Alan Jackson: Like Red On A Rose
Was war das für eine Aufregung, als bekannt wurde, dass Alan Jackson – erstmals in seiner inzwischen 16-jährigen Musikkarriere – ein Album ohne seinen Erfolgsproduzenten Keith Stegall aufnehmen wird. Und als es dann auch noch hieß, dass keine Geringere als Bluegrass-Königin Alison Krauss die Regler im Studio verschieben wird, da hatte man eigentlich mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Mischung aus Blues, Soul und dezenten Countryeinflüssen, inklusive einem nahezu 100%igem Balladenanteil. Mutig, Mister Jackson! Wirklich sehr, sehr mutig! Und daher auch an dieser Stelle schon mal einen gezogenen Stetson für diesen gewagten Schritt in eine neue Richtung.
Dass sich da eine gewaltige Kursänderung anbahnen würde, ließ sich ja bereits durch die Vorabsingle „Like Red On A Rose“ erahnen. Nun ist es aber – wenn man schon so ein musikalisches Experiment macht – auch immer von Vorteil, das Wohl und den Geschmack der eigenen, oft langjährigen Fans im Auge zu behalten. Darauf scheint Alan Jackson bei dieser CD allerdings nur geringfügigen Wert gelegt zu haben.
Gerade mal fünf – und das ist schon äußerst großzügig bemessen – von insgesamt 13 Songs lassen gelegentlich winzige Fragmente des „alten“ Alan Jackson erahnen. Darunter befindet sich zum Beispiel das wunderbare „The Firefly’s Song“, das mit seinem Folk-Picking ein klein wenig an das legendäre „Blackbird“ der Beatles erinnert. Produzentin Alison Krauss hat es sich nicht nehmen lassen, diesen Song mit gewohnt zarten Harmonyvocals auszustatten. Vermutlich war es ihr im Studio auf der einen Seite der Glasscheibe irgendwann einfach zu langweilig … oder aber „Wait a Minute“, eine klassische Pianoballade, die sicherlich Chancen hat, als eine der nächsten Singles ausgekoppelt zu werden. Genügend kommerzielles Potential hätte der Song jedenfalls. Sehr schön geworden ist auch die Neuaufnahme von „A Woman’s Love“, einem Alan Jackson-Original von seinem 98er-Album „High Mileage“. Damals noch im traditionellen Countrygewand und durchaus linedance-tauglich, bekommt der Song in dieser neuen Aufbereitung deutlich mehr Seele, Klasse und Tiefe. „Ab damit an die Radiostationen!“, kann man sich da als Liebhaber des guten Tons eigentlich nur wünschen. Ein weiteres Häppchen der eher leichten Kost dieses Albums ist „Where Do I Go From Here (A Trucker’s Song)“. Recht clever gemacht ist dieses Stück, das sehr stark mit der abgegriffenen Klampfen-Hymne „Oh, Susanna“ verwebt ist. Schafft man es, darüber hinweg zu sehen, dann entwickelt sich diese Nummer 12 blitzschnell zu einem Favoriten. Unter den restlichen Songs befindet sich so mancher harter Brocken, der dem gewöhnlichen Countryfan sicherlich einige Bauchschmerzen bereiten wird. Da hilft dann auch kein Respekt mehr vor der Platte als Gesamtwerk, wenn die Songs beim besten Willen nicht so recht ins Ohr wollen.
Famous last words: So gut ihn dieser Anzug auf dem Coverfoto auch aussehen lässt, die ungewohnten Töne dieses Albums stehen Alan Jackson nur bedingt. Ob die Platte doch ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten, denn selten war man sich so unsicher mit Prognosen wie hier! Eines steht jedenfalls fest: Der Name Alan Jackson wird einiges reißen und vielleicht auch dazu anspornen, sich die Platte warm zu hören und mit der Zeit dieses bluesige Balladenkonzentrat zu knacken.
Trackliste:
01. Anywhere On Earth You Are |