeichneten Nahen Osten. Alle diese Krieg bringen nur sinnlose Gewalt und elend hervor. Hochaktuell nicht erst seit der akuten Kriegsgefahr durch Trumps Militärschlag gegen den Iran.

Es folgen mit „City Of The Vampires“ u.a. eine groteske Vampirballade, ehe das Album lebensklug mit „Sailin‘ On Through“ ausklingt. Eine abgeklärte Hymne auf das Leben, seine Höhen, seine Tiefen und seine Kämpfe. Und am Ende die Erkenntnis „alles ist vergänglich“ – so wie auch Moby Dick.

Mit dabei auf dem Album sind mit Dylan-Tourgitarrist Charlie Sexton als Koproduzent und Musiker sowie Singer-Songwriterin Shannon McNally als Sängerin zwei echte Schwergewichte der Americana-Szene, die den Longplayer noch ein bisschen besser machen.

Fazit: Brillantes Werk des Altmeisters. Er erzählt wunderbare Geschichten und ist dabei bei allem Wahnwitz immer ein großer und sympathischer Moralist. Fein!

Terry Allen And The Panhandle Mystery Band - Just Like Moby Dick

Titel: Just Like Moby Dick
Künstler: Terry Allen And The Panhandle Mystery Band
Veröffentlichungstermin: 24. Januar 2020
Label: Paradise Of Bachelors (Cargo Records)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 45:25 min.
Tracks: 12
Genre: Americana

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Trackliste: (Just Like Moby Dick)

01. Houdini Didn’t Like The Spiritualists
02. Abandonitis
03. Death Of The Last Stripper
04. All That’s Left Is Fare-Thee-Well
05. Pirate Jenny
06. American Childhood I: Civil Defense
07. American Childhood II: Bad Kiss
08. American Childhood III: Little Puppet Thing
09. All These Blues Go Walkin‘ By
10. City Of The Vampires
11. Harmony Two
12. Sailin‘ On Through

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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