Shannon McNally: The Waylon Sessions
Mit "The Waylon Sessions" legt die Americana-Singer-Songwriterin ein Album der Extraklasse vor.
Shannon McNally ist seit gut 20 Jahren im Musikbusiness, veröffentlichte mit „Jukebox Sparrows“ 2002 ihr Debütalbum, legte mit „Geronimo“ 2005 ihr zweites, von Charlie Sexton produziertes Album vor und machte sich mit „Black Irish“ auf die Spuren ihrer selbst, ihrer Mutter und ihrer Wurzeln, die in Irland, Deutschland und bei den native Americans der „Six Nations“ (Irokesen) liegen. Regelmäßig legt Shannon McNally, unter Kollegen sehr geschätzte Songwriterin, starke Alben vor und hat mit (fast) allem was Rang und Namen hat, schon zusammengearbeitet: Willie Nelson, Dr. John, Bonnie Raitt, Levon Helm, Charlie Sexton, Derek Trucks, Terry Allen und viele mehr.
Waylons Songs aus weiblicher Perspektive
Nun aber, in ihren Vierzigern und als alleinerziehende Mutter hat sie ein ebenso ungewöhnliches wie ambitioniertes und herausforderndes Projekt gestemmt. Mit The Waylon Sessions hat sie sich der Songs von Musiklegende Waylon Jennings und seinen Outlaw-Kumpanen angenommen. Einer der Bastionen der heterosexuellen Männlichkeit. Da wo „Kerle noch Kerle sein dürfen“ oder so ähnlich.
Doch das schreckte Shannon nicht ab. Im Gegenteil. „Wenn ich Waylon höre, höre ich einen Erwachsenen. Er hört sich wie ein Erwachsener an, und ich glaube, erwachsen zu sein wurde lange Zeit mit Mann sein verwechselt. Irgendwo in jedem dieser Songs versteckt sich jedoch eine weibliche Perspektive. Meine Aufgabe war es, einen Weg zu finden, das zu erschließen und herauszuholen“, sagt Shannon zu ihrem Projekt.
Und weiter: „Ich habe seine trotzig existenzielle, aber sofort zugängliche Musik des einfachen Mannes immer geliebt. Waylons Lieder fühlten sich für mich archetypisch männlich an und das sind sie auch. Er ist wie der Poseidon der Countrymusik. In dieser neuen Ära des 360 Grad Genderbewusstseins fühlte ich mich jedoch plötzlich der Aufgabe einer ehrlichen und liebevollen weiblichen Neuinterpretation besagter Outlaw-Standards besonders gewachsen. Ich identifiziere mich mit jedem Wort und Gefühl in diesen Liedern. Ihre Universalität spricht durch mich und für mich sind sie magisch.“
Illustre Unterstützer
Sprach’s und legt nun ein verdammt starkes Album vor. Von einer illustren Band bei der Kenny Vaughan (Gitarre) und Chris Scruggs (Bass) von Marty Stuarts „Fabolous Superlatives“ ebenso mit von der Partie sind wie Fred Newell an der Pedal Steel unterstützt, gelingen ihr wunderschöne Versionen von Songperlen wie „We Had It All“, „Help Me Make It Through The Night“ oder „Mammas Don’t Let Your Babies Grow Ip To Be Cowboys“. Bei einigen Songs wird sie zudem von prominenten Gesangspartnern begleitet. Rodney Crowell, Buddy Miller, Lukas Nelson und Jessi Colter machen ihre Aufwartung.
Vor wenigen Tagen bestanden die Songs auch ihren Livetest. Zusammen mit einigen Musikern ihrer Studioband sowie Buddy Miller und Rodney Crowell spielte sie ein starkes Releasekonzert in der City Winery in Nashville und überzeugte musikalisch und persönlich mit ihrer offenen und humorvollen Art.
Fazit: Shannon McNally hat die Herausforderung angenommen und gewonnen. „The Waylom Sessions“ ist mehr als ein Waylon Jennings Tribute oder Coveralbum. Es ist ein wichtiger Beitrag zur femininen Aneignung der Countrymusik. Geleistet von einer selbstbewussten Frau und Singer-Songwriterin in der Country- und Americanaszene. Chapeau!
Shannon McNally – The Waylon Sessions: Das Album
Titel: The Waylon Sessions
Künstlerin: Shannon McNally
Veröffentlichungstermin: 28. Mai 2021
Label: Compass (H’art)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 13
Gesamtspielzeit: 47:31 Min.
Genre: Country, Americana
Trackliste: (The Waylon Sessions)
01. I’ve Always Been Crazy
02. You Asked Me To – mit Buddy Miller
03. Out Among The Stars – mit Jessi Colter
04. You Show Me Yours And I’ll Show You Mine
05. Black Rose
06. This Time
07. I Ain’t Living Long Like This
08. I’m A Ramblin‘ Man
09. Mammas Don’t Let Your Babies Grow Up To Be Cowboys
10. Help Me Make It Through The Night
11. We Had It All
12. Only Daddy That’ll Walk The Line (Bonustrack)
13. Waltz Me To Heaven (Bonustrack)