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Mavis Staples & Levon Helm: Carry Me Home

Das Live-Album mit Aufnahmen von 2011 ist das bewegende Zeugnis einer Freundschaft unter großen Musikern ebenso wie ein musikhistorisches Dokument. Und es ist vor allem eines: Ein Longplayer mit richtig guter Musik.

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Mavis Staples & Levon Helm: Carry Me Home Mavis Staples & Levon Helm: Carry Me Home. Bildrechte: Anti Records

Im Sommer 2011 trat Mavis Staples mit Levon Helm im Rahmen seiner „Midnight Ramble“-Konzerte in Woodstock auf. Die beiden kannten sich da schon viele Jahre und waren seit dem gemeinsamen Auftritt beim Abschiedskonzert von „The Band“ (The Last Waltz, 1977) auch gut miteinander befreundet. Nun werden diese Aufnahmen dieses Konzerts unter dem Titel Carry Me Home endlich veröffentlicht. Es dokumentiert eine der letzten Aufnahmen von Levon Helm, der im April 2012 gestorben ist.

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„Es kam mir nie in den Sinn, dass es das letzte Mal sein könnte, dass wir uns sehen“, sagt Staples. „Er war in dieser Woche so voller Leben und so glücklich. Er war derselbe alte Levon, den ich immer gekannt hatte, einfach ein wunderbarer Geist, innen und außen“, erinnert sich Mavis an dieses Treffen. Denn es war neben einem Legendentreffen – Mavis, eine der wichtigsten afroamerikanischen Sängerinnen überhaupt trifft Multiinstrumentalist und Band-Legende Levon, der als einer der Väter des Americana gilt – ein Treffen zweier Freunde. Auf den ersten Blick kommen sie aus unterschiedlichen Welten: Hier die Afroamerikanerin, die in Chicago auf die Welt gekommen ist, weil ihr Vater Pops dem Rassismus und der Armut in Mississippi entkommen wollte, da der weiße Südstaatenjunge aus Arkansas. Und doch sind die beiden gute Freunde geworden. Weil sie die Liebe zur Musik mit der Liebe zu den Menschen verbinden und keine Rassenschranken kennen. Sie sind vereint auch in den gemeinsamen musikalischen Wurzeln in den Südstaaten, die auf diesem Konzert und Album zelebrieren.

Denn dieser sehr religiöse Landstrich hat neben dem Rassismus auch die musikalischen Schätze Amerikas hervorgebracht: Blues, Gospel, Country, Soul. Und genau darin bewegen sich Mavis und Levon selbstverständlich und souverän. Dies zeigt sich auf „Carry Me Home“, wo sich die Bands von Staples und Helm auf dem Höhepunkt ihres Könnens durch eine eklektische Setlist von Liedern arbeiten, die durch Nina Simone, The Impressions, Bob Dylan und die Rolling Stones bekannt wurden.

Den Auftakt macht Mavis Staples mit „This Is My Country“, einer Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Starke Aussagen mit toller Musik, das geht schon richtig gut los. Auch „I Wish I knew How It Would Feel To Be Free“ ist so eine Hymne der Bürgerrechtsbewegung, die Zustände anprangert, die immer noch nicht überwunden sind. „Hand Writing On The Wall“ und „Farther Along“ sind Gospel-Klassiker voller Glaube und Hoffnung. Auch eine Art Gospel ist „Gotta Serve Somebody“ von Bob Dylan. zu dem legendären Songpoeten haben beide eine Verbindung. Levon war als Mitglied von „The Band“ langjähriger Weggefährte Dylans in den 1960ern und 1970ern. Und Mavis wäre beinahe mal von Bob geheiratet worden, als er ihr Anfang der 1960er Avancen machte. Dylan, auch so einer, der keine Farben kennt.

Mavis macht aus dem etwas devoten Song eine leidenschaftliche Tour De Force, mehr als fünfeinhalb Minuten wird aus dem tuckernden Start erst eine gut geölte Maschine, dann ein kraftvolles Gebet, das nochmals und nochmals wiederholt wird. Klar, dass danach nur noch Levon Helms Signature Song „The Weight“ kommen kann, von Mavis und Levon gemeinsam gesungen. So wie beim Abschiedskonzert von The Band, als Levon und Mavis als Teil der Staple Singers den Song gemeinsam sangen.

„The Weight“ ist eine Parabel auf amerikanische Verhältnisse zwischen Religion und Glücksversprechen, Egoismus und Gewalt und einer der besten Rocksongs überhaupt. Und hier wird der Song zu einer Art Vermächtnis: Für eine Freundschaft, für zwei große amerikanische Künstler, die stets auch an ihrem Amerika gelitten haben.

Mit dabei in Levons Band ist bei diesen Aufnahmen auch seine Tochter Amy, die diesen Sommer zusammen mit Mavis Staples in Europa (leider keine Konzerte in Deutschland) auf Tour geht.

Fazit: Ein faszinierendes Dokument amerikanischer Musik und ein bewegendes Zeugnis der Verbindung zweier Menschen, die sich in der Musik treffen.

Mavis Staples & Levon Helm – Carry Me Home: Das 2022er Album

Mavis Staples & Levon Helm - Carry Me Home

Titel: Carry Me Home
Künstler: Mavis Staples & Levon Helm
Veröffentlichungstermin: 20. Mai 2022
Label: Anti Records
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 12
Genre: Americana

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Trackliste: (Carry Me Home)

01. This Is My Country
02. Trouble In My Mind
03. Farther Along
04. Hand Writing On The Wall
05. I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free
06. Move Along Train
07. This May Be The Last Time
08. When I Go Away
09. Wide River To Cross
10. You Gotta Move
11. You Got To Serve Somebody
12. The Weight

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Über Thomas Waldherr (804 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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