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Lucinda Williams: Lu’s Jukebox Vol. 6 (You Are Cordially Invited: A Tribute To The Rolling Stones)

Williams veröffentlicht mit Vol. 6 ein "Tribute To The Rolling Stones".

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Lucinda Williams - Lu's Jukebox Vol. 6 Lucinda Williams - Lu's Jukebox Vol. 6. Bildrechte: Highway 20 Records (Thirty Tigers)

Eine Coverversion wird umso besser, je mehr es dem Interpreten gelingt, etwas von seiner eigenen künstlerischen Persönlichkeit einzubringen, den Song für sich zu adaptieren und so etwas Eigenes daraus zu machen. Das gelingt nicht jedem und auch nicht bei jedem Song. Lucinda Williams hat sich einem Projekt verschrieben, mit dem sie in Zeiten, da Künstler in ihren Auftrittsmöglichkeiten beschnitten sind und die Clubs nicht öffnen dürfen, dennoch da unterstützen kann, wo Hilfe dringend notwendig ist. So rief sie im vergangenen Jahr „Lu’s Jukebox“ ins Leben, eine kleine Online-Serie, in denen sie ausschließlich Coversongs aufführt, live aufgenommen in Studios in und um Nashville, die nun auch als CD und Vinyl erhältlich sind und ein Teil der Erlöse den unabhängigen Musiklokalen zugute kommen, die in Pandemie-Zeiten um ihre Existenz kämpfen und die auch ihre jahrzehntelange Karriere gefördert haben. „Meine Hoffnung für dieses Projekt ist, dass wir in der Lage sind, so vielen Veranstaltungsorten wie möglich zu helfen. Sie sind unser Zuhause, als Künstler. Wir müssen uns um sie kümmern, um der Live-Musik willen, die noch kommt“, wird Lucinda Williams zitiert.

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Mit Lu’s Jukebox Vol. 6: You Are Cordially Invited: A Tribute To The Rolling Stones ist nun auch der sechste und letzte Teil der Cover-Serie erschienen. Eine Reise durch die Zeit, die eine der populärsten Rockbands der Welt in 6 Dekaden zurücklegte. Bei der Songauswahl verlässt sich Lucinda Williams nicht nur auf die großen Nummern, die jeder kennt. Sie pickt sich aus dem reichhaltigen Fundus der Herren Jagger & Richards auch einige Perlen heraus, die etwas abseits des Fokusses stehen, wie „No Expectations“, You Gotta Move“ oder „Sway“. Was alle Songs eint, ist, dass sie die erfolgreichste Phase der Rolling-Stones-Bandgeschichte abbilden.

Während der Zuhörer sich bei den rockigen Nummern erst langsam (vllt. durch mehrmaliges Hören) auf die Songs einlassen muss, wirken die balladesken Stücke wie „Play With Fire“, Dead Flowers“, „Moonlight Mile“ oder „Salt Of The Earth“ auf Anhieb harmonischer. Hier taucht die Sängerin tief in die Tracks ein, lässt ihre Stimme mit der Musik verschmelzen. Eigentlich könnte man das genau anders herum vermuten. Doch erstaunlicherweise funktionieren (für mich) eher die ruhigeren Stücke, als die Uptempo-Songs. Wobei ich hier unterscheide zwischen dem Gesang auf der einen Seite und der instrumentalen Umsetzung auf der anderen.

„The Last Time“ beispielsweise fällt auf mit einer durchaus eigenständigen, energiegeladenen Gitarrenarbeit, die der poppigen und lockeren Seichtheit des Originals gegenübersteht. Zudem wird den Saiten-Soli hier auch aufgrund der längeren Spielzeit etwas mehr Raum gegeben zur Entfaltung. Das tut dem Ohr gut und hat einen gut rockigen Einschlag! (Mehr als man den Rolling Stones in ihrer Originalaufnahme zubilligen kann). Natürlich kann sich Lucinda Williams auf einem Stones-Tribut-Album nicht dem wohl bis heute populärsten Hit der Band „(I Can’t Get No) Satisfaction“ verweigern. Klar, dass hier der Maßstab besonders hoch liegt. Ob es ihr gelingt, einen überzeugenden, eigenen Stempel auf den Track zu drücken, muss letztendlich jeder Hörer selbst für sich beurteilen. Es ist wahrlich schwer, sich als Sängerin so einem „Über“-Track zu nähern und in hohem Maß abzuliefern. Lucinda Williams macht es, in dem sie sich nicht allzu weit vom Original entfernt. Eine (zarte und manchmal auch rauchige) weibliche Gesangstimme, die „I Can’t Get No Satisfaction herausschreit, und das raue, ungestüme und kratzige Organ eines Mick Jagger gegenüber zu stellen, ist fast schon unfair. Dennoch schlägt sich die Sängerin hier ausnehmend gut. Was ihr hier gelingt, vermisst man allerdings an anderen Stellen. Ein Beispiel: Das rebellierende und „schnoddrige“ im Gesang von Mick Jagger kann Lucinda Williams in ihrer Aufnahme von „Street Fighting Man“ nur bedingt transportieren. Musikalisch knallt die Nummer, aber leider fehlt es an Kraft und Rauheit in der Stimme, die zu diesem Titel einfach gehören müssen.

Fazit: Es ist schon eine gewaltige und nicht ganz einfache Sache, sich an die doch seit vielen Jahren allgegenwärtigen Hits der bekanntestesten Rockband der Welt heran zu wagen. Lucinda Williams macht das auf ihr ganz eigene Art und Weise, mal ist man überrascht, wie gut es matcht, manchmal ist aber auch noch Luft nach oben. Knackpunkt (jedenfalls für mich) ist die im Vergleich zum Original oft weichere, glattere Gesangsstimme, auf die sich der Zuhörer erst einmal einlassen muss. Das Backing, der Sound und im Besonderen die Gitarren-Arrangements sind in jedem Fall kraftvoll und manches Mal auch ausnehmend interessanter, und musikalischer als das Original. Leider ist die Musik des Albums um einen weiten Lassowurf vom Country entfernt. Lobenswert auch der Ansatz, die dahin darbenden Live-Clubs in diesen schweren Zeiten zu unterstützen.

Lucinda Williams – Lu’s Jukebox Vol. 6: Das Album

Lucinda Williams - Lu's Jukebox Vol. 6

Titel: Lu’s Jukebox Vol. 6
Künstler: Lucinda Williams
Veröffentlichungstermin: 28. Januar 2022
Label: Highway 20 Records, Thirty Tigers (Membran)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 16
Genre: Rock, Country, Blues

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Trackliste: (Lu’s Jukebox Vol. 6)

01. Street Fighting Man
02. The Last Time
03. Get Off Of My Cloud
04. Paint It Black
05. Play With Fire
06. No Expectations
07. Dead Flowers
08. Salt Of The Earth
09. You Gotta Move
10. Moonlight Mile
11. Time Waits For No One
12. Sway
13. Doo Doo Doo Doo Doo (Heartbreaker)
14. (I Can’t Get No) Satisfaction
15. Sympathy For The Devil
16. You Can’t Always Get What You Want

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Über Andreas Weihs (126 Artikel)
Fotograf und Journalist. Fachgebiet: Country & Folk. Rezensionen und Konzertberichte.