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Swamp Dogg: Sorry You Couldn’t Make It

Das Soul & R&B-Urgestein legt mit seinem neuen Longplayer das von ihm lang ersehnte Country-Album vor. Mit dabei u.a. die verstorbene Country-Folk-Legende John Prine.

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Swamp Dogg - Sorry You Couldn't Make It Swamp Dogg - Sorry You Couldn't Make It. Bildrechte: David McMurr, Joyful Noise

Eine der traurigsten Nachrichten dieser bitteren Wochen war die News, dass der legendäre John Prine, einer der besten und größten Songwriter der Country & Folkmusik, an den Folgen der Infektion mit dem Corona-Virus gestorben ist. Sozusagen mitten aus seiner Arbeit gerissen, denn erst vor wenigen Wochen machte er durch eine besondere Zusammenarbeit wieder einmal seine besondere Stellung in der Musikszene deutlich. Mit den Songs „Memories“ und „Please Let Me Go Round Again“ spielte er mit dem in der Soul und R&B-Szene ebenso legendären Swamp Dogg zwei Stücke für dessen neues Album ein.

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Mit Sorry You Couldn’t Make It hat sich Swamp Dogg einen lang gehegten Traum erfüllt. Er konnte in den Sound eintauchen, mit dem er aufgewachsen ist: Country. Denn wie viele andere aus der Black Community in den Südstaaten hört er seit der Kindheit ganz selbstverständlich diese Musik und findet Gefallen daran, wie dort Geschichten erzählt werden. Zwar war für den als Jerry Williams Jr. 1942 in Virginia Geborenen wie für die meisten Schwarzen das Country-Business verschlossen – „Sie hatten keine Schwarzen bevor Charlie Pride kam“, sagt er dazu – doch das tat seiner Liebe zu dieser Musik keinen Abbruch.

Und so ist natürlich auch „Don’t Take Her (She’s All I Got)“, darauf, der als sein größter Hit gilt. Der schaffte es in den 19970er bzw. 1970er Jahren in Versionen von Tracy Byrd und Freddie North in die Popcharts. Aber da dieser Song beispielhaft für die Art von Countrymusik steht, die sich auf schonungslose Art und Weise mit Außenseiterrollen auseinandersetzt, wie es eben nur in diesem Genre möglich ist, brachte es Johnny Paycheck mit dem Stück 1971 auf Platz 2 der Country-Charts.

Aber dennoch: Der junge Jerry schlug auch den für Schwarze vorgegebenen Weg ein. Er spielte in den 1950ern als Little Jerry Williams Blues, dann in den 1960ern Soul und R&B, schrieb für Kollegen große Hits und legte sich dann 1970 einen neuen Namen zu. Er suchte nach einem Alter Ego, für den zwischen Vertragswirren und verweigerter Tantiemen aufgeriebenen Jerry Williams und fand es in „Swamp Dogg“. Der Name geht zurück auf den von der Produzentenlegende Jerry Wexler geprägten Begriff der „Swamp Music“, der die in Muscle Shoals, Alabama praktizierte musikalische Zusammenarbeit von weißen Musikern mit Black Music-Legenden wie Wilson Pickett, Aretha Franklin oder King Curtis betitelt. Swamp Dogg hatte es leid, als Jerry Williams das immer selbe zu singen. Als „Swamp Dogg“ konnte er nun viel freier sein. „Ab 1970 sang ich über Sex, Nigger, Liebe, Rednecks, Krieg, Frieden, tote Fliegen, Hausräuber, Sly Stone, meine Töchter, Politik, Revolution und Bluttransfusionen (um nur einige zu nennen) und konnte dies alles als eine Person tun. Die Aufnahmen in Alabama und das aufrichtige Singen und Schreiben über Dinge, die mich interessierten, brachten den Namen Swamp Dogg hervor“, sagt er einmal dazu.

Auf „Sorry You Couldn’t Make It“ geht Swamp Dogg im Herbst seiner Karriere also noch einen Schritt weiter. er wagt sich ins Country-Genre vor. Die Lieder sind Erzählungen über die Liebe, über das Fehlen desjenigen, den man liebt, über Mitgefühl, Familie und Freunde und sogar über Liebe, die den Tod übersteigt. Zwar sind im ersten Teil des Albums einige der Songs vom Arrangement her immer noch stark an Funk, Soul und R&B orientiert, aber die Erzählweise ist Country. Und insbesondere bei dem tollen „Family Pain“ und den Songs mit John Prine wird es musikalisch endgültig Country. „Memories“ ist ein anrührender Vortrag zweier alter Haudegen, die hier das zusammen gebracht haben, was zusammen gehört. Genre-Grenzen sind dazu da, immer mal wieder eingerissen zu werden. Swamp Dogg und Jon Prines Duett ist absolut Grammy-verdächtig und nun ein Vermächtnis. Auch „Please Le Me Go Round Again“ ist von dieser Qualität. Zwei alte verrückte Kerle singen darüber, nochmal losziehen zu wollen. „Ich hatte John Prine seit den 1960ern nicht mehr gesehen“, sagt Swamp Dogg lachend zur Zusammenarbeit mit dem Singer-Songwriter. Dass sie dennoch so gut harmoniert haben, zeigt ihre menschliche und musikalische Größe auf.

Und so hat sich Swamp Dogg also einen Traum erfüllt. Und so blickt er daher auch mit Genugtuung auf die heutige Realität in Nashville, wo so unterschiedliche Künstler wie Darius Rucker oder Lil Nas X sich im Country-Genre treffen, über das er sich einst Sorgen machte, dass es ihm nie eine Chance geben könnte. Und augenzwinkernd sagt er zu seinem Country-Album: „Ich bin besorgt, weil es ist, als hätte ich mein ganzes Geld auf ein Pferd gesetzt“, sagt er. „Aber ich glaube an dieses Pferd.“

Fazit: Wieder ein starkes Album von einem schwarzen Musiker, der die Countrymusik liebt. Hörenswert, anrührend und funky.

Swamp Dogg – Sorry You Couldn’t Make It: Das Album

Swamp Dogg - Sorry You Couldn't Make It

Titel: Sorry You Couldn’t Make It
Künstler: Swamp Dogg
Veröffentlichungstermin: 6. März 2020
Label: Joyful Noise
Vertrieb: Cargo
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 38:00 Min.
Tracks: 10
Genre: Country-Funk

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Trackliste: (Sorry You Couldn’t Make It)

01. Sleeping Without You Is A Dragg
02. Good, Better, Best
03. Don’t Take Her (She’s All I Got)
04. Family Pain
05. I Lay Awake
06. Memories (feat. John Prine)
07. I’d Rather Be Your Used To Be
08. Billy
09. A Good Song
10. Please Let Me Go Round Again – mit John Prine

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Über Thomas Waldherr (850 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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