Steve Earle & The Dukes: Jerry Jeff
Wieder ein Tribute-Album vom dreifachen Grammy-Preisträger. Diesmal zollt er dem großen Jerry Jeff Walker auf eindrucksvolle Weise Respekt.

Nach „Townes“ (2009), „Guy“ (2019) und „J.T.“ (2021) legt der legendäre Singer & Songwriter Steve Earle mit Jerry Jeff nun bereits sein viertes Tribute-Album für verstorbene Künstler vor, die ihm nahstanden. Townes van Zandt und Guy Clark waren Freunde und Weggefährten, Justin Townes war sein Sohn. Nun folgt mit Jerry Jeff Walker einer von Steves Lehrmeistern. „Die Platten wurden in der Reihenfolge aufgenommen und veröffentlicht, in der sie diese Welt verlassen haben. Aber machen Sie keinen Fehler – es war Jerry Jeff Walker, der zuerst kam“, sagt Earle dazu in den Liner Notes zu „Jerry Jeff“.
Steve Earle hörte Walker erstmals mit 14 Jahren. Und es war natürlich „Mr. Bojangles“, Walkers größter Hit über einen alten, heruntergekommenen Tänzer, der im Gefängnis sitzt. 1968 von Walker veröffentlicht, machte die Nitty Gritty Dirt Band 1970 einen Chart-Erfolg daraus. Später sangen ihn u.a. Bob Dylan und Sammy Davis Jr. und mittlerweile ist er ein amerikanischer Klassiker.
Nicht nur Mr. Bojangles
„Man neigt dazu, Jerry Jeff mit einem einzigen Song in Verbindung zu bringen“, sagt Earle und verweist auf „Mr. Bojangles“. „Er war aber auch ein großartiger Interpret von Songs anderer Leute. Aber mein Hauptziel bei der Aufnahme dieses Albums war es, die Leute daran zu erinnern, dass er eine Menge verdammt guter Songs geschrieben hat.“ Gesagt, getan. Steve hat sich des großartigen Songmaterials angenommen und ihm seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Sein Zusammenspiel mit den Dukes läuft wie eine gut geölte Maschine: Folk, Country, Bluegrass mit einem Schuss Irish Folk-Melodik. Packend, mitreißend, ohne dass dabei die Inhalte der Songs übertüncht werden. So gelingt ihm das bei „Mr. Bojangles“ ebenso souverän wie bei „Little Bird“, bei „Gypsy Songman“ ebenso wie bei „My Old Man“ oder „Old Road“.
Starke Coverversionen von Steve Earle & The Dukes
Steve Earle bleibt ein Phänomen in der US-Country und Americana-Szene. Er verortet sich selbst als Linker, steht in der Tradition eines Woody Guthrie oder Bob Dylan und ist gleichzeitig auch der Texas Singer-Songwriter-Szene sehr nahe. Dabei ist er ein kreativer Freigeist, zu dessen künstlerischem Portfolio auch der Roman „I’ll Never Get Out of This World Alive“ und eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel „Doghouse Roses“ gehören. Für die Public-Theatre-Produktion „Coal Country“ über die Bergleute von West Virginia schrieb er die Musik und wirkte auch im Stück mit. Songs aus „Coal Country“ sind auch auf Earles 2020 erschienenem Album „Ghosts of West Virginia“ enthalten, das für ihn auch ein Statement dafür war, die Bergleute von Trump zurück zu den Demokraten zu holen.
Steve Earle: Ein Phänomen im Country & Americana
Sein letztes Projekt vor „Jerry Jeff“ war vielleicht sein schwierigstes. Ein Tribute-Album für den eigenen Sohn Justin Townes, der im August 2020 so früh und tragisch starb, das im Januar 2021 erschien. Nun wieder ein Album für einen im Jahr 2020 verstorbenen. Es bleibt zu hoffen, dass Steve nun auch wieder eigene Songs über das Hier und Jetzt schreibt. Denn wenn er was zu sagen hat, dann hat das Hand und Fuß und gehört zum besten in Country und Americana.
Fazit: Bewegendes, musikalisch starkes Tribute für eines der Vorbilder Steve Earles. Respektvoll und gelungen!
Steve Earle & The Dukes – Jerry Jeff: Das 2022er Album
Titel: Jerry Jeff
Künstler: Steve Earle & The Dukes
Veröffentlichungstermin: 27. Mai 2022 (Download)
Veröffentlichungstermin: 26. August 2022 (CD)
Label: New West Records (H’Art)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Country, Americana
Trackliste: (Jerry Jeff)
01. Gettin‘ By
02. Gypsy Songman
03. Little Bird
04. I Makes Money (Money Don’t Make Me)
05. Mr. Bojangles
06. Hill Country Rain
07. Charlie Dunn
08. My Old Man
09. Wheel
10. Old Road