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Lucinda Williams: This Sweet Old World

Die texanische Ausnahme-Songwriterin hat ihr 1992er Album "Sweet Old World" neu eingespielt. Es ist erneut eine sehr melancholische Platte geworden.

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Lucinda Williams - This Sweet Old World Lucinda Williams - This Sweet Old World. Bildrechte: Highway 20 Records (Alive)

Mit „Car Wheels On A Gravel Road“ schaffte Lucinda Williams 20 Jahre nach ihrem musikalischen Debüt endlich den Durchbruch bei Publikum und Kritik gleichermaßen. Und auch der Schreiber dieser Zeilen hing damals der neuen „Queen Of Alternative Country“ an den Lippen. Gut 20 Jahre später ist die Liebe zwar nicht mehr so heiß und innig, der Respekt jedoch ungebrochen. Sie ist einfach eine fantastische Songwriterin, aber musikalisch kommt sie seit geraumer Zeit aus dem selbstgewählten Melancholie-Rahmen nicht raus.

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Nachdem sie 2014 bereits ihr 1988er Album „Lucinda Williams“ neu aufgelegt hatte, nun also die Neuaufnahme des Materials von „Sweet Old World“ unter dem Namen This Sweet Old World. Es muss in ihr gearbeitet haben, noch einmal auf das Album, das vor ihrem Durchbruch mit „Car Wheels On A Gravel Road“ stand, einzugehen. „Sweet Old World“ war damals schon melancholisch und düster, doch Lucinda war 25 Jahre jünger und an einem anderen Punkt im Leben. Wo sie damals noch frech war, ist sie nun abgeklärt-melancholisch.

Und so kommt bei allen interessanten Texten, die man, wo es irgendwo geschrieben stand, bei tiefsinnigen Gesprächen beim Rotwein erörtern kann, das Album musikalisch nicht vom Fleck. Slow und Mid-Tempo-Songs, Blues und verlangsamter Twang. So hat man das schon bei den letzten Platten gehört.

Produziert wurde „Sweet Old World“ 1992 übrigens von Gurf Morlix, einer Institution der Texas-Country-Szene, der als Produzent und Musiker schon mit allen wichtigen Leuten des Americana wie Robert Earl Keen, Mary Gauthier, Ray Wylie Hubbard, Rosanne Cash, Jim Lauderdale, Steve Earle, Charlie Sexton oder Dave Alvin zusammengearbeitet hat. Auch für „Car Wheels On A Gravel Road“ zeichnete er anfangs noch als Produzent verantwortlich, bevor sich Williams und er während der Arbeit an dem Album überwarfen. Morlix wurde dann bei Erscheinen des Albums nicht mehr als Mitwirkender benannt. Für Morlix Grund genug, den Kontakt zu Williams nun völlig abzubrechen. Auch ein Versöhnungsversuch vor wenigen Jahren ging schief. Das Verhältnis der beiden scheint nicht mehr zu kitten zu sein. Auch ein Grund für Lucinda „Old Sweet World“ nochmals aufzunehmen?

Wie auch immer, produziert von Williams selbst zusammen mit ihrem Mann/Manager Tom Overby entstanden die Aufnahmen innerhalb von zehn Tagen im Studio von Engineer David Bianco in Nord Hollywood. Begleitet wurde Williams von ihrer Tour- und Studioband (Gitarrist Stuart Mathis, Bassist David Sutton und Schlagzeuger Butch Norton – auch dabei der gutbefreundete Steel-Guitar Spieler Greg Leisz, der auch bei frühen Aufnahmen zum Originalalbum mitwirkte und The Ghosts of Highway 20 (2016) und Down Where the Spirit Meets the Bone (2014) koproduzierte).

Die abgeklärte melancholische Weisheit, die die heutige Lucinda von der vor 25 Jahren unterscheidet, ist nun als Raster über das alte Material gelegt worden. Zwar bleibt sie den Original-Arrangements bei Song-Klassikern wie „Pineola“ oder „Little Brother“ treu, Bei „He Never Got Enough Love“, wird der Song aber gehörig verändert. Er bekommt neue Lyrics dazu, die Melodie etwas verändert und einen neuen Titel, der eigentlich der alte war: „Drivin‘ Down A Dead End Street“ wurde von Ihr damals als Titel verworfen, weil Kollege Bob Dylan auf seinem 1988er Album „Down In The Groove“ – bereits einen Song so genannt hatte. Nun ist 30 Jahre später Dylans Werk zu Recht der Vergessenheit anheimgefallen – ganz im Gegensatz zum großartigen „Oh Mercy“ von 1989 – und Lucinda hat die Souveränität, sich den Titel wiederzuholen.

So geht also Lucinda ihren melancholischen Weg souverän weiter. Bleibt allerdings zu hoffen, dass sie nicht als nächstes nun auch „Car Wheels On The Gravel Road“ einer Revision unterzieht. Denn dieses Album hat die richtige Mischung zwischen Tempo und Langsamkeit, hat Songs mit unterscheidbaren Melodien, die im Ohr bleiben. Hat genau die richtige Balance zwischen erdigem Country-Rock, der auch mal das Tempo anzieht und melancholisch-sphärischen Tönen. Eine Balance, die Lucinda Williams später bei keinem Album mehr erreicht hat.

Fazit: Nichts Neues bei Mrs. Williams. Eingefleischten Lucinda-Fans wird es gefallen. Nicht mehr und nicht weniger.

Lucinda Williams – This Sweet Old World: Das Album

Lucinda Williams - This Sweet Old World

Titel: This Sweet Old World
Künstlerin: Lucinda Williams
Veröffentlichungstermin: 3. November 2017
Label: Highway 20 Records (Alive)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 71:00 Min.
Tracks: 16
Genre: Alternative Country, Americana

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Trackliste: (This Sweet Old World)

01. Six Blocks Away
02. Prove My Love
03. Something About What Happens When We Talk
04. Memphis Pearl
05. Sidewalks Of The City
06. Sweet Old World
07. Little Angel, Little Brother
08. Pineola
09. Lines Around Your Eyes
10. Drivin‘ Down A Dead End Street
11. Hot Blood
12. Which Will
13. Factory Blues (Bonustrack)
14. What You Don’t Know (Bonustrack)
15. Wild And Blue (Bonustrack)
16. Dark Side Of Life (Bonustrack)

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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