Buddy & Julie Miller: In The Throes
Das Ehepaar veröffentlicht ein hörenswertes und sehr persönliches Album und hat mit Bob Dylan einen sehr prominenten Co-Autoren.
Sie sind neben Larry Campbell und Teresa Williams das „Traumpaar“ des Americana. Der talentierte und umtriebige Musiker, Produzent und Radiomoderator Buddy Miller und seine Frau Julie, die eine der großen Americana-Poetinnen ist. Seit den 1970ern stehen sie gemeinsam auf der Bühne, 1981 heirateten sie, 2001 erschien dann endlich ihr Debütalbum als Duo. „Buddy & Julie Miller“ wurde denn auch gleich von der Americana Music Association zum Americana-Album des Jahres gekrönt. Einen Grammy, mehrfache Grammy-Nominierungen, 13 Americana Music Association Awards, zahlreiche Gold- und Platinplatten durch Kooperationen mit u.a. Linda Ronstadt, Levon Helm, Emmylou Harris und Diana Krall stehen seitdem zu Buche. Ihre gemeinsamen Songs „Gasoline And Matches“ und „Spittin‘ On Fire“ wurden zu modernen Americana-Klassikern.
Kreative Hochphase von Julie Miller
Nun veröffentlichen Buddy & Julie Miller ihr neues Album „In The Throes“. In The Throes entstand während einer sehr kreativen Phase von Julie, in der die Lieder „nur so aus ihr heraussprudelten“, wie sie selbst sagt. „Ich stand auf, ging die Treppe hinunter und sang ein paar Noten, die er auf der Gitarre spielen sollte. Ich sang das ganze Lied in einem Take und ging dann zurück ins Bett.“ Ursprünglich wollte Julie die Songs gar nicht veröffentlichen, doch Buddy und Kollegen redeten ihr gut zu, es doch zu tun. Und: Die hatten verdammt recht.
Bob Dylan als Co-Autor
Denn es ist ein faszinierendes Album geworden. Das Dokument der Beziehung der beiden mit den Themen Liebe, Vertrauen, Schutz und Ängsten. Julie Miller schrieb alle Tracks selber, bis auf einen: „Don’t Make Her Cry“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von zwischen Julie, Regina McCrary und Bob Dylan. „Don’t Make Her Cry“ waren die Worte, die Regina McCrarys Vater zu Bob Dylan sagte, als sie sich 1978 bei einer Show in Nashville trafen, kurz nachdem sich Regina seiner Band angeschlossen hatte, erzählt Buddy Miller gegenüber „SPIN“. Drei Jahrzehnte später fingen sie an, gemeinsam den Text zu dem Song zu schreiben. Als es darum ging, den Song zu finalisieren, sagte Bob Dylan zu Regina: „Gib es Buddy Miller“. Kein Wunder, ist doch Buddy schon seit Jahren ein großer Freund und Förderer von Regina und ihren Schwestern, der Gospel-Gruppe „The McCrary Sisters“.
Buddy gab den Text also dann an Julie weiter, die weitere Texte hinzufügte, andere umgeschrieb und diese dann schließlich vertonte. Im sanften 6/8-Rhythmus und mit einem sympathischen Leadgesang von Buddy fügt sich „Don’t Make Her Cry“ ganz natürlich in das Album ein: eine sanft gesprochene Ode an Durchhaltevermögen und Schutz.
Julie kehrt ihr Innerstes nach außen
Denn das sind auch wichtige Themen in ihrer Ehe. Die immer noch lebendig ist „You’re My Thrill“ und von Liebe von Julie an Buddy gefüllt ist „I Love You“. Im Titeltrack „In The Throes“ erzählt Julie von ihrer Zerbrechlichkeit, ihren Ängsten, ihrer Freiheit, aber auch von ihrer Verlorenheit. Ein starker, ehrlicher Song, der klar macht, warum Julie mit der Veröffentlichung zögerte. Julie lässt uns an ihrem Innersten, an ihren Zweifeln, an ihrer Furcht, an ihren Schmerzen teilhaben. Aber seit Dylans „Blood On The Tracks“ wissen wir ja, wie künstlerisch wertvoll Songs über Schmerzen und Leid sein können. Julie zeigt sich hier wieder einmal als große Poetin und ihre Songs sind zu gut, als dass man sie verbergen sollte. Herrlich schräg ist „I’ve Been Around“, der auch nochmal deutlich macht, welch charismatische Sängerin Julie ist. Ihre markante, immer noch jugendliche Mädchenröhre wirkt nun etwas angeraut was zu diesen Songs über das Leben bestens passt. Zusammen mit der sonoren Singstimme von Buddy ergeben sich so wunderbare Duett-Momente.
Gedenken an John Lewis
Thematisch fällt noch ein Song heraus, der aber umso wichtiger ist und deutlich macht, dass Julie und Buddy alles andere als nur selbstbezogen agieren. Mit „The Last Bridge You Will Cross“ setzen sie dem im Juli 2020 verstorbenen Kongressabgeordneten John Lewis ein Denkmal. Lewis war eine Legende der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. „The Last Bridge“ spielt auf die Überquerung der Edmund Pettus Bridge beim historischen Marsch von Selma nach Montgomery an, die Lewis anführte und die wegen der unvorstellbaren Polizeigewalt, die den Demonstrierenden entgegenschlug, heute als „Bloody Sunday“ bekannt ist. Lewis wurde dabei mehrfach verletzt und lebte als Folge davon bis zu seinem Tod mit einer Metallplatte im Kopf.
Fazit: Ein tiefes Album. Die Miller schonen sich und uns nicht und gewinnen dabei auf ganzer Ebene. Eines der schönsten Americana-alben dieses Jahres!
Buddy & Julie Miller – In The Throes: Das 2023er Album
Künstler: Buddy & Julie Miller
Album: In The Throes
Veröffentlichung: 22. September 2023
Label: New West Records, Inc. (H’Art)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 12
Genre: Americana
Trackliste: (In The Throes)
01. You’re My Thrill
02. In The Throes
03. Don’t Make Her Cry
04. Niccolo
05. I Love You
06. The Last Bridge You Will Cross
07. The Painkillers Ain’t Workin’
08. Tattooed Tear
09. I Been Around
10. I’ll Never Live It Down
11. We’re Leavin’
12. Oh Shout